Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, als ihr alle Brücken hinter euch abgebrochen und ein neues Leben an einem anderen Ort begonnen habt?
5 Antworten
Zunächst bin ich sehr tief gefallen, bis hin zu einem misslungenen Aussteigerversuch und Suicidgedanken.
Anlass für meinen Wechsel zum anderen Ort war eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Leider zerbrach diese aus heiterem Himmel, und der angenomme Job war trotz ähnlicher Bezahlung der letzte Mist. Genau so unerwartet wie die Trennung, erlebte ich rasch in einer psychosomatischen Klinik eine neue mehrjährige Liebe, die mich zu einem erneuten Ortswechsel antrieb. Diesmal hatte ich Glück und konnte einen guten Job finden. Auch diese Beziehung scheiterte nach wenigen Jahren.
Wiederum hatte ich Glück. Am selben Ort fand ich die Frau fürs Leben und konnte den guten Job behalten. Wir sind jetzt 39 Jahre in Harmonie zusammen.
Ich war schon mit Rückversicherung ausgestiegen und mit meinem Auto und 5000 DM nach Spanien abgehauen. Vorher hatte ich 5 "Abschiedsbriefe" geschrieben und vorläufig bei einem Freund deponiert. Es waren Briefe an meine Eltern, meine Bank, meinen Arbeitgeber usw. Diese Briefe sollte er im nächsten Monat abschicken.
Zwei Tage später lag ich mit tränenden Augen am Pool in der Sonne und plante meinen Suizid. Nachdem mir meine Handtasche mit Geld und Papieren gestohlen worden waren, hatte ich keine Perspektive mehr. Ich hielt eine Vergiftung mit Autoabgasen für möglich. Am Abend luden mich spanische Freunde, die von meiner prekären Lage erfuhren, zum Essen ein und ich lernte dort eine Touristin kennen. Mit ihr war ich mehrere Tage und Nächte zusammen, sie begleitete mich zum Konsulat wegen der Ersatzpapiere, lieh mir 500 DM in verschiedenen Währungen für die Heimfahrt und sie überredete mich, nach Deutschland zurückzukehren und mein normales Leben wieder aufzunehmen. Ich stoppte telefonisch den Versand meiner Abschiedsbriefe und kehrte tatsächlich in mein normales Leben zurück. Mit dieser Frau führte ich ein paar Monate eine Fernbeziehung, und meine Schulden zahlte ich zurück.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bei mir mit den Frauen vieles schieflief; dass diese aber mich immer wieder auffingen.
Was meinst du mit "mit Rückversicherung ausgestiegen" und wie hat damals dein normales Leben ausgesehen? Wie lange ist das alles her und was für ein Leben führst du heute?
Die Rückversicherung war, dass ich die 5 Abschiedsbriefe, darunter die Kündigung als Beamter, nicht sofort abschickte und stoppen konnte. 1978 war ich Beamter auf Lebenszeit im gehobenen Dienst. Meine unentschuldigte Abwesenheit vom Dienst, etwa eine Woche, die ich mit psychischer Erkrankung ohne Attest begründete, wurde mir vom Urlaubsanspruch abgezogen.
Mir geht es heute, abgesehen von altersgemäßen körperlichen Einschränkungen, ausgesprochen gut, zusammen mit meiner Traumfrau.
Du hast also sozusagen die Kurve nochmal rechtzeitig genommen?
Vielen Dank für den Stern. Ich hatte mich sehr geöffnet und deshalb den Stern verdient.
Am Anfang war es relativ schwierig in der neuen Umgebung, weil ic h vorher einen relativ großen öffentlichen Bekanntheitsgrad hatte und plötzlich war ich vergleichsweise ein Nichts hinter meiner Frau.
Zu ihr war ich der Liebe wegen gezogen und auch sie war stadtbekannt. Also befand ich mich zunächst in der ungewohnten Rolle des Unbekannten, wenn nicht sogar des Anhängsels meiner Frau.
Das hat sich aber längst geändert.
Wieso hattest du einen großen öffentlichen Bekanntheitsgrad?
Bin der Liebe wegen mit 20 Jahren nach 5,5 Jahren zu meinem Freund gezogen, der in Berlin studierte, hatte Arbeitsvertrag unterschrieben und meine Umzugskisten im Zug mit.
Am Bahnhof Zoo holte er mich ab und sagte es sei Schluss, er liebe eine 17 Jahre ältere Frau.
Da war ich dann in der grossen Stadt fremd, hatte diesen Liebeskummer, habe einen Selbstmordversuch gemacht, wurde aber gefunden und gerettet.
Dann blieb ich 5 weitere Jahre dort und nahm eine andere Arbeit beim Gynäkologen an, suchte mir ein Appartment und lernte in der U Bahn meinen damaligen Mann kennen.
Irgendwann zogen wir in die Heimat, da es für ihn mit dem Beruf besser war, ich wäre am liebsten dort geblieben, aber das ging nicht, da er bei meinen Eltern wohnte. Wir heirateten nach 10 Jahren, die Ehe scheiterte aber.
So war mein Leben an einem anderen Ort.
Auf welche Art hast du versucht, dich umzubringen? Und was meinst du mit Heimat?
Egal wohin ich gegangen bin.
Ich war schon dort.
Man kann sein ganzes Leben lang laufen, aber irgendwo hinzukommen, ist schwierig
Du meinst, niemand kann seine Verhaltensmuster ändern?
Und welche Erfahrungen hast du persönlich zu diesem Thema gemacht?
Ich bin zwar einsam geworden, aber die meisten meiner alten Freunde sind tot.
Was für ein Aussteigerversuch war das und wie wolltest du dich umbringen?