Welche Erfahrung hat euch am meisten verändert?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Guten Morgen, PsychDocJulia!

Abgesehen von ein paar größeren oder besonderen Ereignissen & Lebensabschnitten waren es in der Summe immer kleinere Erfahrungen & Erlebnisse, die mich als Mensch geformt, verändert und reifer gemacht haben.

Manche Dinge bekommt man nicht so stark oder direkt sofort mit, verändern aber trotzdem dauerhaft. Das ganze Leben unterliegt einem Wandel, man bildet sich weiter, lernt, interagiert mit der Umwelt, reift, passt sich (un)bewusst an oder auch nicht, verändert sich, zieht Schlüsse & Konsequenzen. IMHO reift man heran.

Zudem unterscheidet sich oftmals die Eigenwahrnehmung von der Fremdwahrnehmung, sodass diverse Prozesse oftmals nicht erkannt werden. Wenn man mit sich selbst den ganzen Tag zu tun hat, bekommt man schleichende Prozesse aufgrund der gefärbten Meinung/Ansicht und Gewohnheit nicht immer sofort mit; Bekannte, Freunde, Verwandtschaft, Fremde etc. oftmals schon. Wobei man auch bei Drittmeinungen aufpassen muss, da viele Dinge oft lapidar diversen Umständen zugeschrieben werden, obwohl Menschen selten exakt wissenschaftlich prüfen oder das Gesamte betrachten. Da ich ein Menschenkenner bin und mich auch selbstkritisch analytisch reflektiere, sind mir schon ab und zu ein paar Veränderungen aufgefallen, sodass ich bestimmte Ereignisse zuordnen konnte. Manche Dinge unterliegen allerdings der normalen Entwicklung bzw. liegen in der jeweiligen Entwicklungsphase begründet. Andere Dinge unterliegen klar der Logik und den jeweiligen Sachverhalten.

Die Arbeit, das Kollegenumfeld, die Kunden/Klienten, Sachverhalte, Menschen, Medien, Politik etc. beeinflussen auch. Die Umwelt, das Umfeld etc. beeinflussen zudem. Politik, Kriege, Finanzen, Krankheiten etc. beeinflussen ebenfalls.

Einschulung, Tod von Angehörigen & Freunden, Gewalt/Missbrauch, erste Liebe, das Erste Mal, Trennung, Lug & Betrug, Massendenken, Medienmanipulation, Volksverdummung, Verrohung, Ausbildung, Oberstufe, Abschluss usw. sind alles Ereignisse, die ebenfalls Einfluss nehmen, verändern, reifen lassen usw. Der Reifeprozess an sich ist ja schon erfüllt, wenn Situation xyz eingetreten ist, man alle Schritte evaluiert, dann akzeptiert oder neutral annimmt, um es dann zukünftig besser/anders zu machen oder auch nicht. Das Erkennen, Auseinandersetzen/Reflektieren bestätigt den Reifeprozess, verstärkt und optimiert diesen.

Ebenso gehören Fehlentscheidungen, Austesten und das Gehen unterschiedlicher Wege etc. auch zum Reifeprozess dazu. Insofern würde ich sagen, dass dies jeden Tag lebenslang so geschieht.

Das größte beeinflussende Ereignis gab es demnach bei mir nicht.
Es gab unendlich viele kleinere Ereignisse und einige schwerwiegende Ereignisse.
Da alles vermischt ist, kann ich keine konkrete Einschätzung abgeben.

Klar sind Einschulung, die erste Liebe, das erste Mal und die erste Trennung einschneidend und "einmalige" prägende Erlebnisse, an die man sich erinnert.
Auch gesundheitlich hatte ich massive Probleme, die einschneidend waren und noch sind. Ich hatte einmal Darmkrebs. Auch dieses "Ereignis" hatte mich erst einmal geschockt und hilf-/machtlos zurückgelassen. Mit so einer Sache konfrontiert, denkt man viel nach, hinterfragt, richtet sein Leben neu aus und richtet demnach den Fokus auf relevantere Dinge. Auch daran konnte ich reifen.

Würde ich z.B. eine Freundin finden, diese dann ehelichen und mit ihr evtl. irgendwann Kinder bekommen, so wären dies wohl ebenfalls große Ereignisse,
an die man sich genau erinnert. Auch daran wird man wieder reifen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

PsychDocJulia 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 22:26

Danke für deine erneute Ehrlichkeit und differenzierte Antwort! Und danke dafür, dass du auch so Persönliches geschrieben hast. Es tut mir sehr leid zu hören, dass du Darmkrebs hattest. Ich kann mir vorstellen wie schwer diese Zeit für dich gewesen sein muss... Ich wünsche dir von Herzen, dass du bald die Frau findest, die zu dir passt und mit ihr eine Familie gründen kannst! Manche Dinge kommen in einem ganz unerwarteten Moment.

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CosmiqUser  10.06.2024, 22:38
@PsychDocJulia

Sehr gerne. Vielen Dank für den höflichen Kommentar und die lieben Worte.

Alles gut. Es war nur ein kurzer Schock über die Hiobsbotschaft. Leichter Anflug von Panik, Angst, Hilf- und Machtlosigkeit. Ärzte haben alles geregelt. Dennoch war es Glück, da es ein Zufallsfund war. In jungen Jahren geht man in der Regel nicht so oft zum Arzt und lässt sich auch dahingehend eher selten untersuchen.

Danke, Danke, Danke. Ach, ich verstehe die meisten Frauen einfach nicht.
Die meisten sind so kompliziert und eher massentauglich systemkonform.
Ich suche wohl die Nadel im Heuhaufen. Die, die "nachdenkt" und über den Tellerrand hinausschaut und jung ist. Das ist statistisch betrachtet sehr unwahrscheinlich. Aber, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Vielleicht liegt es auch an mir. Ich bin zwar kein Macho/Assi, aber denke in 99,999% der Fälle anders als die Masse. Also hinsichtlich Party, Rauchen, Saufen, Werte, Anstand, Aussehen, Arroganz, Oberflächlichkeit etc. Also passe ich da nicht hinein.

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Hey, schöne Frage! :)

Da ich erst 21 bin, kann ich (noch) nicht so etwas tiefgreifendes, wie du es beschrieben hast, als mein Beispiel nennen. Aber ich habe ein Erlebnis, das für mich sehr einschneidend war. Auf seine eigene Art und Weise.

Ich habe mit 16 ein Mädchen kennengelernt (bin schwul) und sie war damals noch in einem sehr desaströsen Zustand was ihre mentale Gesundheit anbelangte. Ich begleitete Sie jahrelang durch ihre Therapie und hatte die bisher wundervollste Freundschaft meines Lebens. Riesiges Vertrauen, großes Selbstbewusstsein und unfassbar guter Rückhalt waren nur drei von vielen Pluspunkten dieser Freundschaft. Irgendwann hat sich eine Art „Gruppe“ gebildet und es fingen Lästereien unter den Mädchen an. Die Gruppe war groß und dynamisch. Irgendwann war das alles so anstrengend und kräftezerrend, dass ich den Kontakt unterbunden habe. Schlagartig vom einen auf den anderen Tag nach monatelangem überlegen, wer jetzt der buman ist und wer nicht. Ich dachte, ich schone damit meinen Frieden. Ich habe keine Entscheidung oder kaum eine in meinem Leben so bereut wie diese. Monatelang wusste ich, wie sehr ihr das weh tut und ich musste nicht lange überlegen um festzustellen, dass das eine blöde Entscheidung war. Andererseits hat es dieser ganzen Gruppe den Wind aus den Segeln genommen- sodass jeder erstmal 1-2 Jahre seinen Weg geht und Frieden finden kann. Viele Monate nach dem Ereignis habe ich mich für mein Fehlverhalten bei ihr entschuldigt und ein Gespräch mit ihr geführt. Wir sind mit Abstand verblieben, da das, was ich ihr mit dem plötzlichen Abbruch des Kontakt angetan habe, Zeit braucht um zu heilen. Wir begegnen uns nun seit ein paar Monaten wieder regelmäßig auf der Straße und lächeln uns „liebevoll“ an und winken uns manchmal mit einem breiten grinsen zu. So, als wenn wir beide wüssten, dass die Gruppendynamik damals vieles kaputt gemacht hat und wir alleine als Duo besser dran gewesen wären. Ich überlege seit Wochen, ob ich Sie ansprechen soll. Wenn wir uns sehen fühlt es sich für einen Moment so an wie damals als noch alles gut war. Für mich ist das schöne hierbei, dass wir nach all dem Zoff und hin und her eine so starke Bindung zum jeweils anderen fühlen. Dieses authentische Lächeln wenn man sich sieht nach den Jahren stille zwischen uns ist fast wie eine heilende Umarmung für mich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

PsychDocJulia 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 00:31

Danke für das Teilen deiner Erfahrung und der ausführlichen Antwort! Ich kann dir nur empfehlen mit ihr zu sprechen, wenn es deinem Gefühl entspricht...

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Lumeon  05.06.2024, 00:32
@PsychDocJulia

Danke für deinen Input/dein Feedback. Es fühlt sich „richtig“ an. Ich denke, das strebe ich demnächst mal an :) Danke!

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Ich denke es war der Auszug aus dem Elternhaus. Es war am Anfang schwer, ich hatte nichts außer einer Luftmatratze (nicht mal eine gute, so ein Schwimmteil) ein paar Kleidungsstücke und eine Microwelle.

Aber es war sehr befreiend mir ein Leben komplett neu aufzubauen


PsychDocJulia 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 00:18

Ja, das war für mich damals auch ein sehr großes und befreiendes Ereignis...

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Ich kann’s nur rückwirkend interpretieren, aber seit einem Ereignis, wo ich neun Jahre alt war, bin ich durchaus ein „anderer“ Mensch. Wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschen, wenn ich von Verwandten und Bekannten höre, wie ich drauf gewesen sei und wenn ich Videos von damals sehe, bin ich mir da schon sehr sicher.


PsychDocJulia 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 00:21

Möchtest du sagen welches Ereignis das war? Natürlich hätte ich absolut Verständnis dafür, falls du es als zu persönlich empfindest.

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Als ich realisierte dass man Prioritäten setzten muss wurde ich reifer


PsychDocJulia 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 00:17

Wann genau hast du es gemerkt bzw. in welcher Lebenssituation?

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