Was würdet ihr bei so einem Katastrophen Lebenslauf raten?
Der Lebenslauf von einem Freund (22) ist eigentlich eine Katastrophe. Er kann nicht mal alles reinschreiben weil er teils fristlos gekündigt wurde und Arbeitgeber gerne bei vorigen Arbeitgebern nachhaken. Jetzt erst mal die Auffassung, wie der Lebenslauf tatsächlich aussieht:
Lebenslauf:
2013 / Hauptschulabschluss; Allerdings druch die Prüfungen gefallen, was auch im Zeugnis vermerkt wurde. Es ist sozusagen ein Abgangszeugnis. Zusätzlich wurde vermekrt, dass Legasthenie vorliegt.
10/2013 bis 12/2013 / FSJ mit fristloser Kündigung zum 01.12 und dazu mit grottenschlechtem Arbeitszeugnis
11/2013 / Praktikum in einem anderen Betrieb. Zu der Zeit war er mitten im FSJ, hat aber krank gemacht bzw. ist einfach nicht erschienen und wurde stattdessen von den Eltern zu diesem Praktikum gedrängt.
Von 01/2014 bis 07/2015 sind keine relevanten Sachen anzugeben. Er war nicht einmal beim Jobcenter gemeldet. Erst als er dann 18 wurde, fing er eine Maßnahme an.
07/2015 bis 03/2016 / Eingliederungsmaßnahme im Jobcenter. Zum 03/2016 wurde die Maßnahme abgebrochen weil er zu viele Fehltage hatte und eine Eingliederung unmöglich erschien.
04/2016 bis 11/2016 sind keine Sachen anzugeben. Nur 12/2016 half er bei einer Firma aus aber er hat davon kein Zeugnis.
03/2016 bis 04/2017 hat er keinerlei Dinge nachzuweisen. Er war auch nicht mal beim Jobcenter gemeldet.
04/2017 bis 07/2017 arbeitete er in einer Firma, wurde dann aber wiedermal fristlos gekündigt.
Von 07/2017 bis jetzt hat er keinerlei Sachen zum Nachweisen. Er ist sozusagen in keiner sozialversicherungsflichtigen Beschäftigung und ist somit offiziell arbeitslos.
Das Einzige was er wirklich in den Lebenslauf schreibt, ist sein Schulabschluss 2013. Ihm wurde geraten alles andere wegzulassen. Er hat auch schon gewisse Straftaten begangen, wurde verklagt und ist mehrfach vorbestraft, das muss er auch mit in die Bewerbung schreiben und es würde im Führungszeugnis sowieso auffallen. Dazu ist er hoch verschuldet/insolvent und falls er eine Arbeit bekommen würde, müsste er es melden, damit das Gehalt direkt beim Arbeitgeber gepfändet wird. Er darf dann nur 1100 Euro behalten und alles was darüber ist, wird gepfändet.
Er war schon beim Jobcenter aber die Berater waren bisher einfach nur sprachlos und wussten auch nicht weiter. Zur Zeit ist er nicht mal beim Jobcenter gemeldet.
17 Antworten
Was würdet ihr bei so einem Katastrophen Lebenslauf raten?
Tja, was soll man da raten?
Die Realität ist einfach: mit diesem Lebenslauf springen die Zukunftsaussichten von einem Hochhaus direkt in einen aktiven Vulkan.
Er hat gar nichts - selbst den Hauptschulabschluss, den er angibt, hat er nicht. Dazu dann natürlich noch mehrfach vorbestraft und hoch verschuldet.
Auf dem regulären Arbeitsmarkt: keine Chance, sorry.
Entweder rafft er sich auf, nutzt die vorhandenen Angebote und Maßnahmen, holt einen Schulabschluss nach und findet über Praktika und ehrenamtliche Tätigkeiten eine Arbeit zu finden - oder er lässt es sein und versinkt weiter in dem Sumpf aus Perspektivlosigkeit, Armut und Kriminalität, bis er (salopp gesagt) in der Gosse landet. Oder im Knast.
Es ist seine Entscheidung, welchen Weg er gehen wird.
Man kann ihn nur raten, grundsätzlich einmal darüber nachzudenken, wie er sich seine Zukunft vorstellt. Grundlegende Dinge wie Disziplin, Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein sind bei ihm nicht vorhanden. Das sind aber die wichtigsten Voraussetzungen, um überhaupt im Berufsleben irgendwas zu erreichen. Das beste wäre, wenn eine Person, die Einfluss auf ihn hat, mit ihm mal Tacheles redet und ihm klarmacht, dass er sich grundlegend ändern muss. Das fängt erst einmal damit an, dass er dazu stehen muss, dass er in der Vergangenheit nur Mist gebaut hat und seine jetzige Situation selbst verschuldet hat. Vielleicht gibt es auch Selbsthilfegruppen, wo Menschen ihn wieder auf die Spur bringen, die eine ähnliche Vergangenheit haben und ihr verpfuschtes Leben wieder in den Griff bekommen haben. Wenn er sich aber garnicht ändert, wird es mit ihm immer weiter den Bach runtergehen.
Da hilft mit Sicherheit keine normale Bewerbung, deswegen ist ein Lebenslauf - so, wie er dasteht - sowieso völlig egal. Ich würde da wohl eine ganz andere Herangehensweise wählen, z.B. via Brief mit Erklärung und einem persönlichen Gespräch.
Der Lebenslauf ist total vermurkst, er hat übrigens nicht einmal den Hauptschulabschluss, wenn er die Prüfung nicht bestanden hat.
Grundlegend ist zu klären, ob er überhaupt irgendwie auf die Beine kommen *will*. Ohne die Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann und er das auch nicht will, ist da Hopfen und Malz verloren. Das wäre die absolute Grundbedingung dafür.
Selbst wenn er das alleine auf die Kette bekommt, dann hat er m.E. zunächst auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance. Er könnte anfangen, ehrenamtlich zu arbeiten, um überhaupt einmal eine Tätigkeit auszuführen.
Wenn er - wovon ich ausgehe - Unterstützung braucht, dann muss er sich eine Art Therapie oder Ähnliches suchen. Da scheint mehr im Argen zu liegen als post-pubertäre Unlust.
Er soll faktisch schreiben:
Hauptschulabschluss
FSJ mit welcher Tätigkeit
Praktikum mit welcher Tätigkeit
01/2014 bis 07/2015 Arbeitssuchend
07/2015 bis 03/2016/ Eingliederungsmaßnahme im Jobcenter.
04/2016 bis 7/2017 Arbeitssuchend oder geringfügige Beschäftigung
Insgesamt gilt es sich positiv in der Bewerbungsmappe darzustellen. Wenn ein AG Interesse hat, dann wird er für ein Vorstellungsgespräch eingeladen.
Ich habe schon Bewerbungsmappen gesehen, wo nur ein Lebenslauf und das Anschreiben ohne weitere Zeugnisse abgegeben oder per Email geschickt wurden.
Termin bei einer Schuldenberatung oder ähnlichen Institutionen um einen Plan aufzustellen wie er mit seinen Schulden umgeht. Wenn es Richtung privat Insolvenz geht, dann hat er einen Plan und kann bei einem Vorstellungsgespräch darüber reden. Dann gibt es auch keine Lohnpfändungen.
Wenn möglich sollte er irgendwo in eine Fabrik gehen, um damit auch seinen Willen zur Arbeit zu bekunden.
Ich würde sagen das Jobcenter (die dürften hier zuständig sein, wenn er sich da mal meldet) ihm eine Maßnhme zur Berufsfindung anbieten könnte.
Dort wird geschaut was für Berufe für ihn in Frage kommen und welche Berufsfelder auszuschließen sind. Auch in Sachen Bewerbung usw. wird dort geholfen.
Außerdem macht man in der Zeit Praktika, das kann durchaus Helfen um evt. in einem Betrieb anzufangen. Denn wenn man ihn erstmal durch das Praktikum kennt sieht man ggf. über andere Dinge hinweg.