Was wisst ihr über linken Antisemitismus?

3 Antworten

Die politische Linke hat keine besondere Neigung zum Antisemitismus, im Gegenteil wurde der Kampf gegen diesen stets von linker Seite angeführt. Antisemitismus hat als menschenfeindliche Ideologie einfach keinen Platz in der Linken.

Das bedeutet nicht, dass es nicht auch unter Linken Vorurteile und Stereotypen über Juden gibt, wie in der übrigen Gesellschaft auch, und es gibt sogar einige verkürzte spezifisch linke Anschauungen, die anknüpfungsfähig sind für antisemitische Ideologie (aber nicht zwangsläufig damit in Verbindung stehen), etwa die Probleme des Kapitalismus nur auf Zinswucher und die Gier von einzelnen Kapitalisten zurückzuführen - eine gute Kapitalismuskritik kommt auch ohne das aus.

Einen gründlichen und distanzierten Überblick über die Geschichte von Sozialismus, Zionismus und Antisemitismus bis 1945 gibt beispielsweise dieses hervorragende Buch von Mario Keßler:

VSA Verlag: Sozialisten gegen Antisemitismus (vsa-verlag.de)

Seit 1948 gibt es Israel als jüdischen Staat, der auf Kosten der Palästinenser gegründet wurde und als Verbündeter der USA und des Westens in globale Konflikte einbezogen war.

In Deutschland, das schließlich Israels Verbündeter ist, gibt es deshalb seit Jahren Bemühungen, die Definition von Antisemitismus so zu verzerren, dass jede kritische Aufarbeitung der israelischen Geschichte, jede Kritik am Handeln und der Rolle des israelischen Staats oder seiner Staatsideologie und jede Anklage von Verbrechen gegen die Palästinenser als Antisemitismus gewertet werden kann.

Das passiert gerade verstärkt vor dem Hintergrund von Israels aktuellem Krieg und den Protesten dagegen. Ein Trick der staatstreuen Zeitungen ist es, hier einfach von "antisemitischen Parolen" zu reden und offen zu lassen, was der Inhalt dieser Parolen ist. Es sind nämlich gerade keine Parolen, die Juden abwerten würden, sondern Parolen, die Israels Kriegsverbrechen und die Lage der Palästinenser anklagen. Mit dem verdrehten Antisemitismusverständnis unserer Regierung wird beides auf eine Stufe gestellt.

Dem Kampf gegen Antisemitismus erweist man damit einen Bärendienst, indem man Juden und Israel in einen Topf wirft und rechten Antisemitismus verharmlost. Israel ist ein Staat und kann nicht für alle Juden auf der Welt sprechen, und gerade jüdische linke Gruppen und Aktivisten sind in den derzeitigen Antikriegsprotesten führend, weil sie die Behauptung nicht hinnehmen wollen, ihr Schutz würde die Unterdrückung und Vertreibung einer anderen Gruppe erfordern. Dafür haben mehr als nur ein paar jüdische Aktivisten Anklagen bekommen, die dann als antisemitische Straftaten in die Statistik eingehen.

Eine wissenschaftlich fundierte Definition von Antisemitismus mitsamt Abgrenzung und Beispielen findest du hier:

The Jerusalem Declaration on Antisemitism | JDA

Die Bundesregierung richtet sich nach der IHRA-Arbeitsdefinition, die weitaus schwammiger ist und nur für den internen Gebrauch verfasst wurde. Einer der Autoren der IHRA-Definition hat sich bereits gegen ihren politischen Missbrauch ausgesprochen:

Arbeitsdefinition von Antisemitismus - IHRA (holocaustremembrance.com)

Es hat weniger mit der Rasse bzw Religion zu tun. Der Antisemitismusbegriff war früher mehr ein Synonym für den Antikapitalismus.. also eigentlich völlig logisch betrachtet Links.

Ja, klar.

Personen am linken Rand hatten schon immer Sympathien für die Palästinenser. Das geht zurück auf die Zeit Castros in Cuba. Er hat in seinem Land neben linken Extremisten auch Palästinenser ausbilden und unterstützen lassen.

Für diese Linke ist nicht Israel der David neben dem Goliat der arabischen Länder. Sie sehen in den Palästinensern den David.


DiegoderAeltere  04.06.2024, 12:10
Personen am linken Rand hatten schon immer Sympathien für die Palästinenser.

Und was soll das mit Antisemitismus zu tun haben?

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