Was war eure schwerste Zeit im Leben?

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es ist gar nicht so leicht sich da für eine bestimmte situation zu entscheiden.

die wahrscheinlich schwerste zeit meines lebens war nach dem tod meiner leiblichen mutter. ich bin damals zu meiner tante und deren mann gekommen und dieser mann hat mich jede woche - immer wenn die tante bei ihrem vereinsabend war - sexuell missbraucht. ich war damals erst 7!

nach ungefähr eineinhalb jahren kam das raus und ich kam dann zu pflegeeltern, wo es mir wirklich gut ging und ich wieder aufblühen konnte.

die zweitschwerste zeit war dann wohl, als mein pflegevater gestorben ist. damals war ich 14. ich habe meinen pflegevater sehr geliebt und werde ihn niemals vergessen. er hat mir gezeigt wie schön das leben sein kann, auf eine weise, die ich nie für möglich gehalten hätte.

heute bin ich 24 (in ein paar tagen werde ich 25) und es geht mir ausgezeichnet - aktuell bin ich sogar so glücklich, dass ich förmlich auf wolke 7 schwebe. das liegt wohl vor allem an dem heiratsantrag den mein freund mir vor ein paar wochen gemacht hat und den ich jubelnd angenommen habe. vielleicht liegt es auch daran, dass mein freund - bis dahin wohl schon mein ehemann - und ich auch bald in die usa auswandern werden. er gilt dort als person von besonderem wirtschaftlichen interesse und hat da einen mega-krassen job bekommen, wo er allein mehr verdienen wird, als wir beide aktuell zusammengenommen.

als lehre für mich ziehe ich daraus, dass man niemals aufgeben darf und dass man sich niemals in eine opferhaltung drängen lassen darf. jeder mensch kann stark sein und die wahre stärke kommt von innen, aus einem gesunden selbstbewusstsein und auch einer gesunden einschätzung dessen, was man mit genug willenskraft erreichen kann.

Als wir meine Mutter bis zu ihrem Tode zu Hause gepflegt haben, und ich gleichzeitig meine Diplomarbeit geschrieben habe.

Gelernt habe ich, dass das Leben sehr einfach wird, wenn die Prioritäten klar sind. Damals gab es neben diesen beiden Dinge nichts anderes, und die Mutter war ganz klar wichtiger als das Diplom.

Ich habe außerdem gelernt, das Menschen wichtiger sind als Dinge. Man kann nichts mitnehmen. Am Ende bleiben nur die Geschichten und Erinnerungen, die sich die Menschen auf der Beerdigung erzählen. Heute bin ich 51, und es sind für mich immer noch wichtige Erkenntnisse.

Ich bin 20 und meine schwerste Zeit im Leben war die Schulzeit. Also nicht die komplette aber wurde häufig wegen meines ads gemobbt. Die erste klasse war am schlimmsten dort wurde ich von der gesamten Klasse ausgegrenzt, verspottet und wurde sogar von 2 Klassenkameradinnen körperlich gemobbt. Die restliche Grundschulzeit war ok, kam dann auch in eine andere Klasse. Ich wurde häufig auch auf der weiterführenden Schule wegen meines tollpatschigen Verhaltens ausgelacht sogar mal von einer Lehrerin. Es gab auch einige die mich gemocht haben dennoch war es da nicht immer leicht

2010, als mein Vater einen Schlaganfall hatte und 11 Wochen im kritischen Zustand war. Ich war 18 und mitten im Abi.

4 Wochen später Brustkrebs bei Mutter, Tumor nach außen gewachsen und einfach aufgeplatzt, alles voller Blut. Chemotherapie der Mutter, Abnahme der Brust und anschließende Bestrahlung für viele Wochen.

Wenige Monate später wurde meine Mutter gekündigt. Daraufhin hat sie versucht sich umzubringen. Ich hab sie gefunden. Sie kam dann viele Monate in die Psychiatrie, anschließend in ein betreutes Wohnen.

2012, gerade Ausbildung angefangen. Meine Mutter hatte eine Lungenembolie. Lag mehrere Wochen im Koma. Verlor ein Bein durch eine Infektion.

2015 ein halbes Jahr vor meiner Abschlussprüfung starb meine Mutter an den Folgen von COPD. Ich war unvorbereitet dabei, als die Ärzte ihr die Maske nahmen und sie ersticken ließen. Anschließend war ich vier Stunden mit ihr allein.

Ich bin heute 28 und mache meine zweite Traumatherapie. Ich bin massiv traumatisiert durch den Tod meiner Mutter, hatte davor schon mit Depressionen zu kämpfen, die sich durch den ganzen Mist chronifiziert haben.

Was ich gelernt habe? Es gibt keine Sicherheit. Das Leben ist kostbar und bevor man sich versieht ist es fragil, verwelkt - und ausgehaucht. Manchmal kann man einen Menschen nicht retten, selbst wenn es das einzige auf der Welt ist, das man will.

Sagt euren Eltern, dass ihr sie liebt. Ihr bekommt vielleicht morgen keine Gelegenheit mehr dazu.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche

Mattia24  14.05.2021, 21:54

Es tut mir leid für dich und danke, dass du uns davon berichtest.

Noch weiterhin alles gute

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Qutros  14.05.2021, 21:33

Krass, wünsche dir wirklich nur das beste in Zukunft

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666E30  14.05.2021, 21:29

Ach du… ich würde sagen du hast sehr viel mitgemacht, ich könnte das nicht….

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SophieViktoria4 
Beitragsersteller
 13.05.2021, 21:02

Danke, dass du das mit uns teilst!

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Noeru  13.05.2021, 21:03
@SophieViktoria4

Mache kein Geheimnis draus. Man sollte offen mit Depressionen und Traumata umgehen. Sowas darf kein Tabu mehr sein.

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Hey ho

bin jetzt 26 und hatte echt einige davon 😅

Leider ist mein Elternhaus nicht das beste. Weder war viel Kohle in der Jugend vorhanden noch waren meine Eltern psychisch ganz gesund. Meine Kindheit war trotzdem super weil man das ja nicht merkt das man anders aufwächst als die anderen. In der Jugend war’s dann aber trotzdem seltsam wenn man mal Kumpels einladen wollte oder die Eltern einen nicht so unterstützt haben wie man das sich vielleicht gewünscht hätte..auch schulisch

bin dann mit 19 sehr überstürzt ausgezogen & das war dann auch nicht so die beste Idee. Bin da ziemlich auf die „Schnauze“ geflogen anstatt Schule + Ausbildung durchzuziehen und bei meinen Eltern in den sauren Apfel zu beißen.

naja so bis 23 ziemlich viel rumgegurkt...

mittlerweile lenkt sich mein Leben aber allmählich in geordnete Bahnen. Schule nachgemacht, ausbildung gemacht und jez dann sogar ein (Fern) Studium neben dem Job..

aber es war nie alles schlecht. Selbst in den blöden Phasen habe ich super coole Leute kenne gelernt & habe meinen „Nachteil“ immer als Vorteil gesehen. Bin deswegen zb überhaupt nicht schüchtern oder zurückhalten weil ich weiß wie Kacke es wirklich laufen kann

Ah ja und Sport hat auch geholfen

Naja könnte noch viel schreiben, aber ich hoffe mal ich konnte nen Einblick geben 😊👌🏼


WildLissi96  14.05.2021, 21:47

finde ich echt super, dass du alles wieder auf die reihe bekommen hast und vor allem auch, dass du dich nie hast unterkriegen lassen. 👍🏻

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Fcb4livE  14.05.2021, 21:50
@WildLissi96

Danke dir 😁👌🏼
ja man tut sein bestes und aufgeben ist ja voll langweilig

das Ding is nur das man trotzdem Momente hat wo man sich ne Family wünscht so wie alle anderen..schwer zu erklären. Aber bin trotzdem happy

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WildLissi96  14.05.2021, 21:55
@Fcb4livE

ja, ich kann das schon nachvollziehen, glaube ich. von meiner family sind bis auf meinen sogenannten bruder (der leibliche sohn meiner pflegeeltern) und dessen tochter alle bereits gestorben.

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Fcb4livE  14.05.2021, 21:59
@WildLissi96

Ok das ist krass und wünscht man keinem. Ich hoffe du hast auch alles auf die Reihe bekommen 😄

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WildLissi96  14.05.2021, 22:02
@Fcb4livE

ja - siehe dazu meine antwort zu dieser frage (zwei antworten über der deinen, falls du nach neueste antworten zuerst sortiert hast)

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