Was versteht man unter kultureller Pluralisierung?

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Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,- es bedeutet aus meiner Sicht die Gleichwertigkeit des Verschiedenen in Vielfalt. Dabei sehe ich zwei Perspektiven:

1) die horizontale Perspektive als das allgemeine Bewußtsein der Menschen im öffentlichen(sozio-kulturellen) Raum als gleichwertige Entfaltungschance

2) die vertikale Perspektive als die allgemeine sozio-politische Gestaltung eines Gemeinwesens als gleichwertige Entwicklungschance

Dies gilt im übrigen in keiner Weise erst seit der Thematisierung von Zuwanderung und allen damit verbundenen Themen.

Das Problem, dass bestimmte soziologische Gruppen den Deutungs- und Vertretungsprimat für das was die zentralen Kulturmerkmale eines Gemeinwesens darstellen soll für sich beanspruchen (als quasi "Leitkultur") gab es schon immer. Den hattest du auch in der Auseinandersetzung zwischen der "Adenauergeneration" und den "68igern", zwischen "Bürgerlichen" und "Alternativen", zwischen "Kulturestablishment" und "Avantgarde", zwischen "Konservativen"und "Progressiven", zwischen "Linken" und "Rechten", usw. usw. .

Der Unterschied ist nur, dass dies mittlerweile zum normalen Gesellschaftsleben als normales Spiel zwischen Kräften und Strömungen dazu gehört und als Kennzeichen einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft gilt. Das wird nicht mehr so hochgekocht als würde da eine "Leitkultur" untergehen.

Klassische Einwanderungsländer sind da aufgrund ihrer traditionellen internationalen Vernetzung sehr viel pragmatischer als Deutschland und behandeln Zuwanderung nicht im Rahmen von Zugehörigkeit als "Blutgruppenverwandtschaft" oder anderen mythischen Abstammungslegenden wie in Deutschland sondern nach Fragen von Sinn - also Nützlichkeit und Machbarkeit.

London war da ein gutes Beispiel. Bis zur Verschärfung der sozialen Frage durch eine Thatcher und erst recht bis zur Verhetzung der Betroffenen durch die UKIP-Idioten war es gerade das internationale Flair von Städten wie London, die wesentlich zu deren Attraktivität beigetragen haben.

Das Problem in Deutschland ist die ständige Verwechselung und Vermischung von Einwanderung und Asyl weil gerade die deutschen Politiker, die sich am meisten über Zuwanderung / Asyl aufregen seit fast 30 Jahren verhindern, dass es ein klares Einwanderungsgesetz gibt damit Asyl das bleibt was es ist, die Gewährung von zeitlich begrenztem Schutz für einen Schutzbedürftigen.


Wäre das so dann würden auch so "Volksschauspieler" wie eine Petri und Co. ihren Text nur in den Wind labern.

PS: Die letzte "Zuwanderungswelle betrug mal gerade 1% der "einheimischen" Bevölkerung.

Im Übrigen besteht Deutschland fast nur aus "Zugewanderten". Das ist eben nur schon lange bis sehr lange her.

Gruß


PonyH 
Beitragsersteller
 14.11.2016, 14:38

Danke, für die ausführliche Antwort. Hat mir grade rechtzeitig bei meinem Text geholfen!:)

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Kulturelle Vielfalt. London ist ein gutes Beispiel dafür. Respektive war es das, als ich vor einigen Jahren dort war.