Was versteht man unter dem Wort „Zielgläubigkeit"?
Man kann dazu bei Google nichts zu finden.
Habe dieses Wort beim lesen eines Buches herausgelesen und wollte die konkrete Bedeutung herausfinden.
Wäre über eine ausführliche Erklärung des Wortes sehr dankbar.
4 Antworten
Das ist eine individuelle Wortschöpfung. Du solltest denjenigen fragen, der dieses Kompositum gebildet hat.
Was ich mir unter Zielgläubigkeit vorstelle, ist auf jeden Fall eine negative Eigenschaft. Alles, was mit Gläubigkeit verbunden ist, ist für mich negativ. Fangen wir mal mit der Autoritätsgläubigkeit an. Eine kurze Definition aus Wiktionary, der ich zustimme:
- "Autoritätsgläubigkeit - Eigenschaft, eine Person oder Institution, die großen Einfluss und/oder Ansehen (Autorität) besitzt, für unfehlbar zu halten und sich ihr kritiklos unterzuordnen."
Umfassender dargestellt: https://www.juraforum.de/lexikon/autoritaetsglaeubigkeit
Weitere Arten von Gläubigkeit:
- Zukunftsgläubigkeit - naiver Glaube an den Fortschritt und eine positive Zukunft
- Wissenschaftsgläubigkeit - unkritische Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen, zu großes Vertrauen in die Wissenschaft
- Geldgläubigkeit - Bezifferung aller Werte von Dingen in Währungen: Man glaubt an die Macht des Geldes und stellt sie über alles andere.
- Gutgläubigkeit: Wer gutgläubig ist, vermutet nie etwas Böses, sondern vertraut unvorsichtigerweise jedem. Er nimmt alles für bare Münze, hinterfragt auch keine Angaben zu Zahlen etc., bloß weil sie z. B. in irgendeiner Zeitung stehen. Das ist m. E. blauäugig, naiv und dumm.
Wer zielgläubig ist, ist von diesem Ziel derart besessen, dass sein Blickfeld stark eingeschränkt ("Tunnelblick") und bei ihm kaum noch bzw. kein rationales Denken mehr vorhanden ist, so dass er sich und seine Fähigkeiten überschätzt, Urteile und Warnungen anderer in den Wind schlägt, da er sie ja unterschätzt, sich selbst aber für unfehlbar hält, vielleicht viel zu hohe Risiken eingeht etc.
Zielgläubigkeit führt m. E. fast immer zu einem Scheitern. Zielstrebigkeit dagegen halte ich für sinnvoll, wenn man etwas erreichen möchte, vorausgesetzt dass man dabei nicht über Leichen geht.
Ja, ich denke, du hast verstanden, wie ich es sehe. Aber bedenke bitte: Das ist lediglich meine subjektive Meinung. Ein anderer sieht das vielleicht völlig anders
Der Glaube an ein Ziel - da schließt ein Nachruf für einen (NAZI-)Politiker, der das Adjektiv enthält:
Nie ist er mutlos gewesen. Auch in größter Volksnot hat er sein sonnenhelles Auge zielwärts gerichtet. Zielgläubig ist sein Vermächtnis . Dieser Mensch und Bruder kann uns nie gestorben sein . Wir werden durch ihn — leben !
Deutscher Sozialist , Folge 36 , 10. September 1921
Auch im Englischen ist es wohl eine Wortneuschöpfung:
GoalodicyIn 1996, a team of goal-driven climbers continued to the peak of Everest against the wishes of the meteorologists at Basecamp.
The weather was simply too dangerous. But the goal of reaching the top was greater than the journey and experience of climbing, so they carried on. The next day, they were dead.
Psychologists, call this “goalodicy”
Ich habe das auch mal irgendwo gelesen. Da ging es darum daß sich ein Manager ein Ziel für seine Firma gesetzt hat und so von diesem Ziel überzeugt war, daß er immer weiter versucht hat es zu erreichen, auch als irgendwann klar war daß er das Ziel zwar erreichen kann, auf dem Weg dahin aber die Firma ruiniert wird. Also das Erreichen des Ziels hat so viel Geld gekostet daß die Firma am Ende zwar das Ziel erreicht hat, aber schließen mußte weil sie pleite war.
Chat gpt antwortet folgendes
Zielgläubigkeit bezieht sich darauf, fest an ein Ziel zu glauben und daraufhin konsequent und entschlossen zu handeln, um dieses Ziel zu erreichen. Es umfasst den Glauben an die Möglichkeit des Erfolgs und die Ausdauer, trotz Herausforderungen und Rückschlägen weiterzumachen.
Ich kannte das Wort so auch nicht
Also alles was mit Gläubigkeit zu tun hat, wie beim Beispiel der Zielgläubigkeit, verliert man seinen Realitätssinn. Weil man durch diesen festen glauben die Welt um sich herum verzerrt/verschwommen wahrnimmt.