Was tun wenn man eine Phobie gegen Insekten hat und eine Wanze im Zimmer ist?

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Dass die Wanze dir nichts tun kann, weißt du ja schon. Aber so sind Phobien eben, sie sind irrational. Also denken wir ganz pragmatisch, du musst zur Schule. Hier mein Vorschlag:

Mach dich bereit, tief Luft holen.

Nimm dein Handy in die linke Hand, sodass du mit der rechten schnell alles greifen kannst, was du für die Schule brauchst (ich hoffe, deine Tasche ist schon gestern gepackt worden?).

Zähl rückwärts von 3 runter. 3 - 2 - 1: LOS!

Spring vom Bett auf, schnapp dir deine Tasche/Geldbeutel/Jeans/was du so brauchst und renn (schreiend, wenn's hilft) aus dem Zimmer, Tür hinter dir zu. So, du bist draußen, die Wanze ist im Zimmer, um die kümmerst du dich später.

Mach dich außerhalb deines Zimmers fertig und ab zur Schule!

Du schaffst das. :) Wenn am Ende keine Stifte in der Tasche sind oder so, dann ist das nicht so schlimm. Hauptsache, du hast das Nötigste dabei.

Dann sollte man etwas gegen die Phobie unternehmen.

Wenn du Angst vor Insekten hast, würde ich genau so vor gehen wie bei einem ängstlichen Hund. Wenn ich einen Hund von seiner Angst kurieren soll, dann muss ich ihn dieser Angst über einen langen Zeitraum hinweg aussetzen. Anders funktioniert es nicht. Der Hund muss seine Angst über einen langen Zeitraum hinweg ertragen und sie so überwinden.

Wenn der Hund Angst vor Autos hat, dann gehen ich mit ihm an eine viel befahrene Straße und bleibe dort am Straßenrand einfach stehen. Ich gebe dem Hund keine Befehle, es ist mir egal ob er sich hinsetzt oder ob er steht, er darf sich nur nicht weg drehen und muss der "Gefahr" ins Auge sehen. Mit meiner eigenen Ausstrahlung zeige ich dem Hund dass alles in Ordnung ist und dass es mir gut geht. Ich habe keine Angst vor den Autos und so biete ich dem Hund ein Bild an dem er sich orientieren kann. Zuerst wird das jedoch nicht klappen. Er hat Angst und er weiß nicht was passieren wird. Doch je länger wir an dieser Straße stehen, umso weniger Stresshormone kann sein Körper ausschütten. Irgendwann ist er nicht mehr in der Lage weitere Stresshormone zu produzieren. Von diesem Moment an, wird der Hund auf mich acht geben und die Autos anders wahrnehmen. Er wird merken dass sie ganz nah an ihm vorbei fahren, dass er aber nicht verletzt wird. Es passiert ihm rein gar nichts und die Autos sind überhaupt keine Gefahr. Sie sind nur laut und sie machen Wind wenn sie vorbei fahren. Irgendwann wird sich der Hund entspannen und zu mir aufschauen. In diesem Moment kann ich ihn ansprechen und er wird genau das tun was ich von ihm verlange. In diesem Moment hat er keine Angst mehr.

Hätte ich die Lektion abgebrochen noch bevor der Hund seine Angst verliert, dann hätte er nichts daraus gelernt. Im Gegenteil, ich hätte seine Angst damit nur verstärkt. Genau wie du deine Angst immer nur verstärkt hast, indem du dich der "Gefahr" nicht gestellt hast. Du kannst deine Angst nur dann los werden, wenn du sie über einen sehr langen Zeitraum aushältst.

Such dir jemanden der sich wirklich gut mit Insekten auskennt. Erkläre ihm deine Situation und was du vor hast um deine Angst zu besiegen. Sprich mit ihm darüber und frage ihn alles was du über Insekten wissen willst und wissen musst bevor du startest. Dann sucht ihr gemeinsam ein Insekt aus und du setzt dich hin und konzentrierst dich. Du machst dir in deinem Kopf klar, dass dieses Insekt nicht gefährlich ist, dass sie nicht giftig ist und dass sie dich nicht beißen wird. Es ist nicht auf einem Kamikaze Trip und es hat überhaupt kein Interesse an dir. Wenn du dir das immer und immer wieder gesagt hast, lässt du dir das Insekt geben.

Wenn es dich berührt, wird die Angst dich durchfluten und es wird dir nicht anders ergehen als dem Hund. Dein Körper wird Stresshormone in großer Zahl produzieren. Doch das musst du aushalten! Du darfst deine Hand nicht weg ziehen und du darfst das Tier nicht verletzen. Du darfst es noch nicht einmal in Gefahr bringen, denn du bist für das Leben dieses Tieres verantwortlich. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke, dass du für das kleine Leben verantwortlich bist. Bleib also so ruhig wie es dir möglich ist und warte. Warte auf den Moment in dem dein Körper weniger Stresshormone ausschüttet. Das kann sehr lange dauern! Du kannst dich in der Zeit ablenken und mit dem Menschen reden, der in sich mit den Insekten auskennt. Sage ihm wie es dir geht, frage ihn alles Mögliche über die Tiere, lenke dich ab aber behalte das Insekt auf deiner Hand immer im Auge. Sieh nicht weg! Du musst dich der "Gefahr" stellen! Die ganze Zeit hindurch und genau dieser Punkt ist entscheidend!

Irgendwann bist du an genau dem gleichen Punkt wie der Hund. Dein Körper ist nicht mehr in der Lage neue Stresshormone zu produzieren. Deine Angst verlässt dich. Wenn du keine Angst mehr verspürst, solltest du noch einen Schritt weiter gehen und dich mehr trauen. Du wirst es selbst merken wie weit du gehen kannst und du wirst es mit einem Lächeln tun.

Du solltest Dir klar machen, dass eine Wanze völlig harmlos ist. Es gibt keine auch noch so geringe Gefahr. Stell Dich der Situation. Ich weiß dass das nicht so einfach ist, aber willst Du Dich künftig vor jeder Fliege verkriechen?