Was tun wenn jemand Mein Gespräch kapert?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Achtung, das hört sich jetzt erstmal böse an, ist aber gar nicht so gemeint.

Also, du machst zunächst einen entscheidenden gedanklichen Fehler. Du begibst dich in die Opferrolle und schiebst dem "Angreifer" schuld zu . Tatsache ist aber, wenn das dein Gespräch ist, dann ist es deine Show. Du bist der Chef im Ring. Niemand kann das Gespräch an sich reißen, wenn du es ihm nicht gibst.

Aber klar, solche Dinge können schwierig sein. Gerade dann, wenn man vielleicht eher introvertiert ist oder ein Selbstwertproblem hat. Es gibt auch keine pauschale Antwort auf deine Frage.

Die erste Regel ist immer, dass du ruhig und entspannt bleibst. Sobald du dem Angreifer gegenüber eine negative Emotion entwickelst, hast du verloren.

In den meisten Fällen kannst du ruhig offensiv damit umgehen, dass jemand stört "Vielen Dank für die Anmerkung / Frage, da geh ich später drauf ein. Ich möchte erst mal weiter erzählen". Wichtig ist, dass du wertschätzend und souverän bleibst. Damit entwaffnest du den Störer und punktest bei deinen Zuhörern. Wenn es einfach nur ein störender, doofer Einwurf ist, dann kannst du auch einfach sagen "Vielen Dank für deine Meinung" und weiter machen.
Bei Pressekonferenzen oder Seminaren würde ich empfehlen immer ein Glas kaltes Wasser ohne Kohlensäure parat zu haben und einen Schluck zu trinken, wenn eine doofe Frage oder Anmerkung kommt. Damit stimulierst du den Vagusnerv, was dich entspannt und gleichzeitig hast du Zeit durchzuatmen, runterzukommen und dir eine Antwort zu überlegen.

Wenn jemand das das Gespräch zerfasert, dann ist es an dir den roten Faden in der Hand zu halten. Ein "Das wird jetzt zu speziell, aber schreiben Sie mir doch einfach eine Mail mit der Frage" funktioniert da meist sehr gut. Aber wie gesagt, es ist dein Job das Gespräch zu führen und zu lenken. Wenn es um bestimmte Themen geht, die du vorbereiten kannst, dann ist es hilfreich sich die Eckpunkte der Inhalte mithilfe eines Gedächtnispalasts zu merken, damit du den roten Faden wieder aufnehmen kannst.

Und wenn jemand zu sehr nervt, dann bitte ihn einfach zu gehen. Gerade, wenn es unsachlich wird, dann verstehen die anderen Zuhörer das auch "Hm, ich merke, dass sie ein Problem mit mir haben, aber ich denke, dass das zu nichts führt, wenn Sie einfach nur stören. Die anderen Herrschaften sind ja hier um den Vortrag zu hören. Vielleicht wären Sie so nett ruhig zu sein oder die Veranstaltung zu verlassen?" Klappt nicht immer, aber zumindest hast du dann bei den Zuhörern gepunktet.

Das einfachste ist aber eigentlich, wenn du deine Geschichte so gut und so spannend erzählst, dass dich niemand unterbricht. Und wenn dich jemand unterbricht, weil er Aufmerksamkeit haben will, dann kommend die Zuhörer ganz automatisch zurück zu dir.

Langer Rede, kurzer Sinn: Übe es zu spannend zu reden und souverän zu bleiben. Geh einfach zur nächstgelegenen Gruppe der Talkmasters und trainier da Konversation ;-)


Konfusus290 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 08:56

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Davon kann ich tatsächlich viel mitnehmen.

Und du hast Recht: Der schwierigste Part ist tatsächlich der emotionale - gerade wenn man die Person kennt und schon von Grund auf eine negative Einstellung ihr ggü. hat. Aber wenn man das Problem hierauf zurückführen kann, dann kann sich hierauf auch speziell vorbereiten und dafür wappnen.

Und die anderen Techniken zur Wortführerschaft muss man wohl tatsächlich üben, um sie dann auch im Moment "auf der Zunge" liegen zu haben...

Alwo vielen Dank nochmals und ein schönes Wochenende!

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Erst habe ich gelesen "mein Gespräch kapiert..." - Na, das wäre ja wohl das Ziel. Aber du meinst ja "kapern", übernehmen.

Tja, das braucht Persönlichkeit und Wortgewandtheit, einen Gesprächspiraten auszuschalten. Das kannst du mit viel Persönlichkeit durch Gesten und mit weniger auch mit Worten. Musst dir was zurecht legen, das du im geeigneten Moment anbringen kannst - und zu dessen Inhalt und Vorgehen du auch persönlich stehen kannst. Es gibt nämlich didaktische Mittel, zu denen ich nicht greife, weil ich sie nicht in Ordnung finde. Du wirst genau so auch Vorgehensweisen ablehnen und andere dafür bevorzugen.

Ein richtiges "Gespräch" ist bei "einer Reihe neuer Kontakte" ohnehin sehr schwierig. Je größer dein "Publikum", desto mehr Personen werden sich nicht wirklich persönlich angesprochen fühlen.

Und wenn die dann nur noch aus Höflichkeit zuhören, sind sie für jede Ablenkung dankbar.

(Wenn das, was du zu sagen hast, sie wirklich interessieren würde, würden sie sich nicht ablenken lassen und Störenfriede selbst abwimmeln...)

So funktioniert Kommunikation.. jeder darf mitreden..

lerne es zu akzeptieren und beteilige dich am Gespräch