Was sind die Vorteile und Probleme der neu gegründeten Bundesländer 1990(Deutschland)?

6 Antworten

Vorteile:

Die marode Infrastruktur wurde grunderneuert

Es wurde viel, zum Teil leider unsinig, investiert.

Nachteile:

die Industrie verlor ihre Abnehmer im Osten

die zu einem großen Teil auch maroden Betriebe  versuchte man im Hauruckverfahren zu modernisieren, was nur zum Teil klappte

Die Wirtschaftsleistung konnte nach der Wende mit viel weniger Arbeitnehmern erbracht werden, daher die relativ hohe Arbeitslosigkeit.

Die Bewohner der neuen Bundesländer konnten schwer erfassen, dass die Vorteile der DDR (keine Arbeitslosigkeit, Kinderbetreuung usw.) sich nicht mit D-Mark und westlicher Wirtschaft kombinieren ließen


lupoklick  20.07.2015, 21:36

,keine Arbeitslosigkeit ? --- was wurde da nicht alles mitgeschleppt: Brigadiers, Parteisekretäre, .....  Das hatte bei der Mangelwirtschft auch den "Vorteil", daß sich immer jemand davonstehlen konnte, um sich in irgendwelche Schlangen vor den HO-Läden "Kaufhallen" einzureihen, wenn Südfrüchte eingetroffen waren, oder sich Baumaterial für Häuschen und Datsche zu organisieren...

In den Neunzigern riefen meine Freunde in MV an, es sei herriches Badewetter, und ich möge doch für einige Tage zu Besuch kommen. --- "Geht nicht, ich bin in meinem Job allein und kann nicht weg." war meine Antwort.

wfwbinder  20.07.2015, 21:41
@lupoklick
     ,keine Arbeitslosigkeit ? --- was wurde da nicht alles mitgeschleppt: Brigadiers, Parteisekretäre, ..... 

Weiss ich doch, aber nominell gab es keine Arbeitslosen. Alle Preise des täglichen Bedarfs wurden subventioniert. 

War eben ein anderes System.

Aber trotzdem sehnen sich einige danach zurück.

Die Probleme sind, dass man die alten Bundesländer und neuen Bundesländer mit Gewalt gleichschalten will. - So einfach geht das aber nicht, weil es 45 Jahre, was bei vielen ein gesamtes Berufsleben umspannt, keine Gleichheit gab.

Hier im Westen haben die Frauen meist nur so lange gearbeitet bis die Kinder kamen. Ab dann blieben sie in der Regel Zuhause. So jedenfalls bin ich groß geworden. - Das 2.Einkommen fiel zwar weg, aber dafür machte der Mann Karriere und verdient ausreichend. Miete brauchte man eh nicht mehr zu zahlen, da man schaffe schaffe Häusle baue gespielt hatte.

In der ehemaligen DDR wehte aber ein anderer Wind. Um überhaupt eine Chance auf eine eigene Wohnung zu haben sahen sich viele gezwungen mit 18-19-20 bereits zu heiraten. - Liebesheirat? Sicherlich nicht bei allen. Eher Zweckheirat. Die Löhne waren grottich und blieben es auch, egal was man gelernt hatte. Im real existierendem Sozialismus bekam ein Chirurg fast gleich soviel Geld wie die Kassiererin im KONSUM. Dann frag ich mich doch als junger Mensch: Wozu soll ich dann überhaupt studieren? Es wird doch sowieso nicht honoriert!? - Und die Mädchen/Frauen wollten unbedingt ihre Eigenständigkeit behalten. Gingen daher lieber tagtäglich arbeiten als Zuhause zu versauern. Die Kinder wurden abgeschoben in den Ganztagskindergarten und Ganztagsschule.

Heute (2015) geht es natürlich los, dass das Rentenniveau logischerweise völlig im Ungleichgewicht ist. - In den neuen Bundesländern kassieren sie durchweg 2 Renten pro Monat. Im Westen muss bei vielen Pärchen eine ausreichen, weil die Frau ja kaum geklebt hatte.

Wie jetzt hier eine Gerechtigkeit finden? Gut dass das nicht meine Sorge ist, weil ich keinen Lösungsvorschlag habe.


ArnoldBentheim  01.05.2015, 20:21

Die Probleme sind, dass man die alten Bundesländer und neuen Bundesländer mit Gewalt gleichschalten will.

Das ist kompletter Unsinn! Bundes- wie Landesregierungen sind durch das Grundgesetz, unsere Verfassung (Art. 72), verpflichtet, überall in Deutschland für die Menschen annähernd "gleichwertige Lebensverhältnisse" zu schaffen. Sie tun das weder "mit Gewalt" noch versuchen sie, die Bundesländer "gleich(zu)schalten". Du bemühst hier Nazijargon! Heute arbeiten die demokratisch gewählten Regierungen mit Recht und Gesetz. Die Nazis haben nach der Machtübernahme die Länder der Weimarer Republik "gleichgeschaltet", indem sie gegen Recht und Gesetz die Landesregierungen mit Gewalt abgesetzt und durch Beauftragte der Berliner Naziregierung ersetzt haben.

Hier im Westen haben die Frauen meist nur so lange gearbeitet bis die Kinder kamen. Ab dann blieben sie in der Regel Zuhause. So jedenfalls bin ich groß geworden.

Was die Frauen und ihr Dasein als bloßes Hausmütterchen angeht, so ist diese Rolle seit den 1970er Jahren im Wandel. Immer mehr Frauen suchen den Sinn ihres Lebens auch in der Ausübung eines Berufes. Das Bild, das du bemühst, ist für die 1950er und 1960er Jahre typisch, aber für die letzten Jahrzehnte und die heutige Zeit trifft sie nicht mehr zu.

In der ehemaligen DDR wehte aber ein anderer Wind. Um überhaupt eine Chance auf eine eigene Wohnung zu haben sahen sich viele gezwungen mit 18-19-20 bereits zu heiraten...

Schau an. In den 1950er und 1960er Jahren sah es in Westdeutschland auch nicht viel besser aus. Auch im Westen wurde relativ früh geheiratet, weil man sonst ebenfalls keine Wohnung bekam und das uneheliche Beisammensein, geschweige denn das Zusammenleben erst im Nachgang der 1968er Bewegung allmählich gesellschaftliche Toleranz erfuhr. Auch der Rest deiner Ausführungen zur DDR sind, höflich formuliert, nicht überzeugend. Du solltest dich mal informieren statt nur irgendwelche Klischees nachzubeten.

Heute (2015) geht es natürlich los, dass das Rentenniveau logischerweise völlig im Ungleichgewicht ist. - In den neuen Bundesländern kassieren sie durchweg 2 Renten pro Monat. Im Westen muss bei vielen Pärchen eine ausreichen, weil die Frau ja kaum geklebt hatte.

Tatsächlich? Und wie kommt es dann, dass die Ostrentner trotzdem deutlich unter dem Einkommensniveau der Westrentner liegen?

Appelmus  01.05.2015, 17:33

"Die Kinder wurden abgeschoben in den Ganztagskindergarten und Ganztagsschule."

Abgeschoben? Keinesfalls. Das ist reine Interpretation von einem Lebensstil, den du nicht kennengelernt hast. Es geht aber um Vorteile (nicht Vorurteile) und Probleme.

Bezüglich der Antwort von Idler003 folgendes:

Zweckheiraten gibt es eher in unserer jetzigen Gesellschaft. In der DDR war keine Frau auf einen Ernährer angewiesen. Man unterstützte junge Ehen mit Ehekrediten und sorgte u.a. damit dafür, dass man auch gerne Kinder bekam. Heute versucht man, aus der Not (an Arbeitsplätzen für Frauen) eine Tugend (man ist ja eine so tolle Mutter, wenn man zu Hause bleibt und dort die Kinder erzieht) zu machen, indem man zur Belohnung für's Zuhausebleiben Kindergeld zahlt und das auch noch als "besonders verantwortungsvoll" den Kindern gegenüber deklariert. Dass sich dahinter eine gesellschaftliche Unzulänglichkeit verbirgt, erschließt sich einem, wenn man sich mit der Gesellschaft, in der wir leben,  etwas näher befasst...

Die Kinder in der DDR wurden nicht abgeschoben. Sie kamen in liebevolle Obhut qualifizierter Fachkräfte, nicht zu ungelernten Tagesmüttern. Sie waren von der Straße, wenn die nachmittags unter Aufsicht ihre Hausaufgaben machen konnten.

Eine Kassiererin im Konsum bekam erheblich weniger Gehalt als ein Chirurg, wobei der Unterschied nicht so gravierend war wie heutzutage. Auch trotz der weniger großen Unterschiede zu heute gab es massenhaft Studenten, die zum Teil aus Berufung, zum Teil aus finanziellen Erwägungen heraus, studiert haben.

Nun noch etwas zur eigentlichen Frage:

Die Vorteile zur DDR liegen heute in der Möglichkeit zu reisen, bis zum Umfallen zu konsumieren, wenn das Geld zum Reisen und Konsumieren vorhanden ist. Frag' mal einen HartzIV-Empfänger oder jemanden, der von seinem Mindestlohn eine Familie ernähren muss.

Ein weiterer Nachteil ist die damit verbundene Stigmatisierung dieser Menschen, die man in die Kategorie "Unterschicht" einordnet. Für einen gelernten DDR-Bürger ein Unding! Allein der Begriff "Unterschicht", der heute in seiner wahren Aussage von "Immerschon-Westdeutschen" als ganz normal hingenommen wird, ist für jeden denkenden und empfindenden Menschen aus der ehemaligen DDR herabwürdigend und erniedrigend.

Weitere Nachteile - und das nicht an letzter Stelle - liegen darin, dass ganze Landstriche im Osten entvölkert sind, weil man die dort ansässige Industrie völlig platt gemacht hat. Nein, nicht weil sie zu marode war, um sie sanieren zu können, sondern man kein Interesse daran hatte, im Osten auch noch Konkurrenz zu bekommen.

Das war nur ein kleiner Abriss von dem, was zu sagen wäre.

Gib oben rechts unter "suchen" DDR" ein, und du findest alles, was du brauchst.

Noch etwas: Nein, ich will die DDR nicht zurück, weil sie so, wie sie sich dargestellt hat, nicht weiterexistieren konnte. Ich will auch nicht nach Nordkorea auswandern.:) Ich war auch nicht bei der Stasi und kein Parteibonze, aber ich war in der FDJ wie so manche(r). Und ich fände es vermessen - wenn jemand, der die DDR nur vom Hörensagen  und aus den Medien kennt, den Anspruch erhebt, seine Darstellung der DDR sei die einzig richtige.


TomRichter  02.05.2015, 00:47

Schöne Darstellung - ich vermisse nur eins: Die Wessis haben die DDR nicht mit Waffengewalt unterworfen - die DDR-Bürger haben sich selber unterworfen. Jedenfalls mehrheitlich.

Die Länder in der ehemaligen DDR wurden WIEDER gegründet, nachdem sie 1952 durch 15 "Bezirke" ersetzt worden waren, Nur Sachsen-Anhalt hatte keine lange Tradition....  "Neue" Länder nach 1945 gab es hauptsächlich im Westen: z. B. NRW, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Niedersachsen...

Länder im Osten sind nicht NEU, sondern uralt, viel älter als die allermeisten Länder der "alten" Bundesrepublik. Nur wurden sie 1952 in 15 "DDR-Bezirke" aufgeteilt. Das jüngste der östliche Länder ist Sachsen-Anhalt