Was machte Konrad Adenauer zu einem Helden?

9 Antworten

Was ist denn überhaupt ein "Held"?

Ursprünglich bezeichnete man einen mutigen, tapferen, im Kampf geschickten, also hervorragenden Krieger bzw. Soldaten als Helden.

Ein Held im nichtmilitärischen Sinne kann aber auch jemand sein, der auf irgendeinem (Fach-)Gebiet ausgezeichnete, besonders hervorragende Leistungen erbracht hat, die sich als gut und nützlich erwiesen haben.

Ein Soldat, das war Adenauer nicht. Er stand eher für das Unsoldatische, Friedliche. Aber Mut hatte er durchaus. Er machte von seiner ablehnenden Gesinnung gegenüber Hitler und seiner Nazibande keinen Hehl. Er wurde von den Nazis als OB von Köln abgesetzt und hätte gegen Ende des Krieges beinahe noch sein Leben verloren. Nach dem Krieg und dem nach dem Holocaust verheerenden Ansehen Deutschlands in der Welt war es mutig von Adenauer, trotz seines Alters eine politische Laufbahn einzuschlagen und sich eine unvorstellbare Belastung als Bundeskanzler eines vom schlimmsten Krieg der Weltgeschichte gezeichneten Deutschlands aufzubürden. In Russland ist er 1955 den russischen Politikern gegenüber selbstbewusst aufgetreten, hat sich von ihnen nicht einschüchtern lassen und die Rückgabe der deutschen Kriegsgefangenen erreicht. Trotz deutlicher Ablehnung durch die Alliierten hatte Adenauer die Reise nach Russland unternommen.

Was das Erbringen hervorragender Leistungen auf dem Gebiet der Politik angeht: Adenauer hat mit seinen Mitstreitern das Ansehen Deutschlands in der Welt wiederhergestellt, Deutschland als ein zuverlässiges und gleichberechtigtes Land in den Kreis der freiheitlichen und rechtsstaatlichen Demokratien der westlichen Welt geführt, mit der Sowjetunion die ersten diplomatischen Kontakte geknüpft, die zahlreichen Probleme, die der Krieg hinterlassen hatte, im freien Westdeutschland in den Griff bekommen und einen marktwirtschaftlichen Sozialstaat errichtet, der dem westdeutschen Volk rasch erheblichen Wohlstand gebracht hat. Das sind unbestreitbare
Leistungen, und wenn man die damaligen Zeitumstände betrachtet, durchaus "heldenhafte" Leistungen, die nicht dadurch geringer werden, wenn man die eine oder andere Einzelheit und/oder (Fehl-)Entscheidung seiner Amtszeit negativ kritisieren will.

Zwei besonders das Militärische herausstellende und verherrlichende Regime und ihre furchtbaren Kriege haben den Begriff "Held" im soldatischen Sinne vollkommen diskreditiert. Diese Diskreditierung hat sich auch auf die andere, friedliche Bedeutung des Begriffs ausgedehnt. In unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft sind Helden verpönt - und überflüssig. Unsere Gesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft. Adenauer hat als Politiker bedeutende Leistungen erbracht und sich um sein Vaterland Deutschland verdient gemacht! Dat jenücht!

MfG

Arnold





zetra  14.01.2021, 19:59

Das nach 5 Jahren lesen zu muessen tut weh, es ist die Sprache des Kalten Krieges und wird hier noch durch die Person Adenauers glorifiziert, der mitverantwortlich ist, das die moegliche Einheit von DE nichts wurde.

Ein friedlicher Mensch, der allerdings mit Strauss nach eigenen A Waffen fuer die BRD strebte.

https://www.spiegel.de/spiegel/unter-konrad-adenauer-gab-es-planspiele-fuer-eine-deutsche-atombombe-a-1194239.html

So sah es aus und nicht anders, selber wollte er zuschlagen.

0

Adenauer? Zu einem Helden? Wie kommst Du denn auf das schmale Brett? Der Spalter und Kanzler der Alliierten hat sich von der Rüstungsindustrie bestechen lassen und wider besseres Wissen im Gegenzug die deutsche Teilung vorangetrieben und zementiert, weil eine hochgerüstete Staats- und Systemgrenze für die Rüstungslobby viel profitabler war als ein geeintes und neutrales Deutschland.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518748.html

https://youtube.com/watch?v=gXydNOV1TRQ


https://de.wikipedia.org/wiki/HS-30-Skandal



surfenohneende  10.01.2017, 18:52

Adenauer? Zu einem Helden? Wie kommst Du denn auf das schmale Brett? Der Spalter und Kanzler der Alliierten hat sich von der Rüstungsindustrie bestechen lassen und wider besseres Wissen im Gegenzug die deutsche Teilung vorangetrieben und zementiert, weil eine hochgerüstete Staats- und Systemgrenze für die Rüstungslobby viel profitabler war als ein geeintes und neutrales Deutschland.

Ja, so ist es

2

Adenauer wurde von Zeitgenoss niemals als Held betrachtet.

Er selbst hat sich genausowenig für einen gehalten.

Dazu wurde er wie "Papa Heuss" im Zuge des Wirtschaftswunders & der allgemeinen Euphorie vielleicht hochstilisiert. 

Es war ein wenig wie später bis heute mit Helmut Schmidt, den heute selbst Leute vergöttern, die zu seiner Zeit noch garnicht gelebt haben.


surfenohneende  10.01.2017, 18:50


Dazu wurde er wie "Papa Heuss" im Zuge des Wirtschaftswunders & der allgemeinen Euphorie vielleicht hochstilisiert. Es war ein wenig wie später bis heute mit Helmut Schmidt, den heute selbst Leute vergöttern, die zu seiner Zeit noch garnicht gelebt haben.
 


Ja, so ist es

...

Willy Brand & Richard von Weizsäcker sind da schon eher Helden

1
rotesand  11.01.2017, 09:23
@surfenohneende

Genau meine Ansicht. Weizsäcker war schon klasse, wobei ich Roman Herzog, der erst verstarb, besonders sympathisch fand.

0

Auch wenn man seine klerikale Politik verachtete und seinen Umgang mit der Opposition nicht mochte: seine Fahrt nach Moskau, als Folge dessen die deutschen Kriegsgefangenen nach über 10-jähriger Gefangenschaft heimkamen, das machte ihn in den Augen der Betroffenen zu einem Helden. Sie haben es ihm bei den folgenden Wahlen gedankt.

Ansonsten siehe Arnolds Beitrag.