Was machte die französische Armee im 2. Weltkrieg?

8 Antworten

Auweia, die Antworten der Experten hier. Die Deutschen scheinen wirklich keine Experten zu sein bei dem Thema 2.WK.

was haben die Streitkräfte denn vor dem D-Day gemacht?

Also erstens haben sie 40 Tage lang gegen die Wehrmacht gekämpft und verloren. Das heisst aber nicht, dass jeder einzelne französische Soldat tot war, oder? Ausserdem war Frankreich auch ein Kolonialreich. Die Truppen in den Kolonien, auch wenn sie nicht so zahlreich waren gab es auch noch.

Nach der Niederlage gab es dreierlei Frankreich und dementsprechend gab es auch 3 Wege für Franzosen nach der Niederlage 1940.

1.Vichy-Frankreich, ein Vassalenstaat des Hitler-Deutschland. Wer bei Vichy blieb hat auch in den Vichy-Streitkräften gedient. Teilweise wurden auch Franzosen rekrutiert um auf deutscher Seite zu kämpfen aber grundsätzlich haben Vichy-Franzosen nicht gekämpft.

2.De Gaulle-Frankreich. De Gaulle richtete sein Appel an alle Franzosen gegen Deutschland weiterzukämpfen. Viele wählten verständlicherweise diesen Weg. So wie De Gaulle selbst haben es einige nach England geschafft. Viele Militärs aus den Kolonien haben auch den Kampf gewählt und obwohl sie nach der Aufgabe und Vichy-Gründung verpflichtet wären Vichy-Frankreich die Treue zu schwören haben sie sich abgesetzt und haben sich wo sie konnten den Aliirten angeschlossen. Sie sind oft in die neutralen Länder geflohen(wo sie ihre Identität verbergen mussten um nicht interniert zu werden) und suchten eben Anschluss an die Länder, die gegen Hitler kämpften. Schon 1940 kämpften 7000 Mann als Mitglieder der sog. Streitkräfte des Freien Frankreichs von De Gaulle gegründet auf englischer Seite und es wurden immer mehr. Und De Gaulle war auch stets bemüht diese Zahl wachsen zu lassen und Franzosen zu ermöglichen wo nur möglich aktiv mitzukämpfen. Als England und die USA bis zum D-Day die Sowjetunion kämpfen liessen und auf ihren "Inseln" hockten hat De Gaulle erreicht, dass Franzosen, die kämpfen wollten in die Sowjetunion geschickt wurden. So unter anderem wurde 1942 ein Jagdfliegergeschwader zusammengestellt aus hauptsächlich ursprünglich in Syrien stationierten Piloten und über Iran in die Sowjetunion geschickt. Bis 1943 wuchs die Einheit zu einem Fliegerregiment heran und kämpfte auf sowjetischer Seite bis zum ende des Krieges und wurde danach Teil der französischen Streitkräfte. Logischerweise flogen sie mit sowjetischen Maschinen, genauso wie eben auch andere "Exilsoldaten"(es gab nicht nur Franzosen, auch Polen und Tschechen und viele andere kämpften mit), die auf der Seite der Aliirten kämpften von den Aliirten ausgestattet wurden.

3.Das besetzte Frankreich. Die Resistance bestand hauptsächlich aus Kommunisten und ex-Soldaten und Offizieren, die es nicht rausgeschafft haben aus den besetzten Gebieten. Sie haben nicht nur kleinere Aktionen durchgeführt sondern haben erheblich zur Aufklärung der Aliirten beigetragen(und da sind Leute vom Fach natürlich wichtig) sowie natürlich der Bevölkerung vermittelt, dass es Leute gibt, die sich gegen die Besatzer wehren. De Gaulle hatte ein gespaltenes Verhältnis zur Resistance. Einerseits war er peinlich um seinen Alleinanspruch bemüht Frankreich zu vertreten, hinzu kam, dass Kommunisten die treibende Kraft der Resistance waren, andererseits hat die Resistance genau das verkörpert wozu De Gaulle aufrief, Kampf gegen Nazi-Deutschland. Somit konnte er sie natürlich auch nicht verstossen.


PeVau  06.07.2015, 20:40

Hervorragende Antwort!

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x9flipper9 
Beitragsersteller
 07.07.2015, 11:15

Kann ich mich nur anschließen, sehr gute Antwort!  den Stern hast du verdient :)

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Nach der Kapitulation 1940 gab es zum einen die Vichy-Regierung, die sich gegenüber Deutschland zurückhaltend gab, leider bei der Verfolgung der Juden mitmachte.

Sie hatte in den französischen Kolonien in Nordafrika das Sagen, was u.a. dazu führte, dass Churchill die französische Flotte, die sich dorthin zurückgezogen hatte, versenken ließ mit vielen toten Franzosen. Ein sehr problematischer Punkt in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges, den heute kaum noch jemand kennt. Hintergrund war, dass C. Angst hatte, die Flotte könnte den Deutschen ausgeliefert werden, was das Kräfteverhältnis auf See stark zu ungunsten der noch allein kämpfenden Engländer verschoben hätte.

Zum anderen gab es natürlich General de Gaulle, der zwar wenig militärisches Gewicht hatte, es aber hervorragend verstand, zu den Engländern und Amerikanern immer wieder auf Augenhöhe aufzuschließen, was sie zum Teil mächtig nervte. Interessant ist auch, an welchen Kriegskonferenzen er teilnehmen durfte und an welchen nicht.

Nach dem D-Day haben dann die Soldaten des Freien Frankreich mitgekämpft und damit mit zum Sieg über Hitler-Deutschland beigetragen. Soweit ich weiß, durften sie Paris befreien und haben dann vor allem Teile Südwest-Deutschlands besetzt, wo sie ja später auch ihre Besatzungszone hatten.

Neben Vichy und de Gaulle gab es die Resistance, die aber das Problem hatte, dass sie zum Teil kommunistisch war und bis zum Juni 1941 stillhalten musste, weil Stalin ja mit Hitler paktierte. Erst nach dem Überfall auf die Sowjetunion konnten die Resistance-Kämpfer gegen die Deutschen vorgehen.

Diese waren Reste der Truppen die bei Dünkirchen nach England entkommen sind. Frankreich hatte Kapituliert und durfte keine Armee mehr unterhalten. Nach der Landung wurden aus den befreiten Gebieten neu rekrutiert.


x9flipper9 
Beitragsersteller
 06.07.2015, 13:39

Ok, weiß ich Bescheid vielen Dank! :)

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Frankreich war zum einen schlecht gerüstet und hatte darüber hinaus das Gros seiner Truppen an der Maginot-Linie gruppiert. Offensichtlich hatte keiner an einem Angriff aus dem Norden unter Verletzung der Neutralität der Benelux-Staaten gedacht.

So konnten die französischen Truppen den deutschen Angreifern nur wenig entgegensetzen und mussten nach 40 Tagen kapitulieren. Der Waffenstillstand wurde am 22. Juni 1940 in Compiègne unterzeichnet. Der Norden Frankreichs mit Paris sowie die gesamte Atlantikküste wurde deutsches Besatzungsgebiet (ca. 60 % der Fläche Frankreichs), Elsass-Lothringen wurde de facto annektiert. Im unbesetzten Frankreich wurde das Vichy-Regime unter Pierre Laval und Philippe Pétain gebildet, dass sich eng an das nationalsozialistische Deutschland anlehnte.

Teile der französischen Armee konnte von Dünkirchen aus nach Großbritannien entkommen und schlossen sich dort zu den Freien Französischen Streitkräften unter Charles de Gaulle zusammen.

Unter De Gaulle hat ein bedeutendes französisches Exil-Heer in Afrika mit gegen Rommel und die Italiener gekämpft, und zwar durchaus erfolgreich. Stichwort: Bir Hakeim etc. Die Truppen von Brigadegeneral Koenig konnten Rommels Truppen über 2 Wochen lang aufhalten. Das hatte Rommel wertvolle Zeit gekostet, die bei seinem Vormarsch auf El Alamein verloren ging. Mit ein Grund, warum Rommel nach der Niederlage von El Alamein sich zurückziehen musste.

Die Schlacht bei Bir Hakeim hat einen hohen Wert in der französischen Erinnerungskultur des 2. Weltkriegs.

Im Zuge der Invasion in der Normandie und in der Provence haben ebenfalls französische Truppen mit gekämpft, und französische Truppen waren auch beim Vormarsch auf Paris mit dabei.