Was macht Verdun so viel brutaler und psychisch verstörender als die andern Schlachten im ersten Weltkrieg oder der Geschichte der welt?

4 Antworten

Es stimmt, dass die Schlacht von Verdun in Bezug auf die nackten Opferzahlen nicht die brutalste Schlacht des Ersten Weltkriegs war. Schlachten wie Stalingrad, der Somme-Feldzug und die Brusilov-Offensive forderten alle mehr Menschenleben.

Dennoch gilt Verdun allgemein als die brutalste und schrecklichste Schlacht des Ersten Weltkriegs aus mehreren Gründen:

Die Schlacht von Verdun dauerte zehn Monate, von Februar bis Dezember 1916, und war somit die längste Materialschlacht des Krieges. Anhaltende Artilleriefeuer, Grabenkämpfe und Nahangriffe führten zu einer ununterbrochenen Hölle für die Soldaten auf beiden Seiten.

Obwohl die Gesamtzahl der Toten in Verdun niedriger war als in anderen Schlachten, war die Verlustrate pro Tag extrem hoch. An manchen Tagen starben bis zu 3.000 Soldaten pro Tag.

Die Schlacht fand in einem vollkommen zerstörten und verseuchten Gebiet statt. Es gab nichts als Löcher. Das war eine Todeslandschaft aus Schlamm, Leichen und Granattrichtern.

Die ständige Gefahr, der Tod, die erschreckenden Bilder und die körperliche und geistige Erschöpfung führten zu unglaublich vielen "Zitterern". Die waren vollkommen traumatisiert und nicht mehr zu gebrauchen. In dieser Form gab es weder vorher noch hinterher mehr traumatisierte Soldaten.


akirschenhoffer 
Beitragsersteller
 18.07.2024, 18:48

Warum waren die opferzahlen geringer

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Fuchssprung  18.07.2024, 18:50
@akirschenhoffer

Ich gehe mal davon aus, dass es auf beiden Seiten nicht genug Soldaten für den Fleischwolf gab.

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Schau dir den Film " Im Westen nichts neues " an.

Dann verstehst du es

Diese Schlacht hebt sich vor allen anderen deshalb ab, weil vom Deutschen Generalstab ausgegeben wurde, dass Verdun eine Blutpumpe ist.

"Blutpumpe, Knochenmühle, Hölle hieß Verdun bei denen, die es überlebten. Der deutsche Oberbefehlshaber Erich von Falkenhayn sprach vom "Weißbluten" des Gegners."

Am Ende gewinnt die Nation, dessen Soldat lebend übrig bleibt.

Dieser Satz macht einen fassungslos.

Das sage ich als ehemaliger Offizier der Bundeswehr:

Das ist ein Zeugnis absoluter Unfähigkeit und menschenverachtendes Verhaltens der Führung. Dämlicher und unfähiger kann man sich nicht verhalten.
Das war auch in vielen anderen Schlachten zu beobachten.

Wie Fuchssprung schon schrieb: Das ständige Trommelfeuer der Artillerie, bei der man nie wusste, wo die nächste Granate einschlug und ob sie einen selbst trifft - das macht einen fertig.

Ein Video über das "Kriegszittern", Soldaten, die auch nach dem Krieg so starkt traumatisiert waren, dass sie ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle hatten:

https://www.youtube.com/watch?v=IWHbF5jGJY0

Das wurde dadurch verstärkt, dass es 10 Monate keinen Zentimeter vor oder zurück ging. Auch das macht einen fertig. Stellungs- oder Grabenkrieg - daher auch der Titel des Buches "Im Westen nichts Neues".

Die Verluste in diesen 10 Monaten waren schon immens. Je nach Untersuchung schwanken sie zwischen 714.000 und 974.000 Toten. Die Zahl der Verwundeten übersteigt unsere Vorstellungskraft. Granatsplitter hinterlassen Löcher im ganzen Körper und traumatisieren die Kameraden zusätzlich. Viele wurden von den Knochen ihrer zerfetzten Kameraden verwundet.

Die Front war zwischen 30 und 50 km lang - das macht auf jeden Meter (!) 15 bis 30 Tote. Täglich zwischen 2.300 und 3.200 Tote. Allein der Anblick des Abtransports der Toten und Verwundeten sorgte für tiefe Traumata und Demoralisierung! Und das ging 300 Tage so.

Das alles war neue für die Menschheit. Sowas gab es vorher nicht. Vielleicht wird auch deswegen Verdun also so schlimm bezeichnet. Im 2. Weltkrieg kannte man sowas dann schon.

Woher ich das weiß:Hobby