Was kritisiert Franziskus von Assisi an der Kirche seiner Zeit und wie begründet er diese?

2 Antworten

Franz hat v.A. das Besitzstreben der Kirche kritisiert. Er hat gemeint, dass ein Benediktinerabt, der im feinen Brokatwams über dem Wohlstandsbauch von seinem Pferd das Evangelium predigt unglaubwürdig ist, weil Jesus und seine Jünger ja arm wie die Kirchenmäuse waren. Ich weiß die Bibelstelle nicht mehr, aber er hat glaube ich bei der Rekrutierung von einem (oder mehreren) Apostel gesagt, er solle seinen Besitz hinter sich lassen und ihm folgen. Also Jesus, nicht Franz.

Franz wollte wie Jesus sein, arm aber rein. Im Prinzip war er eine Art früher Vorgänger Luthers, da er sich mit Argumenten aus der Schrift gegen die vorherrschende Lehrmeinung gestellt hat. Und was er sich erbettelt hatte, und was er nicht unbedingt für sein Überleben gebraut hat, das hat er in die Armenfürsorge investiert...



BaalAkharaz  20.03.2017, 19:10

Liebe Leute, versteht mich nicht falsch. Das einzig Luthermäßige an ihm finde ich, dass er sich gegen die gängige Meinung gestellt hat, weil er sich nach der Primärquelle gerichtet hat. Hab ich ja auch so im 2. Halbsatz präzisiert. Der Mann hat natürlich nie Thesen an Türen genagelt oder ohne das zu wollen eine Kirchenspaltung ausgelöst.

Historisch betrachtet bin ich mir sicher, dass er, zumindest als Andere Kontakt zu ihm suchten eine Gegenbewegung zu den reichen "Grundherrenklöstern" aufbauen wollte. Er war halt klug genug, das nicht laut zu sagen, weil Rom ja glaube ich alle Anderen Armutsbewegungen dieser Zeit (z.B. Katharer oder Humiliaten) als Häresie eingestuft hat.

0
DiColonna  20.03.2017, 04:25

Franz v. Assis hat das Besitzstreben der Kirche nie kritisiert. Er hat es nur aus Bestreben der eigenen Unabhängigkeit für sich ausgeschlossen. So wie Jesus auch unter den Armen lebte, wollte es auch Franziscus tun.
Ein früherer Vorgänger von Luther war er in keinster Weise. Kein anderer Orden geht so strickt den Vorgaben des Papstes nach, wie die Franziskaner.....Ausser, wenn's HEUTE um's Geld geht.

1
Viktor1  20.03.2017, 00:02
Im Prinzip war er eine Art früher Vorgänger 
Luthers

Das war er ganz ganz sicher nicht. Die beiden hatten nichts gemein.
Kritik an der Lebensführung von Teilen ! des Klerus oder auch in den Klöstern (da waren damals leider sehr viele nicht aus "Berufung" dort) gab es zu hauf. Daß hier Franziskus besonders angegangen wäre ist aber nicht bekannt.
Luther hat bestimmt keine "heiligmäßiges" Leben geführt und er war teils auch ein "Hassprediger".

2

Hallo Niklasfsr,


Franciscus Assisiensis war der Gründer des Ordens der Franziskaner, geboren als Sohn sehr reicher Eltern unter dem bürgerlichen Namen: Giovanni Battista.

Durch das Geld seines Vaters lernte Franziskus schnell das Lesen, Schreiben und Rechnen. Als Sohn seiner Zeit und mit viel Geld ausgestattet führte er anfangs ein ausschweifendes Leben. Manche Quellen sprechen von erheblichem Alkoholismus, weswegen er in seiner Gegend viel Ärger bekam. Daraufhin schloss er sich einem Kriegszug an. Vor Antritt dieses Zuges, erschien ihm Gott im Traum und forderte, sein Wirken künftig im Sinne der Lehren Christi in seiner Heimat zu tun.

Franziscus verzichtete nachfolgend auf sein Erbe und und bat bei Papst Innozenz III. um die Erlaubnis einen neuen Orden im Sinne von "Sine glossa" (LAT: "Ohne Hinzufügen und Veränderung") aufzubauen.

Im Vergleich zu den bestehenden anderen Orden, lebte Franziscus völlig ohne Unterstützung vom Adel und Bürgertum, der römischen Kurie und dem Vermögen der Ordensbrüder, welches es erstmalig möglich machte, dass auch Söhne aus armen Familien ein Leben als Ordensmitglied führen konnten. (vergl.: Benediktiner waren meistens Adlige, die ihr Erbvermögen dem Konvent übermachten, wodurch diese sehr reich und mächtig wurden).
Dadurch machte sich der neue Orden schnell relativ unabhängig von politischen Eingriffen. Wer kein Geld entgegennimmt, nichts erbt, der ist auch niemandem verpflichtet. Den Franziskanern wird daher ein gewisser Pazifismus nachgesagt, welches sie allerdings mit teilweise militantem Missionieren(neue Welt) bis ins späte 20 Jahrhundert hinein(Afrika) aufrecht hielten. Die Mission gilt noch heute als das höchste und unbedingt zu erfüllende Ziel des Ordens.

Unser heutiger Papst Francesco(Jorge Kardinal Bergoglio) beruft sich auf diesen Leitgedanken, den Menschen nur mit seinem Wissen, seiner Kraft und Fürsorge zu dienen, ohne Geld aus verschiedenen Quellen dafür zu verwenden. Er ist auch der erste Papst, der wie Franziscus unter "armen Bedingungen" wohnt und lebt.
Franziscus lebte unterhalb der Stadtmauern bei den Aussätzigen -
Francesco lebt in einem 1-Zimmer-Appartment des vatikansichen Gästehauses und hat das Papstpalais nie betreten.

Franz von Assisi hat zu seiner Zeit das Ordensleben revolutioniert, was ihm viel Missgunst von den anderen Gemeinschaften(Orden, Königreiche, Stadtstaaten) einbrachte.
Von der ursprünglichen Armut der Franziskaner ist heute auch nicht mehr viel(ausser die traditionelle Habit-Kleidung) übrig geblieben.
Die Franziskaner gelten heute als der reichste Orden überhaupt. Das genaue Vermögen ist nicht einmal dem Vatikan bekannt.
Papst Francesco ist übrigens Jesuit.

Ein Vergleich mit Martin Luther entbehrt jedoch jeder Grundlage. Luther hat gegen die Amtskirche gekämpft. Die Bauernkriege gehen auf seine Reformation zurück, er hat das Adelssystem der Orden nie kritisiert und auch nicht verändert. Immerhin hat er die Kirche vom Mittelalter in die Neuzeit katapultiert und die Bibel für jeden lesbar gemacht.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen
di Colonna