Was kennt ihr für interessante oder lustige Fakten?

2 Antworten

1) Die Sprache der Pirahã (in Brasilien) kennt keine Relativpronomen.
Die Frage, die bei uns lauten würde:
"Kommt das Boot, das die Lasten bringt, vielleicht nicht?"
würde in dieser Sprache so lauten

Boot kommt-vielleicht-nicht-Frage? Boot Lasten bringt

Das heißt, anstelle eines Relativsatzes muss man das Wort "Boot" zweimal benutzen.

In Europa nutzen auch gälisches Irisch und gälisches Schottisch keine Relativpronomen. Dort wird aber das Subjekt nicht "verdoppelt".

2) Die Sprache Berik (in Neuguinea) hat eigene Verbformen für "tagsüber" und "nachts". Zudem hat dort das Verb für "geben" extrem viele Formen, da auch nach der Anzahl der gegebenen Objekte unterschieden wird oder danach, ob man die Sachen einem Mann oder einer Frau gibt.

3) Finnisch konjugiert die Verneinung, d.h. es gibt ein "Verneinungsverb".
En, et, ei, emme, ette, eivät:
ich nicht, du nicht, er/sie/es nicht, wir nicht, ihr nicht, sie nicht.

En tiedä. Ich weiß nicht. Formal "ich nicht" + wissen.

4) Weit im Osten Sibiriens nutzte auch die Sprache Jukagirisch (heute vom Aussterben bedroht) mal das Wort kimnel für 10 - dies entspricht dem finnischen kymmenen oder dem estnischen kümme. Das zeigt, dass finno-ugrische Sprecher weit bis in den Osten Sibiriens kamen.

5) Finnisch selber zeigt etliche Wortstämme, wie sie in ähnlicher Art auch in nordamerikanischen ("indianischen") Sprachen vorkommen. tammi (Eiche), kokko (ein Wort für Feuer, neben tulipalo/palo), mato (Wurm) und viele andere. Auch andere finno-ugrische Sprachen (etwa Udmurtisch in Russland) haben solche auffälligen Wörter, welche vermutlich sehr frühe Entlehnungen darstellen (udm. shumpo(tonen) ~ shumpo(te) = gut, glücklich).

6) Der einzige Auftritt beim ESC, der auch in udmurtischer Sprache war, war der Auftritt der "Omas aus Buranovo" (Buranovskije Babushki)

"Kotshyshe no shumpote no, punije no shumpote. 
Myly-kyly kaptshija no shumpotonen patshymje."

Meine Katze ist glücklich, mein Hund ist glücklich,
Rasch schlägt mein Herz voller Glück.

7) In Finnland gibt es auch (selten) Menschen mit blonder Haarfarbe und Epikanthus medialis (der asiatischen Form der Augenlider). Dort wird dies "mongolipoimu" (Mongolenfalte) genannt und ist wohl ein Relikt der alten nordasiatischen Vergangenheit der Vorfahren der Sami/Finnen.

Auch die Tradition der Sauna stammt wohl noch aus der Zeit der (im Winter sehr kalten) Regionen Sibiriens.

8) In Schweden gibt es eine dreisprachige Region, Älvdalen ist ein abgelegenes Tal zwischen dem Siljansee und der norwegischen Grenze. Dort spricht man Schwedisch (logisch), Südsamisch (eine finno-ugrische Sprache) und Älvdalisch (was weder Schwedisch noch Norwegisch ist).

Älvdalisch ist eine nordgermanische Sprache (die dort auch an der Schule unterrichtet wird, vermutlich die einzige Schule überhaupt), die so sehr von Schwedisch (und Norwegisch) abweicht, dass Schwedisch und Norwegisch untereinander viel besser verständlich sind als eine der beiden mit Älvdalisch.

Ich war mal dort (schöne Gegend), auch wegen der dortigen Schlittenhunde.

Es gibt auch Bücher, die von Schwedisch auf Älvdalisch übersetzt wurden und dort z.B. für den Unterricht für die Kinder benutzt werden. In der Umgebung findet man auch alte Funde aus der Wikingerzeit, vermutlich hatte sich eine Gruppe schon frühzeitig von den anderen norwegischen/schwedischen Gruppen abgetrennt und hat sich am Siljan und im Älvdal niedergelassen.

Erst später fand "Standardschwedisch" den Weg dorthin.

9) Die meisten Seen in Schweden stammen aus der Eiszeit, der Siljan aber ist ein mit Wasser gefüllter Meteoritenkrater. Damit ähnelt die Gegend dem Nördlinger Ries in Bayern - sie ist nur deutlich reicher an Wasser.

Das Wasser, das vom Gebirge (aus Richtung Norwegen) kommt, fällt mitunter spektakulär über Wasserfälle in Richtung Siljan/Krater herunter. Einer davon ist der "Helvetesfallet", der "Höllenfall".

Das MHD einer Wasserflasche gilt nicht fürs Wasser, sondern für die Flasche.

Lg