Was ist Schuld, was macht es aus, dass man schuldig ist?

1 Antwort

Schuld ist kein eindeutig definierter Begriff, sondern wird in einer Vielzahl von Themengebieten verwendet. Es hilft bei solchen philosophischen Themen daher immer, zunächst ganz genau zu definieren, wovon man wirklich spricht und was einen wirklich interessiert.

SCHULDGEFÜHL (Psychologie)

Das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben. Man fühlt sich schuldig, wenn man der Überzeugung ist, dass das eigene Handeln gemessen an den eigenen Moralvorstellungen falsch war. Schuld bedeutet in der Essenz einen Konflikt mit dem eigenen Gewissen.

Schuld und Scham sind zwei wichtige, klar voneinander unterscheidbare psychologische Regelfaktoren für menschliches Sozialverhalten und in diesem Sinne angeboren und evolutiv optimiert.

Wofür wir uns schämen oder schuldig fühlen, ist anerzogen und hängt von der Gesellschaft ab, in der wir leben. Aber dass wir uns schämen oder schuldig fühlen, wenn wir bestimmte soziale Normen verletzen, ist biologisch gewollt. Manche Gesellschaften, wie zum Beispiel unsere in Deutschland, betonen Schuld, andere Gesellschaften, wie zum Beispiel die japanische, betonen eher Scham.

SCHULD (ETHIK)

Das psychologische Schuldgefühl und die ethische Schuld gehen Hand in Hand. Ethische Schuld kann man unterscheiden in "was man schuldet / was man tun muss" (korreliert mit Psychologie) oder "faktischer Verursachung einer Tat" (korreliert mit Strafrecht).

Bei ethischer schuld geht es aber nicht um das eigene Gefühl, sondern um die abstrakte Bewertung von Handlungen gemessen am Moralkodex einer Gesellschaft. In der Essenz geht es bei ethischer Schuld um Verantwortung.

SCHULD (STRAFRECHT)

Im Strafrecht geht es neben der reinen Verursachung vor allem auch um Vorwerfbarkeit, um Zurechenbarkeit, natürlich auch um den Straftatbestand und dessen Rechtswidrigkeit.