Was ist für euch Liebe?

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Mit der Liebe wird heute oftmals zu oberflächlich umgegangen und der Begriff regelrecht inflationär benutzt. Zumindest liest man hier bei GF ständig von ,,ich liebe sie oder ihn'', obwohl die Beziehung keine 3 Monate besteht.

Wahre Liebe muss wachsen, sie muss fiese und dunkle Zeiten überstehen. Das man jemanden aufrichtig liebt, kann man meines Erachtens erst sagen, wenn man einige Jahre zusammen verbracht hat, die andere Person in allen Facetten kennengelernt hat und vielleicht auch gemeinsam schwierige Zeiten durchlebt hat.

Liebe ist für mich ein Gefühl starker Verbundenheit. Das Wissen, dass dieses Band der Verbundenheit immer da ist, auch wenn man es gerade aufgrund weniger glücklichen Zeiten nicht so stark fühlen kann.

Liebe ist für mich nicht nur ausschließlich immer glücklich in der Beziehung zu sein, denn eine Beziehung ohne Krisen aufrechtzuerhalten kann jeder. Liebe ist, wenn man seinem Partner in schweren Zeiten den Rücken stärkt, gemeinsam Lösungen findet, füreinander da ist, den anderen versucht wieder aufzurichten.

Liebe ist für mich ein Gleichgewicht aus geben und nehmen. Jeder möchte dem anderen gerne und ohne Bitten etwas geben und berücksichtigt das Wohlergehen des Partners.

Mein Partner mit dem ich seit etwas über 8 Jahren zusammen bin, hatte vor einigen Wochen einen schweren Verkehrsunfall und musste auch reanimiert werden. Bis vor einigen Tagen war nicht klar, ob und welche Folgeschäden er haben wird. Zum Glück wird er wieder vollständig gesund. Als ich die Nachricht erhalten habe, war ich wie gelähmt und habe mich völlig hilflos gefühlt. Wie stark Liebe sein kann, habe ich die Tage danach nochmal intensiver gefühlt, als mich die Angst er könnte sterben tagelang gelähmt hat.

Ich bin überaus dankbar dafür, dass er unbeschadet überlebt hat und habe daraus gelernt, jeden (gemeinsamen) Moment zu genießen.


soeinmisthier 
Beitragsersteller
 16.06.2023, 10:09

Vielen Lieben Dank. Ich sehe das ganze genauso und bin froh so etwas lesen zu können. Deshalb auch meine Frage. Ich wollte wissen ob es jemanden gibt der das ebenso sieht wie ich. Leider gehen viele mit dem Begriff viel zu leichtfertig um. Ich selber habe noch nie eine solche Liebe (zwischen Mann und Frau) erleben können, bin aber auch erst 18. Ich wünsche mir eines Tages jemanden Lieben zu können und diese Liebe auch erfahren zu dürfen.

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FloraFinia17  16.06.2023, 10:11
@soeinmisthier

Das wirst du bestimmt! Ich habe meinen Freund übrigens auch mit 18 kennengelernt. Bin jetzt 26. Bei den meisten dauert es aber länger. Das ist völlig normal.

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Hallo. Das ist eine meiner Lieblingsfragen hier auf GF. Diese Frage wurde heute heir nicht zum ersten Mal gestellt und die folgende Antwort habe ich auch nicht zum ersten Mal darauf gegeben...

An der Frage was Liebe ist beißen Philosophen sich schon seit hunderten von Jahren die Zähne aus. Aber vor einiger Zeit ist es mir mal gelungen hier eine Definition zu geben, die - wie viele mir sagten - wohl recht zutreffend sein soll.

Vorab sollte ich erklären, dass es 4 grundsätzlich verschiedene Arten von Liebe gibt: 1. Erotische Liebe (die Liebe zwischen Mann und Frau, oder im Falle von Homosexualität kann das auch zwischen Mann und Mann oder zwischen Frau und Frau sein), 2. Die Liebe in der Familie (Die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern, oder auch Geschwisterliebe), 3. Eine besonders innige Art von Freundschaft (Best Friends Forever sagen auch manchmal, dass sie sich "lieben") und 4. allgemeine Nächstenliebe (dass man gegenüber jedem sich so verhält, wie man selber möchte dass andere sich verhalten).

Im Weiteren gehe ich jetzt mal nur auf die Nummer 1 ein, die Liebe zwischen Mann und Frau, und zwar aus der Perspektive des Mannes (ich selbst bin ein Mann, 43 und alleinerziehender Vater). 

Da lernst du also ein Mädchen kennen, sie ist hübsch und süß und irgendwie kannst du am Abend, wenn du ins Bett gehst, gar nicht anders als ständig an sie zu denken. Du merkst du stehst auf sie und du hast Interesse sie besser kennen zu lernen. 

Je besser du sie kennen lernst, desto besser gefällt sie dir. Du träumst davon mit ihr zu kuscheln, sie zu küssen, sie zum Lachen zu bringen und sie glücklich zu machen und du kannst kaum mehr an was anderes denken, als an ihr süßes Lächeln, dass sie dir geschenkt hast. Du bist verliebt! 

Dann kommst du tatsächlich mit ihr zusammen, ihr fangt eine Beziehung an und ihr versteht euch super. Manchmal streitet ihr zwar ein wenig, aber das macht nichts, weil ihr euch am Ende jedes Mal alles wieder verzeiht und ihr sowieso gar nicht mehr ohne einander leben könnt. Das Ende eines jeden Streites besteht darin, dass ihr euch leidenschaftlich küsst und vermutlich miteinander im Bett landet und dann den besten Sex miteinander habt. Das ist die große Liebe! 

Ich selbst bin inzwischen bereits 43 Jahre alt, aber ich habe in meinem ganzen Leben bisher nur ein einziges Mal die große Liebe erlebt. Ich kann nur hoffen, dass ich noch ein zweites mal so viel Glück haben werde wie damals und sich wieder eine große Liebe entwickelt.

Aber nach dem Tod meiner großen Liebe habe ich ein anderes Glück gefunden: Die Liebe in der Familie (Nr. 2 s.o.) Ich habe eine 7-Jahre alte Tochter, die der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden ist und für die ich alles in meiner Macht stehende tun werde um sie zu einem glücklichen Menschen heranwachsen zu lassen. Auch das ist Liebe! Und darüber hinaus habe ich eine wunderbare Schwester die der zweitwichtigste Mensch in meinem Leben ist und auf die ich in meinem Leben nicht mehr verzichten möchte. Und auch das ist Liebe!


soeinmisthier 
Beitragsersteller
 16.06.2023, 09:36

Danke für deinen schönen Text. Ich hab Tränen in den Augen und es tut mir sehr leid, dass du den Verlust eines solch wichtigen Menschen erleben musstest. Ich finde es sehr schön, wie sehr du deine Tochter liebst. Mein Vater hatte so eine Liebe für mich nie übrig. Meine Mutter ist ebenfalls alleinerziehend und würde alles für ihre zwei Kinder tun. Ich stehe total hinter deiner Aussage, was Liebe ist! Danke

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Liebe ist wenn man sich bei einer Person wohlfühlt und sie achtet und ein warmes Gefühl hat sobald diese Person bei dir ist wenn du diese Person vermisst und ihre Nähe suchst... Liebe ist auch selbstlos.... Liebe ist kein durchgehendes Hochgefühl mit Schmetterlingen und einem Gehirn das nur auf den Partner fixiert ist das ist verknalltheit

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Dinge habe ich aus persönlichem Interesse gelernt...

Na ich bin mal gespannt, was du von meiner Sicht über die Liebe hältst (gerade weil ich wohl zum Jungvolk dazugehöre, haha)

Vorab: Da ich nicht nur Fan vom Philosophieren über die Liebe, sondern auch von Gedichten bin, dachte ich, dass dieses hier ganz gut zum Thema passen würde:

Vorsätze - Hans Kruppa

Ich möchte nicht mit dir zusammen alt werden,

sondern jung bleiben.

Ich werde deinen Ängsten die Suppe versalzen

und deiner Liebesfähigkeit mein Jawort geben.

Ich will lernen, immer offener zu werden,

im Reden und im Schweigen.

Und wenn ich kann, will ich der Spiegel sein,

in den du siehst, wenn deine Augen leuchten.

Mehr mag ich dir nicht zusagen.

Versprechen, das sind Worte,

geschrieben in den Küstensand bei Ebbe.

Für mich ist Liebe kein Gefühl. Keine Bewunderung von Stärke. Sie ist nicht leicht, beruht nicht auf Instinkten. So sehr ich ihn auch mag, Shakespeare hatte meiner Meinung nach Unrecht als er behauptete, Liebe sei blind -

Seine Auffassung sowie die sämtlicher klassisch romantischer Dichter und Denker haben dazu beigetragen, unseren Blick auf die Liebe mehr oder minder zu vergiften. Dank ihnen scheinen wir allzu oft zu glauben, dass es am besten wäre, einfach auf das Herz, auf die Gefühle zu hören. Oh man, das ist vermutlich der schlechteste Tipp, den ich in Sachen Liebe je bekommen habe, da wir alle mal gefühlsmäßig sehr chaotisch, ambivalent und schlicht und einfach beknackt sein können. Ein wichtiger Teil der Liebe ist es, gerade mit diesen Seiten in uns und in anderen klarzukommen. Liebe ist so auch Selbstliebe. Tatsächlich denke ich, dass sie viel mehr mit Vernunft zutun hat als gemeinhin angenommen.

Verliebtheit hingegen ist ein Gefühl, es ist flüchtig und wird in unserer Gesellschaft, die instinktive Impulse zu privilegieren scheint, hochgepriesen. Nicht umsonst handeln die meisten Romanzen aus Büchern, Film und Fernsehen von genau diesem Gefühl, dem ersten Treffen mit Schmetterlingen im Bauch etc. - eben von Dingen, die man als die große, einzig wahre Liebe verkaufen will. Die Erfindung des oder der „Einen" ist eine grausame Sache. Niemand, wirklich niemand ist vollkommen richtig, noch vollkommen falsch, nicht vollkommen für jemanden „bestimmt“. Und das ist absolut ok. Allein das zu wissen würde so manchen hoffnungslos Verliebten einige Enttäuschung ersparen.

Wenn man nur per Medien wie diesen Ideen über die Liebe geliefert bekommt muss man sich ja fast schon fragen, ob man einen Menschen lieben kann, auch wenn dieser berühmt berüchtigte „Funke“ doch nicht übergesprungen ist. Ich sage: Ja, natürlich! Das liegt daran, dass dieser Funke zur Verliebtheit, nicht zur Liebe gehört. Wahre Liebe kommt ohne ihn aus, ja, sie fängt genau da an, wo die schönen Seiten des Partners in den Hintergrund treten und wir uns mit Geduld, Mühe, Mitgefühl und der Bereitwilligkeit, uns verletzlich zeigen zu können den dunklen, ambivalenten und verrückten Eigenschaften des Partners stellen.

Dazu gehört ne Menge Frustrationstoleranz und Übung in Kommunikation, um so auch die Liebesfähigkeit zu stärken, um zu lernen, immer offener zu werden, sein Selbst zu erweitern.. Was das Lernen betrifft: Jeder gute Liebende sollte auch versuchen, ein guter Lehrer zu sein. Sehr romantisch klingt das nicht gerade, doch meiner Meinung nach steht dahinter eine berührende Absicht: den Ängsten des geliebten Menschen die Suppe zu versalzen und aus ihm eine weniger gebrochene Person zu machen. Denn, um Himmels Willen, niemand sollte uns einfach so annehmen, wie wir sind, sondern mit Verständnis aneinander arbeiten wollen. Völlige Akzeptanz des anderen bedeutet mentale, ja, spirituelle Stagnation, keine Erweiterung des Selbst, es ist passiv, ganz im Gegensatz zur aktiven Handlung der Liebe. Genau das macht Kruppas Gedicht in seiner Schlichtheit zu einem ehrlichen, ergreifendem Liebesgedicht.

Eigentlich ist aufrichtige Liebe daher immer eine Art gegenseitiger Psychotherapie, in der man Teile seines inneren Chaos dem anderen gegenüber offenbart und das ohne, dass der anschließend davor wegrennt. Es sind gerade unsere gemeinsamen und nur allzu menschlichen Schwächen, die den Leim der Liebe ausmachen.

Sicherlich geht diese Sicht einigen Romantikern gehörig gegen den Strich. Sie ist nicht leidenschaftlich , nicht „spontan“ genug. Andererseits ist genau diese Liebe beständiger und rührender als jedes Schmetterlingsflattern, das mit dem ersten Entdecken der Fehler des anderen heftig gedämpft wird. Ist nicht letztlich die Mühe für einen geliebten Menschen bedeutungsvoller als mühelose Bewunderung?

Ich hoffe ich konnte dir und anderen mit meiner kleinen Abhandlung ein bisschen Inspiration geben:D

Das Jungvolk xD

Ich verstehe unter Liebe, dass die Beziehung zu dieser Person für einen eines der wichtigsten Dinge im Leben ist, dass sie einem immer gleich wichtig ist, annähernd bedingungslos, dass man die Person vermisst, wenn man länger von ihr getrennt ist, dass man sie mit all ihren Stärken und Schwächen annimmt und genau so akzeptiert, wie sie ist, und schlussendlich, dass man Emotionen fühlt, die man persönlich als Liebe bezeichnen möchte.