Was ist für euch das wichtigste Kriterium, um ein Kunstwerk als "gut" zu beurteilen?
Kunstwerke sind subjektiv und können auf viele verschiedene Arten wahrgenommen werden. Manche Menschen schätzen die Technik oder das handwerkliche Können, während andere sich mehr für die Emotionen oder die Botschaft interessieren, die das Kunstwerk vermittelt. Was ist für euch persönlich am wichtigsten, wenn es darum geht, Kunst als "gut" zu bewerten? Ist es die Kreativität, die Technik, die Bedeutung oder etwas anderes?
8 Antworten
Mir fällt der Umgang mit Kunst eher schwer (ich meine hierbei sowas wie Gemälde, Skulpturen etc. Akrobatik, Show etc. ist ja auch eine Firma von Kunst, aber ich denke, das meinst du nicht). Das meiste schaue ich mir an und denke "Joa. Ist halt Kunst. Was soll ich damit?"
Ich beurteilen sie gar nicht wirklich nach gut/schlecht oder schön/hässlich. Ich kann mir dem meisten schlicht nichts anfangen. Es berührt mich nicht. Ich bin dafür wohl einfach zu praktisch veranlagt.
Es gibt nur wenige Fälle, wo es anders ist. Ich erinnere mich beispielsweise an meine erste Wohnung. Praktisch eingerichtet. Kaum Deko. Aber eine Wand war mir zu kahl. Da müsste was hin. Ein Bild. Ich bin dann irgendwann auf ein Bild mit Polarlichtern gekommen. An sich nicht besonderes. Massenware.
Ich fand es gut. Das Farbenspiel der Schönheit der Natur gefällt mir. Zudem interessiert ich mich für Astronomie und die daheinterliegende Physik. So gesehen hab ich das Bild wohl gewählt und fand es gut, weil es ein Teil meines Wesens punktgenau wiederspiegelt.
Ich würde daher sagen, gute Kunst ist solche, die etwas bedeutendes über mich aussagt.
Vielleicht habe ich auch deshalb so meine Probleme mit Kunst. Ich bin nämlich auch eher introvertiert und mir ist meine Wirkung auf andere auch nicht besonders wichtig. Ergo berührt mich wohl nur die Kunst, die den Teil meines Wesen genau genau trift, den ich bereit bin ungefragt der Welt zu zeigen.
Ist es die Kreativität, die Technik, die Bedeutung oder etwas anderes?
eine Mischung aus allen Dingen. Ich erkenne auf den ersten Blick, ob ein Bild gut ist oder nicht. Und nein, das ist nicht subjektiv. Nicht alle Bilder, die ich als Gut erachte, gefallen mir auch. Das ist etwas anderes.
Die subjektive Bewertung auch der Werke der bildenden Kunst war noch nie offizieller Maßstab der Beurteilung der Qualität, sondern nur des Marktwertes.
Die gute Kunst besteht immer aus sehr vielen Details, die das Original-geniale mit außergewöhnlichen Wirkungen erzeugen. Das gilt auch für die Reduktion ins Spezielle als Fokus in einer Ganzheit.
Aber nein, es ist eben selbst eine Kunst, die nur rhetorisch gut klingende von einer vertieften ästhetischen Erklärung unterscheiden zu können.
Außerdem sind viele einzelne Kunstwerke kunsthistorisch bedeutend, weil sie hohe subjektive Wirkungen erzeugten, sogar Muster für andere Künstler wurden - wenn sie sie kannten -, aber nach objektiven Maßstäben der Kunst durchaus häufig eher minderwertig.
Im Übrigen kann man auch Kunstgeschichte und Ästhetik zum Beispiel an der UNI oder auch an manchen Volkshochschulen studieren, was ich jedem empfehle, der zu Kunst nicht nur oberflächlich laienhafte Meinungen haben möchte.
angeblich hat aber Ästhetik nichts mit Kunst zu tun...
was sind objektive Maßstäbe für Kunst? wenn sei objektiv wären, müsste ja jede Epoche zu den gleichen Schlüssen kommen bei der Bewertung/Beurteilung von Kunst... was aber mitnichten der Fall ist!
Selbstverständlich hat die Ästhetik (Lehre von der Wahrnehmung und deshalb der Schönheit) mit jeglicher Kunstform zu tun. (PS: Allerdings war ich UNI-Fachidiot der Musikästhetik, vgl. z.B. zum Selbststudium E. Fubini, Geschichte der Musikästhetik, J.B. Metzler Verlag, dt. Ausgabe 2008). Doch heutzutage im zu Kunst erhobenen proletarischen Subjektivismus in jeder Kunstform verbunden mit der rechthaberischen Selbstherrlichkeit gehört Ästhetik zur als zum Gelderwerb als sinnlos beurteilten und verachteten höheren Bildung.
Es gibt je nach Definition mind. fünf allgemein ästhetische Parameter zur Beurteilung eines Kunstwerkes bzw. eines Kunstprozesses (vgl. ab ca. 1970er Jahre die work in progress - Künste), z.B. die Qualitäten der Verbindung zwischen Material und Gehalt/Aussage zur Formgebung (Gestalt), die Qualitäten des Materials und des Gehaltes, die Qualität der Originalität, die Qualität des Bezuges zum Menschen als Betrachter, als Hörer, als Leser usw., also als Kunst-Konsument, die Qualitäten im Bezug auf zeitgenössische Menschen- und Weltbilder (vgl. Marketing für Kunst als Verkaufsware).
Wenn du mehr darüber lernen möchtest, studiere entsprechende Fachliteratur wie Studenten und Dozenten. (Heute sollten wir zwar bereits "Studentinnen und Dozenten" schreiben, weil immer weniger Männer eine höchste Bildung erreichen - wollen oder können.
- und 2. Absatz: und wie quantifiziert man diese Qualitäten? Messbarkeit?
letzter Absatz ist eine ganz eigene Diskussion: die unterschiedlcihen Zugangsvoraussetzungen von Männern und Frauen zu geistes- und kulturwissenschaftlicher Bildung.
Meinst du wirklich, dass Frauen bessere "Zugangsvoraussetzungen" zu geistes... haben würden? Da komme ich nicht drauf. Jede/r immatrikuliert sich mit ´nem ABI an der UNI. Und längst haben mehr Mädchen als Jungen das ABI. Und längst haben Frauen ALLGEMEIN bessere Hochschulabschlüsse als Männer, sogar Alleinerziehende. Na ja.
Die Messbarkeit wichtiger Parameter ist vorhanden, sonst könnte man Werke nicht als schlechte und gute benoten, meist zu nächst handwerklich. Was von den guten auch noch Kunst ist, ist nicht so leicht, weil da die Verallgemeinerung als weiterführender Ausdruck bzw. Eindruck entscheidend ist.
Malerei-Beispiel: Großer roter Kreis auf größerem weißen Rechteck. Für viele Menschen ist das bereits beeindruckend, für viele gar nicht, beruht auch auf der Größe. Für Japaner ist das deren Nationalflagge, sie verbeugen sich daher demütig davor. Sie würden es beschützen und ehren. Ist das Kunst? Nein, die Wirkung kann zwar enorm sein, kunsthistorisch durchaus interessant, die abstrahierte, rote Sonne im hellen Himmel, aber kunsthandwerklich ist das eben zu wenig. Viele würden es als Kunst bezeichnen, doch nur, weil sie (noch) nicht wissen, was Kunst ist.
Sieh dir einfach hundert Gemälde haargenau an, vergleiche sie bewusst, zum Beispiel nach der genialen Verwendung des goldenen Schnitts im Bezug auf den Inhalt oder die der Farbtechnik und -gestaltung, der Formgebungen im Detail und im Ganzen, nicht nur der Nachahmung der Realität oder der höchsten Kreativität.
Aber bitte, verlange hier nicht von mir, eine Ästhetik-Vorlesung in Theorie der bildenden Kunst niederzuschreiben. Dafür gibt es zum Beispiel Dissertations- und Habilitationsschriften. Danke.
- Abs: sieh dir Studien an bezügl Motivation Männer/Frauen, eine gewisse Ausbildung/Studium anzustreben.
- mir fallen bei "Kunst" - ja, die, wo behauptet wird, es wäre Kunst - immer diese "Werke" ein, die irrtümlich von einer Putzfrau entsorgt wurden... des Kaisers neue Kleider
handwerkliche Ausführung spielt angeblich bei der Bewertung als Kunst keine Rolle - andernfalls wäre ein Miro sicher keine Kunst, so mancher röhrende Hirsch vor Bergkulisse aber sehr wohl...
und die japanische Flagge erinnert mich immer an ein Piktogramm einer gebrauchten Damenbinde...
Damenbinde...hihihi.
Aus meiner Sicht ist das Handwerkliche selbstverständlich mitentscheidend, aber viele Menschen verstehen davon eben rein gar nichts, deshalb verkünden sie trotzdem auch zur Kunstbeurteilung ihre persönlichen, eben leider ignoranten Meinungen, denn heute - aus dem Willen zum humanistischen Individualismus entwuchs leider die Macht des Subjektivismus in allen Bereichen - zählt nur noch die Überzeugungskraft der Argumentation. Viele studieren und trainieren das absichtlich nicht zum sozial Guten (vgl. manipulierende Personalführungskurse - kenne ich aus Arbeitgeberverbänden).
Sehr richtig! Dabei fällt mir das Café Miró in Budapest ein. Ich dachte, man hätte es nach seinen Gemälden gestaltet, aber es werden nur deren Farbtöne für die Wände verwendet. Schade. - Allerdings besteht Kunst ja aus vielen Qualitäten mehrerer Urteilsparameter.
Und wir sprechen auch von Gebrauchskunst und von Kitsch in den Kunstformen. DAS verkauft sich am besten! Deshalb ist das Gestalten für den Massenverkauf auch eine Kunst, aber eine Verkaufskunst, auch wenn das Objekt eindeutig ästhetisch bewertet Schrott ist. Das ist das Problem des Designs vieler Objekte. Auch ein Gebrauchsgegenstand kann Kunst sein, so wie hochkunstvolle Bilder auch Gebrauchsgegenstände sind, weil sie zum Beispiel an der Zimmerwand hängen oder eine Hauswand oder S-Bahn zieren. Über Geschmäcker kann man eben nicht streiten, wie die Römer schon wussten.
Aber wir müssen uns ja zur (objektiven) Kunstbewertung über den (subjektiven) Geschmack erheben. Einfach ist das nicht.
Mein Fach ist ja die Musik, nicht die bildende Kunst. Durch die nur emotionale Reizung mittels Musik, sei ja jedes Musikwerk automatisch Kunst. Ist es aber eben doch nicht. Man muss jedes Werk haargenau nach den Parametern analysieren, auch nicht einfach. Auch in der Popmusik gibt es herausragende Kunstwerke! Ich selbst zum Beispiel mag keine absichtliche Virtuosität eines Werkes, das ist für mich nur Show, Blendwerk, weil die Kunstparameter banal und primitiv ZUM MASSENVERKAUF gestaltet wurden. Da gibt es viele Hausmusik von berühmten Komponisten. Diese Werke seien wegen der Berühmtheit ihrer Urheber hohe Kunst. Eben nicht.
Ich wünschte schon immer, dass man viel mehr Professorenarbeit auch der Geistes-/Humanwissenschaften in den Medien darstellt und erklärt. Dann würden hoffentlich viel mehr Menschen auch davon etwas verstehen und es nicht a priori auch noch lauthals ablehnen....
Meine heutigen Frühstücksgedanken. Prost!
ein gewissen Kribbeln in der Magengegend.
Grundvoraussetzung: es muss als Kunstwerk erkennbar sein, wenn man es beim Sperrmüll findet.
es ist alles am wichtigsten.
das ist genau das Blabla, mit dem man jeden Scheiß zur Kunst erklären kann, wenn man sich nur eine gut klingende Erklärung dafür zusammenschustert...