Was ist entscheidend - die Absicht oder die Auswirkungen einer Handlung?

Das Ergebnis basiert auf 43 Abstimmungen

Die Auswirkungen sind wichtiger. 33%
Absicht und Auswirkungen sind gleich wichtig. 26%
Die Absicht ist wichtiger. 14%
Es zählt nur die Absicht. 12%
Es zählen nur die Auswirkungen. 9%
Weder die Absicht, noch die Auswirkungen sind von Bedeutung. 7%

38 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Absicht und Auswirkungen sind gleich wichtig.

Für das eigene Karma ist vor allen die Absicht wichtig. Wenn man etwas zwar falsch, aber in völliger Überzeugung von der Richigkeit seines Handelns macht, dann ist das als Teil des eigenen Lernprozesses zu werten.

Schlecht ist es aber, wenn man sich nicht so bemüht, wie es in seinen Möglichkeiten steht, nicht so achtsam und aufmerksam, verstehend und gut mit der Aufgabe umgeht. Weil man dann nur Entscheidungen fällt, die "gut gemeint" sind. Weil aber "Es war aber gut gemeint" ja bedeutet, dass die Entscheidung eigentlich schlecht war, deshalb ist das kein befriedigender Ansatz.

Deshalb ist für eine innere Zufriedenheit mit sich selber, eine gutes Gewissen, doch wesentlich, dass man das getan hat, was möglich war. Man sich informiert hat, abgewägt hat, Mögliches möglich macht. Wenn es hilfreich ist. Oder Dinge verhindert, die schädlich wären. Mehr kann man nicht tun, aber weniger sollte man nicht tun. Dann, wenn es irgendjemand schaden könnte und wichtig ist.

Es ist für mich ein Teil der Wertschätzung für andere und ein Teil meiner eigenen inneren Achtung vor mir, dass ich versuche, etwas, was mir oder anderen wichtig ist oder sein könnte, oder wichtig werden könnte, mit Respekt, nach meinen Fähigkeiten und so hilfreich, wie möglich mache. Immer dann, wenn es darauf ankommt.

Nur so hat die Handlung auch langfristig vor mir Bestand. Dabei sind Lernprozesse durchaus hinzunehmen. Fehlerlos kann niemand sein. Aber man kann durchaus auch an Aufgaben, die einem gestellt werden, wachsen.


roma2701 
Beitragsersteller
 28.03.2010, 09:48

Liebe Luise, ich freue mich so unglaublich mal wieder eine deiner brillianten Antworten zu lesen!

Einfach fantastisch, vielen Dank! :-))

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MojitoTom  29.03.2010, 21:54
@MojitoTom

Und ich schließe mich der Aussage an. Insbesondere die Tatsache, dass man an seinen Aufgaben wachsen kann, unterstütze ich zu 100%.
Eine erstklassige Antwort liebe Luise!

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Linda1  16.04.2010, 14:17
@Luise

Hier habe ich auch gevotet.

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Die Mehrzahl, rot 34 % momentan, liegt nicht richtig.

Siehe meine Antwort im nächsten Beitrag.

LG

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Absicht und Auswirkungen sind gleich wichtig.

Eine sehr gute Frage, die auch schon mit ein paar wirklich guten Beiträgen beantwortet wurde.
Für mich haben Absicht und Auswirkung in etwa den gleichen Stellenwert, da ich durch meine Lebenserfahrung natürlich schon vor dem Entschluss und den damit im Zusammenhang stehenden Überlegungen ein ungefähres Bild über die Auswirkungen bekommen kann. Natürlich hängen diese ja von vielen verschiedenen Faktoren ab, die ich leider nicht immer alle beeinflussen kann. Dadurch erkenne ich teilweise schon recht starke Diskrepanzen zwischen Absicht und Auswirkung und nicht immer bedeutet eine gute Absicht gleichzeitig auch ein gutes Ergebnis. Wichtig ist für mich einfach, bevor ich den Entschluss fasse, mir über die möglichen Folgen im klaren zu sein und dann abzuwägen, wie groß meine Chancen sind, das gewollte auch in die Tat umzusetzen. Wenn es dann trotz aller Bemühungen nicht immer so gelingt, heißt es einfach Schadensbegrenzung machen und für die Zukunft eine Lehre aus dem Misserfolg ziehen. Wenn ich aber aus Angst, etwas falsch zu machen, gar nichts mehr tue, bleibt auch als das Gute auf der Strecke, was mir sonst gelungen wäre. Also lieber mal (in guter Absicht) einen Fehler gemacht, als gar nichts getan


roma2701 
Beitragsersteller
 27.03.2010, 11:33

Eine wirklich schöne Antwort, vielen Dank! :-)

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Nolti  27.03.2010, 14:57
@roma2701

Ich habe zu danken, für diese wirklich tolle Frage

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Absicht und Auswirkungen sind gleich wichtig.

Die Absicht erzählt von der Motivation. Diese finde ich schon sehr aufschlußreich und überdenkenswert.

Die Auswirkungen erzählen von einem möglichen Ziel und von der Kehrseite des Gewünschten, die man am besten ganz bewusst mit einbezieht, um entscheiden zu können, ob man damit leben kann.


roma2701 
Beitragsersteller
 28.03.2010, 16:19

Gute Antwort, vielen Dank dafür!

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Absicht und Auswirkungen sind gleich wichtig.

An erster Stelle steht die Absicht. Wenn Du die Absicht hast, etwas wirklich gut zu machen, dann wirst Du Dich auch entsprechend gut darauf vorbereiten.

Du wirst so zu handeln versuchen, dass auch das Ergebnis Deiner Absicht etwas Gutes wird.

Man kann es allerdings nicht immer beeinflussen, wie und ob sich eine Absicht manifestiert.

Und jeder Mensch macht Fehler.

Da zählt dann in jedem Fall die Idee, die hinter einer Tat steht. Also die Absicht.

Und wenn Du etwas falsch gemacht hast gilt:

"Fallen ist keine Schande aber liegen bleiben!"


Die Absicht ist wichtiger.

Die Beantwortung ist von der ethischen Theorie abhängig, die vertreten wird. Die verschiedenen Theorien können zur Kenntnis genommen werden, aber ein eigenes Nachdenken ist nicht zu umgehen. Gut und schlecht sind zentrale Begriffe der Ethik. Sie haben dabei eine Bedeutung, die ein Sollen ausdrückt („Was soll ich tun?“ nennt Immanuel Kant als eine der Grundfragen der Philosophie). Das Gute ist das, was sein soll (z. B. eine sittliche Pflicht als Vernunftwesen). Schlecht ist das, was nicht sein soll (es ist nicht erlaubt/unzulässig/verboten).Verhalten wird von Menschen nach diesen Gesichtspunkten eingeordnet. Im sozialen Zusammenhang gibt es Erwartungen, die sich daran orientieren. Handlungen werden an diesem Maßstab gemessen.

Ob die Kategorien „gut“ und „schlecht“ überflüssig sind, hängt auch davon ab, ob Werte/das Gute als objektiv gültig oder als nur rein subjektive Setzungen aufgrund eines Dafürhaltens verstanden werden. Allgemein anerkannt und unumstritten ist ein Standpunkt auf diesem Gebiet nicht. Ich persönlich halte sie nicht für überflüssig. Eine Möglichkeit ist, eine Ordnung der Dinge zugrundezulegen. Dann gibt es zu jeder Sache (in einer sehr allgemeinen Bedeutung des Wortes), die etwas Bestimmtes ist, ein Wesen (auch ein Wesen des Menschen) und entsprechend einen Zustand, der als dessen Verwirklichung/Entfaltung natürlicher Anlagen wesensgemäß ist (je mehr, desto näher an der Vollkommenheit). Gutes Handeln fördert das Erreichen und Bewahren einen solchen Zustands, schlechtes Handeln ist abträglich und verstößt gegen die Zielrichtung. Dies ist ein Beispiel einer Theorie, die nicht relativistisch ist.

Bei einer Rechtfertigung eines Handelns als gut durch einen Hinweis auf ein für objektives gehaltenes Prinzip gibt es auch die Wahrheitsfrage. Außerdem kann „richtig“ weniger grundsätzlich auf eine Rationalität im Zweck-Mittel-Verhältnis bezogen werden (werden die zur Verwirklichung eines Ziels geeigneten Mittel gewählt? ; bei Immanuel Kant gibt es beispielsweise hypothetische Imperative als Gebote der Klugheit). Sinnvolles Handeln ist möglich, wenn es einen Sinn gibt auf den das Handeln bezogen werden kann (entweder als vorgefundener oder als eigene Zielsetzung). Sinnvoll kann auch stimmig in einem größeren Zusammenhang meinen.

Für andere Menschen haben die Handlungen und ihre Auswirkungen eine große Bedeutung. Diese können sie leichter bemerken. Sie können allerdings aufgrund von Mitteilungen und Rückschlüssen auf Absichten die Absichten der Handelnden bei der Beurteilung berücksichtigen. Im Recht gibt es subjektive Tatbestandsmerkmale, z. B. Vorsatz.

Bei der Frage, ob Absichten oder Auswirkungen entscheidend für gutes Handeln sind, sehen einige vorrangig auf die Folgen (Konsequentialismus; z. B. der Utilitarismus, bei dem als gut gilt, was nützlich ist [Nutzen ist eine Folge] ), andere vorrangig auf den guten Willen oder eine gute innere Einstellung (Charaktertugenden).

Der utilitaristische Standpunkt wird oft näher als größtmögliches allgemeines (auf eine große Zahl bezogene) Glück/Wohlergehen bestimmt. Der Utilitarismus kann nicht aus sich selbst heraus ein letztes Kriterium des Nutzen begründen. Daher ist er nach meiner Einschätzung nur als relativierter Teilbestandteil einer Ethik tauglich. Etwas Gutes ist zur Grundlegung nötig, dessen Qualität als gut nicht von einer Auswirkung abhängt. Deshalb halte ich eine Absicht, die auf dieses Gute ausgerichtet ist, für wichtiger.

Nach einer Dentologie genannten Richtung gibt es sittliche Pflichten und Handlungen, die unabhängig von ihren Folgen intrinsisch (in sich/um ihrer selbst willen) gut oder schlecht sind. Bestimmte Handlungen sind dann unbedingt verboten. Die einzelnen Handelnden stehen im Zentrum der Handlungsbewertung, nicht eine zu maximierende Gesamtbilanz. Es wird zwischen einem absichtlichem zielgerichtetem Herbeiführen und einem Geschehenlassen unterschieden. Auch Immanuel Kant, für den die Grundsätze des Willens ausschlaggebend sind und der einen kategorischen Imperativ vertrat, hielt eine Verwendung der Urteilskraft für geboten (also mehr als nur gut gemeint, weil ein guter Wille sich um ein gutes Ergebnis bemühen will). Die Handlungsfolgen stehen nicht vollständig in der Macht der Handelnden. Also können sie nicht für jeden Fehlschlag verantwortlich gemacht und ihr Handeln einfach als schlecht beurteilt werden. Aber es ist angebracht, entsprechend seinen Fähigkeiten sich über ein Problem zu informieren, Handlungsfolgen zu bedenken und seinen Verstand zu verwenden.

Eine sehr absolutistische und nach starren Regeln aufgebaute Deontologie hat Begründungsschwierigkeiten bei Einschränkungen, wenn Handlungen wegen Abweichens von Regeln trotz deutlich besserer Folgen einschließlich einer Verringerung von Verletzungen dieses Prinzips (der Regel) untersagt werden. Außerdem gibt es ein Problem, möglichen Pflichtenkollisionen nicht angemessen Rechnung tragen zu können. In Frage kommt daher eine Variante, die auch die Folgen mitberücksichtigt und nicht sehr viele Werte als absolut und unbedingt setzt.

Die gibt bei dem Problem oft eine Entgegenstellung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Die Gesinnungsethik stellt die Motive und Absichten über den Erfolg. Werte sind ihr wichtig. Dies kann zu der Neigung führen, das Hochhalten allein einer Gesinnung (ohne Nachdenken und abwägendes Urteil, das den Handlungszusammenhang beachtet) für ausreichend zu halten und die tatsächlichen Ergebnisse mit ihren praktischen Folgen für unerheblich zu halten. Entscheidend ist die Handlungsabsicht (eine Maxime ist eine dem Vernunftinteresse entnommener subjektiver Grundsatz), nicht die tatsächlich eingetretene Handlungsfolge (eine ausreichender Einsatz der praktischen Vernunft bliebt aber trotzdem geboten). Die Verantwortungsethik richtet sich nach der Verantwortbarkeit der Folgen/Ergebnisse. Dies wirkt gut, weil anscheinend der Gesamtzustand der Welt optimiert wird. Allerdings sind die Folgen und Ergebnisse so weitgehend oft nur mangelhaft einzuschätzen und vorauszusehen. Außerdem kann eine behauptete nützliche Folge benutzt werden, um sich auf zweifelhafte Weise (schlimme Mittel) über Werte und Grundsätze hinwegzusetzen (z. B. in der Politik). Mögliche Gesamtverläufe des Weltgeschehens sind unsicher und eine eindeutige Ausrichtung in einem wertenden Vergleich ist derartig weitgehend nicht durchführbar. Dies liefe eher darauf hinaus, eine gute Endabsicht zu behaupten, womit sich ein Widerspruch einschleicht (das Ergebnis sollte ja ausschlaggebend sein). Verantwortungsethik ist eine Spielart des Utilitarismus. Dadurch hat sie auch die Schwäche, ein Kriterium des Nutzens aufzeigen zu müssen, dieses (irgendein höchstes Gut) aber nicht nach Nützlichkeit begründen zu können.

Die strikt entgegensetzende Unterscheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik ist ungeeignet als Lehre über sittliches Handeln. Bei der Alternative bloß gut gemeint oder bloß behauptetes gutes Ergebnis sollten beide einseitig zugespitzten Standpunkte vermieden werden.


Nowka  19.04.2010, 00:07

>albrecht<

mensch, hast du viel geschrieben. und das soll alles gelesen werden?

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roma2701 
Beitragsersteller
 27.03.2010, 11:30

Mal wieder eine sehr beeindruckende Antwort von dir. Vielen Dank für die Mühe, es freut mich sehr solche Antworten zu lesen! :-)

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marijo2  27.03.2010, 13:43
@roma2701

Es ist bloß zu schade, dass in unserer Politik unter dem Mäntelchen der "Verantwortungsethik" unsägliche Missstände zu Lasten schwächerer Bevölkerungsgruppen geschaffen werden....! :(

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