Was ist eigentlich negativ am mittelalter?

8 Antworten

Tatsächlich dürfte das Mittelalter weit weniger barbarisch gewesen sein als wir es und heute vorstellen. Die Neuzeit hat ein sehr negatives Bild des Mittelalters gezeichnet - quasi als düstere Epoche zwischen Antike und Renaissance. Damit tut man dem Mittelalter Unrecht, denn auch in dieser Zeit kam es zu literarischen, künstlerischen, musikalischen und wissenschaftlichen Erfolgen, die man gerne vergisst.

Dennoch stellt vor allem das frühe Mittelalter eine vergleichsweise unruhige Periode dar, in der viel an Wissen, Technik und gesellschaftlicher Stabilität verloren ging. So wurden z.B. die antiken Wasserleitungen nicht mehr in Stand gesetzt, bis sie verfielen. Steingebäude wurden zunächst kaum noch errichtet und stattdessen als Steinbrüche genutzt. Die ordnende Kraft des römischen Staatswesens verschwand von der Bühne Europas und wurde durch einen aus Stammesverbänden, Stadtstaaten und Kleinkönigreichen bestehenden Flickenteppich verwandelt. Damit einher ging natürlich auch der Verfall von Recht und Gesetz. Nur um einige Beispiel zu nennen.

Die moderne Wissenschaft sieht diese Entwicklungen allerdings in einem komplexerem Zusammenhang und spricht dem Mittelalter durchaus einen eigenen und wichtigen Stellenwert in der Geschichte zu.

Das "Sensationsbedürfnis", sowie der menschliche Drang seine eigene Zeit und Kultur und damit sich selbst zu profilieren haben in den letzten Jahrhunderten (tatsächlich fing das schon im späten Mittelalter selbst an, ging aber vor allem in der Frühen Neuzeit und besonders im 19. Jh. los) dazu geführt, dass das Mittelalter nicht nur unter unglaublich schlechter Quellenkritik betrachtet oder mit anderen Epochen durcheinander gebracht wurde, sondern auch dazu, dass in der entstehenden Masse aus Fehlinformationen, herbeigedichtete Märchen unglaublich schnell halt finden konnten und diese Zeit heute wohl die am schlechtesten von Klischees befreite Epoche der Geschichte sein dürfte.

Die Bekanntesten Klischees sind dabei natürlich;

die unglaublich schlechte Hygiene der Menschen des Mittelalters,

seine kulturelle, geistliche und technische Unterlegenheit gegenüber der Antike und der Neuzeit,

die ständige Unfreundlichkeit und ausgeprägte "Beleidigungskultur" der Menschen untereinander,

die "allmächtige" Kirche sowie der im Volk stark verfestigte Aberglaube und die darauffolgende Hexenverbrennung,

die Unglaublich geringe Lebenserwartung des einfachen Volkes aufgrund der ständigen Plage von Krankheiten, extrem schlechter medizinischer Kenntnisse, Krieg und anderen höheren Gewalten,

die enge Bebauung der Städte, die mit seinen unbefestigten, schmutzigen Straßen und fensterlosen, kalten Bruchbuden als Krankheitsquelle dienen,

...und noch unglaublich viele andere Lügen und Fehlinterpretationen mit denen man diese Liste hier auf Buchlänge erweitern könnte.

Faktisch war das mittelalter jedoch nichts davon, sondern eine Zeit mit ausgeprägter Badekultur, die durchaus einige kulturelle Aufschwünge erlebte und technische sowie geistige Errungenschaften hervorbrachte. Leider würde eine Richtigstellung aller genannten Punkte den Rahmen hier noch deutlich weiter ausreizen.

Ich würde spontan sagen, dass man das ganze Wissen aus der vorherigen Zeit weggeworfen hat und dass die Kirche und Herrscher die Bürger durch Drohungen (basierend auf Unwissenheit der Bürger, etc.) kontrolliert und ausgebeutet haben.


hammuhal 
Beitragsersteller
 06.04.2015, 22:59

dankeschön

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Allein die medizinische und zahnmedizinische Versorgung war mehr als mangelhaft.

Auch die hygienischen Zustände sind mit den heutigen nicht zu vergleichen.


hammuhal 
Beitragsersteller
 06.04.2015, 22:57

danke

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geringe Lebenserwartung, Judenverfolgung. Früher hat man von einem dunklen Zeitalter gesprochen, davon ist man aber jetzt weg.