Das "Sensationsbedürfnis", sowie der menschliche Drang seine eigene Zeit und Kultur und damit sich selbst zu profilieren haben in den letzten Jahrhunderten (tatsächlich fing das schon im späten Mittelalter selbst an, ging aber vor allem in der Frühen Neuzeit und besonders im 19. Jh. los) dazu geführt, dass das Mittelalter nicht nur unter unglaublich schlechter Quellenkritik betrachtet oder mit anderen Epochen durcheinander gebracht wurde, sondern auch dazu, dass in der entstehenden Masse aus Fehlinformationen, herbeigedichtete Märchen unglaublich schnell halt finden konnten und diese Zeit heute wohl die am schlechtesten von Klischees befreite Epoche der Geschichte sein dürfte.
Die Bekanntesten Klischees sind dabei natürlich;
die unglaublich schlechte Hygiene der Menschen des Mittelalters,
seine kulturelle, geistliche und technische Unterlegenheit gegenüber der Antike und der Neuzeit,
die ständige Unfreundlichkeit und ausgeprägte "Beleidigungskultur" der Menschen untereinander,
die "allmächtige" Kirche sowie der im Volk stark verfestigte Aberglaube und die darauffolgende Hexenverbrennung,
die Unglaublich geringe Lebenserwartung des einfachen Volkes aufgrund der ständigen Plage von Krankheiten, extrem schlechter medizinischer Kenntnisse, Krieg und anderen höheren Gewalten,
die enge Bebauung der Städte, die mit seinen unbefestigten, schmutzigen Straßen und fensterlosen, kalten Bruchbuden als Krankheitsquelle dienen,
...und noch unglaublich viele andere Lügen und Fehlinterpretationen mit denen man diese Liste hier auf Buchlänge erweitern könnte.
Faktisch war das mittelalter jedoch nichts davon, sondern eine Zeit mit ausgeprägter Badekultur, die durchaus einige kulturelle Aufschwünge erlebte und technische sowie geistige Errungenschaften hervorbrachte. Leider würde eine Richtigstellung aller genannten Punkte den Rahmen hier noch deutlich weiter ausreizen.