Was ist die Bewertung des Arbeitszeugnisses?

5 Antworten

Die Frage ist zwar nicht mehr aktuell, aber ich kommentiere das trotzdem mal. Da das für den ein oder anderen Leser(in) hier, eventuell von Interesse sein könnte.

Vorab, das ist kein gutes Arbeitszeugnis!

Der AG ist dazu verpflichtet ein wohlwollendes Zeugnis auszustellen. D.h. es darf keine offensichtlich negativen oder abwertende Formulierungen enthalten. Für den ungeübten Leser hört sich also (erstmal) jedes Zeugnis gut an.

Hier mal so das Wesentliche was mir aufgefallen ist:

... als Verkäuferin in unserem Unternehmen beschäftigt.

Das ist die Passivform, eine erste unterschwellige Beurteilung. Du warst also nicht tätig (mangelnde Eigeninitiative) sondern musstest beschäftigt werden.

Als Verkäuferin gehörte es zu ihren wesentlichen Aufgaben,

Da werden mir zu viele Selbstverständlichkeiten aufgezählt wie z.B. Freundlichkeit gegenüber Kunden. Damit kann man eine Beurteilung auch bewusst ins Gegenteil verkehren. Könnte bzw. wird vom geübten Zeugnisleser so interpretiert werden.

Jederzeit arbeitete Frau X umsichtig, gewissenhaft und genau.

Hier das Selbe. Da ist nicht von Eigeninitiative, schnelle Auffassungsgabe, zügiges Arbeiten, Organisationsgeschick oder fachliche Kompetenz die Rede.

Sie hat die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer Zufriedenheit erledigt.

Eine gute Beurteilung wäre: stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.

Sehr gute wäre: stets/immer zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Frau X war ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig.

Auch hier wieder Selbstverständlichkeiten die keiner besonderen Erwähnung bedürfen. Ansonsten bedeuten sie das Gegenteil bzw. das Deine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu wünschen lies.

Sie war stets freundlich zu unseren Kunden.

Vorgesetzte und Kollegen wurden komplett unterschlagen. Das bedeutet in der Zeugnissprache mangelhaft bis ungenügend (also Note 5 oder 6). Der geübte Zeugnisleser/Personaler wird daraus schließen, dass deine persönliche Führung (so nennt man diesen Teil im Arbeitszeugnis) wohl doch nicht immer so einwandfrei war bzw. es Probleme gegen hat, besonders gegenüber Vorgesetzten. Eine gute Beurteilung würde sich folgendermaßen anhören: Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets einwandfrei/vorbildlich.

Frau X verlässt unser Unternehmen mit dem heutigen Tag. Für die Zukunft wünschen wir ihr alles Gute.

Zum einen fällt auf das der Grund deines Ausscheidens nicht genannt wird z.B. aus betrieblichen Gründen oder auf eigenen Wunsch. Daraus könnte man schließen das man Dir gekündigt hat. Das würde auch die insgesamt mangelhafte Beurteilung deiner Arbeitsleistung im Zeugnis bestätigen.

Des weiteren wird dein Ausscheiden mit keinem Wort bedauert und es wird Dir auch nicht für deine Arbeit gedankt. Das heißt so viel wie, man ist froh das man Dich los ist. Wie gesagt, dass würde den Verdacht der Kündigung bestätigten.

Das ist eines der schlechtesten Arbeitszeugnisse die ich je gelesen habe. Offensichtlich war das Arbeitsverhältnis zwischen deinem AG und Dir schwierig und es ist infolge dessen zur Kündigung gekommen. Aber wie immer dem auch sei, ich hoffe Du hast inzwischen eine neue Anstellung/Arbeit gefunden.

Hallo,

stets zu unserer Zufriedenheit ist keine 1, das wäre stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Außerdem fällt auf, daß das Verhalten gegenüber den Kunden beurteilt wird, nicht aber das Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen.

Am Schluß fehlt auch der Satz, daß das Unternehmen den Weggang bedauert.

Es riecht danach, daß diese Dame bei der Belegschaft und bei den Vorgesetzten alles andere als beliebt war.

Herzliche Grüße,

Willy


anonym09282 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 15:16

Oh man, da sieht man mal wie viel man so einem Zeugnis entnehmen kann.

Vielen Dank!

2

Ok. Viel lässt sich in diesem Job aber auch nicht falschmachen.

Was mir gar nicht gefällt: pünktlich, zuverlässig... das sind Selbstverständlichkeit. Und da steht nicht, dass du das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen hast. Bei der "vollen Zufriedenheit" fehlt das "stets".


W18J66  08.05.2024, 19:55

Und "vollste"

0
anonym09282 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 15:15

Ich verstehe 🤔 also hat sie das Zeugnis in dem Sinne schlechter geschrieben, als vereinbart?

0

Eine 2, mit Tendenz zur 3.