Was ist die Bestimmung des Menschen nach dem 2. Schöpfungsbericht?

5 Antworten

Es gibt keine zwei Schöpfungsberichte.

Der Bericht in 1. Mose, Kapitel 1, ist der chronologische Ablauf der Schöpfung. Im Kapitel 2 wird derselbe Bericht aufgegriffen. Diesmal nicht in chronologischer Reihenfolge. Denn jetzt ist das Ziel ein anderes: es soll erklärt werden, wie es zum Sündenfall kam.

Zu Deiner Frage, „was ist die Bestimmung des Menschen ...?“ findest Du deshalb sowohl im Kapitel 1, als auch im Kapitel 2 sinngemäss die gleiche Antwort:

1 Mose, Kap. 1, Vers 28 — „Auch segnete Gott sie und sagte zu ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz.“

1 Mose, Kap. 2, Vers 15 — „Jehova Gott nahm den Menschen und ließ ihn im Garten Ẹden wohnen. Er sollte ihn bebauen und pflegen.“

Den Garten Eden "zu bebauen und ihn zu bewahren." (Gen 2,15).

Das ist der einzige Grund der genannt wird.

Traditionell wird Adams Auftrag, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren, mit dem ,,Dominum terrae" (Gen. 1.28-29) gleichgesetzt. Es ist aber nicht dasselbe. Die Erde, die sich der Mensch im Sechstagewerk untertan macht, heißt im Hebräischen ,,arets". Dieses Wort hat mehrere Bedeutungen, vom ganzen Erdkörper über das Festland bis hin zum Volk. Bereits im ersten Text wird es unterschiedlich verwendet: Zuerst ist die ganze Erde im Blick (Gen. 1.1-2), danach verengt sich der Fokus auf das Festland im Gegensatz zum Meer (Gen. 1.10). In Gen. 1.28-29 meint es zumindest die gesamte Erdoberfläche, wobei dem Menschen ja auch die Fische im Meer unterstellt werden. Dann heißt es: "Seht, ich habe euch alles samentragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende Baumfrucht ist..." (Elberfelder). Noch gibt es keine eingezäunten Felder und Acker, kein Eigentum, stattdessen sammeln die Menschen von der freien Fläche Früchte, Kraut, Samen, Nüsse, Pilze etc., was sie zum (Über-)Leben eben brauchen. Analog dazu bedeutet das für die Tiere verwendete "radah", wenn auch sanfter als kabesch, weder Fürsorge noch liebevolles Hüten im Sinne von Viehzucht, sondern schlicht und ergreifend Jagd auf freilebende Tiere zu Verwertungszwecken, außerdem Fischerei.

Der aggressive Unterton von ,,Kabesch" ist nicht von der Hand zu weisen. Bildlich bedeutet es, den Fuß auf den Kopf des besiegten Gegners zu stellen. In Bezug auf das Verhältnis zwischen Mensch und Erde muss der Mensch seinem Lebensraum die benötigten Ressourcen, ob Nahrung oder auch Feuer, mühsam abringen. Die Tradition zeichnet das liebenswürdige Bild eines gütigen Gottvaters, der seine Günstlinge reich beschenkt. Hintergrund dabei ist vor allem die Doktrin von der makellosen Schöpfung, die erst durch den menschlichen Sündenfall verdorben worden sein soll. Aber das Gesamtzeugnis spricht eine ganz andere Sprache. Es geht von Anfang an ums nackte Überleben. Naturschutz konnten sich die fraglichen Menschen gar nicht leisten. Der Kontext legt jedenfalls nahe, dass das Sechstagewerk als Schöpfungsgeschichte den globalen Gesamtschauplatz im Blick hat.

Ganz anders in der darauffolgenden Paradiesgeschichte, wo sich das Geschehen geografisch eingrenzt, und das bereits im ersten Vers (Gen. 2.5). Es folgt eine klare Beschreibung des betreffenden Gebietes (Gen. 2.8-14), umliegende Orte und Länder sowie ihre Bodenschätze werden genannt. Die Gegend liegt zweifellos im Fruchtbaren Halbmond des Nahen Ostens, die beiden großen Flüsse existieren bis heute nahezu unverändert. Im Gegensatz zu den nahrungsaneignenden ,,Präadamiten" geht Adam zur Nahrungsproduktion in Form von Ackerbau über. Der landwirtschaftlich nutzbare Erdboden heißt nicht arets, sondern adamah. Paradies bedeutet ,,Einfriedung", was per Definition nicht die ganze Erde, sondern nur einen winzigen Ausschnitt derselben beinhalten kann.

Auch in Adams Auftrag lässt sich Naturschutz nicht herauslesen. Nach wie vor geht es um das Bestreiten des Lebensunterhalts, was aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit der beiden geschilderten Wirtschaftsweisen darstellt.

Die ,,Bewahrung der Schöpfung" zeigt nur die Hilflosigkeit der Theologen. Nachdem sie jahrhundertelang den ,,Dominum terrae" als Freibrief missbraucht hatten, versuchen sie nun anhand eines anderen Verses eine politisch korrekte Neuinterpretation, um salonfähig zu bleiben. Unlogisch... Entlarvend...

Woher ich das weiß:Recherche

Es ist gut, einmal sorgfältig nachzulesen, was die Bibel über die Erschaffung Adams sagt. Moses bezieht sich in seinem ersten Buch auf Urkunden oder „Geschichten“, die aus der Zeit vor der Flut stammten. Die erste dieser Urkunden beginnt mit 1. Mose 1:1 und endet mit 1. Mose 2:4, wo es heißt: „Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde . . .“ Das zweite geschichtliche Dokument beginnt mit 1. Mose 2:5 und endet mit dem zweiten Vers des 5. Kapitels. Wir haben also zwei Schöpfungsberichte, die von etwas verschiedenen Gesichtspunkten aus geschrieben wurden. Im zweiten dieser Berichte, in 1. Mose 2:19,20 steht das mit „bildete“ wiedergegebene hebräische Verb im Imperfectum consecutivum. Das bedeutet nicht, dass die Landtiere und Vögel nach der Erschaffung Adams erschaffen worden wären. Aus 1. Mose 1:20-28 geht hervor, dass dies nicht gemeint sein kann. Der anscheinende Widerspruch zwischen dem ersten und dem zweiten Kapitel lässt sich dadurch erklären, dass 1. Mose 2:19,20 wahrscheinlich lediglich eine Bemerkung ist, die eingeflochten wurde, um zu begründen, warum für den Menschen eine „Hilfe“ erschaffen werden musste. Das betreffende hebräische Verb könnte ebenso gut mit „hatte gebildet“ wiedergegeben werden. — Siehe die Übersetzungen von van Eß und Zunz.

Woher ich das weiß:Recherche

Die Selbe wie im 1. Schöpfungsbericht,

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lesen, fragen, systematisch Forschen, prüfen, erleben, sehen