Was ist der Stuhlsitz / Spaltsitz?

4 Antworten

Zwischen Stuhlsitz und Spaltsitz gibt es einen Unterschied.

Beim Spaltsitz kippt der Oberkörper des Reiters nach vorn vor die Senkrechte, wodurch das Gewicht verstärkt auf den Oberschenkeln statt auf den Gesäßknochen lastet. Meist fällt der Reiter dabei zusätzlich ins Hohlkreuz. Oft sind die Steigbügel zu kurz eingestellt.

Wenn ein Reiter mit dem Oberkörper etwas nach hinten abkippt, dabei mit dem Gesäß zu tief in den Sattel rutscht und die Unterschenkel nahezu rechtwinklig nach vorne weisen, dann spricht man von einem Stuhlsitz. Auch in dieser Haltung kann sich der Reiter schlecht ausbalancieren, außerdem wird durch die verrutschten Unterschenkel eine korrekte Schenkeleinwirkung verhindert.

Spaltsitz - (Pferd, Reiten, Haltung) Stuhlsitz - (Pferd, Reiten, Haltung) Richtiger Sitz  - (Pferd, Reiten, Haltung)

Guck mal hier: http://www.pferdeschuppen.de/sitzfehlerII.htm

Da gibt es auch Zeichnungen.

Stuhl- und Spaltzsitz entstehen, wenn du nicht wirklich im Schwerpunkt sitzt, deine beiden Sitzhöcker nicht ordentlich belastest. Auch die Länge der Bügel spielt eine Rolle und die Art, wie du deine Fußspitzen drehst. Sie sollen z.B. immer im gleichen Winkel stehen, wie dein Knie. Früher hieß es immer: Fußspitzen nach vorne! Heute weiß man es besser.

Ich nenne dir mal ein paar Übungen, die dir helfen können, deinen Sitz neu zu erfühlen:

  1. Setze dich aufs Pferd. Spüre deine Sitzhöcker. Nun "rollst" du mit geradem Oberkörper über deine Sitzhöcker weit nach vorne, dann weit zurück. Die Vor- und rückwärts-Bewegungen machst du dann immer kleiner, bis du glaubst: Jetzt sitze ich genau in der Mitte der Höcker.

  2. Stelle dir das Ziffernblatt einer Uhr auf dem Sattel vor. Vorne ist die 12, unten die 6, rechts und links die 3 und die 9. Verbinde die 12 und die 6 mit einer gedachten geraden Linie, ebenso die beiden anderen Zahlen. Du sollst genau in der Mitte des Kreuzes sitzen.

  3. Stelle dich einmal in die Bügel im Stehen. Wenn du dich nun wieder hinsetzt, tust du so, als hättest du ein langes, wertvolles Kleid an und streichst das Kleid unter deinem Popo gerade, damit du keine Falten bekommst. Dabei setzt du dich gaaaaanz langsam hin. Das kannst ein paar Mal wiederholen.

  4. Im Sitzen streckst du einen Arm kerzen gerade nach oben, Daumen nach hinten. Stelle dir nun eine gerade Linie von der Hand zu deinem Fuß vor. Wenn du die Linie hast, dann stelle dir eine Linie von deinem Arm zum anderen Fuß vor, also eine Diagonale. Das machst du mit beiden Armen. Diese Übung hilft dir, dich aufzurichten und nicht in der Hüfte einzuknicken.

Um den Stuhlsitz zu vermeiden, muss dein Knie so tief liegen, wie möglich. Deine Oberschenkel bekommen dadurch eine andere Richtung, sie zeigen steiler zum Boden. Das wird anfangs an der Innenseite der Oberschenkel etwas ziehen. Das ist o.k. und geht wieder weg. Im Stuhlsitz zeigt das Knie fast zum Pferdemaul. Sitzt du richtig, zeigt dein Knie mehr zum Boden.

Ein "langes", tiefes Knie kannst du nur machen, wenn deine Bügel lang genug sind. Mache also die Übung mit Knie-Strecken ohne Bügel und kontrolliere, ob du sie jetzt um ein oder zwei Loch länger schnallen willst.

Noch eine lustige Übung: Stelle dich ein bisschen in die Bügel (leichter Sitz) und beschreibe mit deinem Popo eine liegende Acht. Diese Bewegung lockert deine Hüfte und das Becken. Die gleiche liegende Acht kannst du auch mit der Nase "schreiben", das lockert deinen Nacken.

Viel Erfolg und schreib mal, wie es geklappt hat!


Baroque  07.10.2011, 20:06

Und wenn Du Pech hast, liegt es, wie in 90% der Fälle an einem schlecht angepassten Sattel, der zwar beim Pferd vielleicht nicht drückt, aber im Schwerpunkt nach vorne ansteigt. Da kannst Dich plagen wie sonstwas, es wird keinen Erfolg bringen. Bei mir war es seit mein alter Reitlehrer nicht mehr unterrichtet, immer so, bis ich mein Pferd hatte. Ich verliebe mich nunmal leicht in schmale Warmblüter und die hatten immer einen hohen Widerrist. Da die Sättel nie anständig angepasst waren, lagen die vorne am Widerrist auf (aua!) und entsprechend waren die vorne angehoben im Vergleich zum hinteren Ende. Was hat man an meinem Sitz rumkorrigiert. Wenn ich anmerkte, dass mir das mit dem Sattel komisch vorkommt, sagte man, nein, der passe, man wäre schließlich Reitlehrer und in der Lage, jedem Pferd den passenden Sattel zuzuteilen. Aha.

Zu lange Bügel würde ich allerdings nicht empfehlen, Tangstedt. Die meisten Reiter reiten mit zu langen Bügeln. Der Stuhlsitz kommt selten aus zu kurzen Bügeln, sondern mehr daran, dass die Unterschenkelwinkelung gerne zu senkrecht gelehrt wird und nicht an die individuellen Möglichkeiten der Beckenstellung und dem individuellen Längenverhältnis zwischen Ober- und Unterschenkel angepasst gewählt wird. Die meisten Reiter, die ich kenne, reiten mit zu langen Bügeln, haben damit ein schlagendes statt eines federnden Beins. Inzwischen sagen auch schon die Anfänger, dass man ihnen gesagt hat, ein langes Bein wäre gut und schnallen sie die Bügel absurd lang. Sie geraten damit nicht automatisch in einen Spaltsitz, aber das Bein ist eine Katastrophe. Ich sag inzwischen, kein Bügel kann zu kurz sein, man kann auch im Springsitz ordentlich Dressur reiten und bekommt keinen Stuhlsitz, wenn der Trainer eine dem Körperbau des Reiters angemessene Unterschenkellage fördert.

Interessant sind sie in der Tat, die Übungen für die Beckenbeweglichkeit, wie von Dir empfohlen, sofern der Sattel passt. Denn die meisten weiblichen Becken sind zu schmal für unsere heutigen Pferde. Das Bild aus der HdV12, das man heute noch so gerne zu Rate zieht, zeigt das Ideal eines Mannes (andere Beckenbauweise) auf einem Pferd, das als Standardwarmblut so schmal war wie die besonders schmalen unter unseren heutigen. Eine Frau kann das nur mit extrem beweglichem Becken nachstellen und viele im großen Sport aktiven Frauen scheiden aus dem Sport mit einem Hüftschaden aus. Das sollte berücksichtigt werden. Natürlich darf man die Beweglichkeit der Frau fördern, aber bevor sie Schaden nimmt, soll sie lieber etwas "stuhlig" sitzen.

0
Tangstedt  07.10.2011, 21:44
@Baroque

Vollkommen richtig, deine Anmerkungen! Ich bin früher auch immer mit viel zu langen Bügeln geritten - weil man es ja so tat! Und: Viele Reiter stehen nur mit den Zehen im Bügel, nicht aber dort, wo ihr Schwerpunkt ist.

Und die dümmste Korrektur eines Reitlehrers: "Sitz gerade". Das führt nämlich dazu, dass die Reiter ins Hohlkreuz kommen, was wiederum bedeutet, ihr Becken nach hinten zu kippen, statt nach vorne. Das Becken der Frau IST anders, als das der Männer. Das haben inzwischen auch Sattelbauer erkannt. Dem Mann fällt es viel leichter sein Becken in Bewegungsrichtung, sprich nach vorne zu kippen, weil es schon von Natur aus so gestellt ist. Bei der Frau ist das ganz anders, auch das Steißbein liegt anders. Eine Frau muss ihr Becken bewusst nach vorne neigen.

Ich sage meinen Reitschülern immer: Sitze bequem! (alles Damen, fast alle über vierzig, alles Reitanfänger, teilweise sitzen sie bei mir zum ersten Mal auf dem Pferd). Sitze anfangs durchaus mit Rundrücken, wie "eine alte Oma". Ein gerader Sitz entwickelt sich von alleine, wenn die Frauen etwas Sicherheit und Gefühl für die Bewegung gefunden haben. Ich bin begeistert, wie gut sie nach vier Wochen auf dem Pferd sitzen. Sie können noch nicht im entferntesten Reiten, aber sie haben dabei eine schöne Haltung. Ihre Schenkel klopfen niemals, und die Hände sind ruhig, weil sie anfangs nur mit hingegebenem Zügel und Gewichtsverlagerung reiten dürfen...

Früher sagte man ja auch immer: Knie zu und Hacken tief! Ein Runterdrücken der Hacken strengt eine Menge Muskeln im Bein an, die gar nicht angespannt sein sollten. Als ich zu reiten anfing, musste ich noch ein Blatt Papier mit den Knien beim Reiten festhalten...

0

Da helfen Reitlehrer (mit Tipps) und google (mit Bildern).. Stuhlsitz entsteht meist, wenn die Steigbügel zu kurz sind, und man die Beine anzieht (nach vorne). Spaltsitz, wenn die Bügel zu lang sind, und man die Beine zu gerade streckt.


kimberlykoss 
Beitragsersteller
 07.10.2011, 16:49

ok dankeschön! :)

0

Warum fragst Du denn nicht Deine Reitlehrerin?


kimberlykoss 
Beitragsersteller
 07.10.2011, 16:49

sie weiß es nciht viel besser.. klingt komisch aber ist so. sie sagt immer ich sitze gut, aber alle reiter/innen auf unserem hof die wirklich seeeeeehr gut reiten, sagen es anders. und ich verstehe immer nicht wie sie es meinen weil ich kein bild vor augen habe wie es richtig ist.

0
Backniete  07.10.2011, 16:52
@kimberlykoss

Dann frag doch diejenigen, die das an Dir kritisieren! Die sollen Dir dann zeigen, wie Du es besser machen kannst! Übrigens: Komische Reitlehrerin! :-)

Oder die Reitlehrerin hat Recht und die anderen wollen nur mal lästern! ;-)

0
Plattschnacker  07.10.2011, 21:39
@Backniete

Für eine RL, die Dir den korrekten Dressursitz nicht vermitteln kann, ist jeder Euro einer zuviel!

0