Warum klingt Mozarts Piano moderner als das von Beethoven?
Obwohl Mozarts Instrument doch älter sein müsste, beziehungsweise mehr nach einem Piano Forte klingen müsste. Oder gab es zu Mozarts Zeiten schon einigermaßen modern klingende Pianos und Beethovens Piano Forte entsprach einfach mehr seinem Geschmack?
4 Antworten
Historische Klaviere können sehr unterschiedlich klingen, so gut wie jeder Klavierbauer hatte sein eigenes Klangideal und hat dieses verfolgt. Hier von „moderner“ zu sprechen ist immer problematisch. Mozart hatte einen Flügel von Anton Walter, Beethoven hatte mehrere Flügel. Manche Klavierbauer haben eher konservativ gebaut, manche haben gerne etwas Neues ausprobiert, was aber nicht immer eine Verbesserung mit sich gebracht hat.
Grundsätzlich ist, Mozart hat seinerzeit auf 5-oktavigen Flügeln gespielt, bei Beethoven war der Tonumfang dann schon größer.
Die klangliche Vielfalt war früher viel größer, das ist auch der Tatsache geschuldet, dass diese Instrumente noch nicht vollkommen waren - das sind auch moderne Klaviere nicht - aber in der Unvollkommenheit, der Fehlerhaftigkeit, liegt ja auch ein Reiz. Die Vollkommenheit ist letztlich langweiliger Einheitsbrei.
Noch eine Ergänzung (ich habe mir die Aufnahme erst jetzt angehört, vorher bin ich nicht dazu gekommen): Elly Ney spielt auf dem Graf von Beethoven einfach schrecklich, sie kann offensichtlich nicht Hammerklavier spielen, sie "drischt", deshalb klingt es auch so - Verzeihung - beschissen. Im Gegensatz dazu Schiff - auf dem älteren Walter - der kann eben Hammerflügel spielen. Die beiden anderen Flügel sind ja schon moderner, der Bechstein von Liszt klingt sehr schön, der Pleyel, naja, eine hörbar alte Aufnahme und der Flügel dürfte ich schlechtem Zustand sein. Der Bechstein am Schluss ist ebenfalls in schlechtem Zustand.
Der unterschiedliche Klang könnte auch an den Aufnahmen un deren Alter liegen und nicht nur an den Instrumenten selber. Die Beethoven-Aufnahme ist nämlich von 1965 und die Mozart-Aufnahme von 2021 laut meinen Suchergebnissen nach den unter dem Video angegebenen Titeln und Interpreten. Aktuelle Aufnahmen von Beethovens Hammerklavier klingen auch moderner.
Ah ok. Also irgendwie klingt es hier auch etwas mehr nach Forte als das Mozart Piano. Aber kann schon sein, dass du recht hast. (Falls es das selbe Beethoven Klavier ist wie im Video oben.) https://m.youtube.com/watch?v=viMru6SyyCY&pp=ygURYmVldGhvdmVuJ3MgcGlhbm8%3D
manche Aufnahmen finden noch auf sog. Hammerklavieren statt. Neue Aufnahmen & neue Flügel klingen besser. Bösendorfer Imperial bei manchen Stücken mit 97 Tasten,
Fazioli Flügel ganz toll u. a. beim Chopin Wettbewerb in Polen
Hier ein Shigeru Kawai
Naja, da kann man geteilter Meinung sein. Moderne Flügel klingen nicht unbedingt besser, was sie sind: sie sind lauter, und das ist für viele Menschen dann einfach "besser". Alte Klaviere klingen anders, aber auch nicht unbedingt besser.
Moderne Klaviere klingen sehr einheitlich, leider hat sich der Steinway-Klang sozusagen als Standard durchgesetzt, den die meisten anderen kopieren, Fazioli, Shiigeru, (die jetzigen) Bechstein und wie sie alle heissen, im Blindversuch so gut wie nicht von Steinway zu unterscheiden. Bösendorfer ist noch etwas anders, hat aber in den letzten Jahren auch klanglich einen Schritt in Richtung Steinway gemacht.
ergänzend muss man sagen, dass der Klang von historischen Instrumenten heute in der Regel nicht der selbe ist wie damals. Instrumente unterliegen Feuchtigkeitsschwankungen, werden repariert usw. Vom heutigen Klang einer millionenteuren Stradivari-Violine zB kann man kaum auf den Klang zu A. Stradivaris Zeit schließen, da sie zum größten Teil aus jüngeren Ersatzteilen besteht. Holz lebt weiter, auch wenn der Baum tot ist.