Was haltet ihr von der Digitalisierung Deutschland?
Liebe Genossen und Genossinnen, BürgerInnen, LeserInnen.
Sicherlich gehen immer irgendwelche Riskien mit Entwicklung einher (siehe wiki unten), aber in Deutschland sieht es ja mal ganz schlecht aus. Ich bin regelrecht fassungslos wie 1000 km weiter nördlich ein Land das digitalste in Europa sein kann und wir hier kriechend gerade mal versuchen Glasfaser, über behinderte Umwegen zu bekommen, als einfach alles auf Glasfaser umzustellen ohne blöde Fragen und ohne extra Kosten.
Man kann, ob man will oder nicht, die Digitalisierung nicht auf halten, warum also hält sich die Regierung so radikal zurück und stemmt sich gegen eine ausgereifte digitale Revolution in Deutschland? Denn würden wir umschwenken würden wir auch evolutionär wachsen, als Menschen.
Es muss ja keine Technokratie sein und alles auf rationale Entscheidungen beruhen aber mit der Entwicklung kommt auch das Wissen, oder nicht?
Sicherlich regt man sich über Socialmedia und daraus entstehende psychische Effekte auf, dennoch wird mit der Digitalisierung auch die Einsicht kommen. Auch wenn die Schnelligkeit der Erkkentnisse bei jeden unterschiedlich schnell abläuft.
Oder fehlt einfach nur Geld das für schlechte Atommüll-Endlager oder 900 Millionen für die Entwicklung Indiens rausgehen, was verspricht man sich eigtl. davon?
Denkt Deutschland vielleicht, dass wir noch nicht so weit sind und will uns schützen? Heulen wir nicht schon lange über die verfluchte Bürokratie?
Und dann ist da noch Estland...
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Digitalisierung in Estland (Wiki)In Estland garantiert der Staat seit dem Jahr 2000 per Gesetz seinen Bürgern einen Zugriff auf das Internet.[91] Im ganzen Land gibt es WLAN-Zugangspunkte zum Internet, mit denen die bewohnten Flächen abgedeckt werden.[92] Rund 99 % des Landes sind mit diesem kostenlosen Hot-Spot-Netz abgedeckt. Wer keinen eigenen Rechner hat, darf gratis an einem von 700 öffentlichen Terminals in Postämtern, Bibliotheken oder Dorfläden ins Netz. Alle Schulen sind online. Estland verfügt über die meisten Internetanschlüsse pro Kopf weltweit.[93]
Estland gibt an, das weltweit technologisch modernste Verwaltungssystem zu haben. Jeder Bürger besitzt eine ID-Nummer.
(Anmerlung: die haben ALLES auf EINER Karte, Führerschein, Krankenkasse, Perso....was wenn man die Karte verliert?)
Seit 2007 können Esten über das Internet an Wahlen teilnehmen, ihre
Steuern abrechnen und Rezepte vom Arzt empfangen. Wegen der damit
verbundenen Verwundbarkeit durch Cyberattacken wurden Backupserver in Luxemburg eingerichtet. Sie enthalten die digitale Verwaltungssoftware Estlands und die Datensätze der Bürger. Am 26. April 2007
begann ein massiver digitaler Angriff von gekaperten
Computernetzwerken, der die Server der Behörden, Medien und Banken
kollabieren ließ. Er war Anlass für die Einrichtung von Cyberkriegsforschungszentren, an denen auch die NATO beteiligt ist.
Anm: In Estland fahren Busse von selbst ohne Fahrer! Es kommt mir vor als sei Estland wie Japan für Deutschland. Wird sind unterentwicklet, meine lieben Bürger und Bürgerinnen und alle dawischen und außerhalb.
Es gibt zahlreiche Dokumente zur Frage "Technokratie vs Demokratie", "Pro und Kontra der Digitaliserung".
Wie seht ihr das?
6 Antworten
Der Vergleich mit Estland ist schon fast niedlich, aber ich denke, das können wir lassen.
Unterscheiden wir mal 2 Bereiche: Anbindung der Bevölkerung und Digitalisierung der Gesellschaft und Verwaltung.
Ersteres ist eigentlich auf einem ganz guten Weg, aber niemand sollte erwarten, dass wir ein Land von der Größe Deutschlands mal eben schnell aufbuddeln, Glasfaser hineinschmeißen und fertig. Die Manpower haben wir einfach nicht. Im letzten Jahr bekamen wir Glasfaser im Rahmen einer Straßensanierung, ich habe mich mit den Kabellegern unterhalten: Die arbeiten schon seit Jahren an der Grenze der Kapazität, auch an Sonn- und Feiertagen. Schneller geht es vermutlich nicht und das wird auch noch Jahrelang so bleiben. Und wer der Meinung ist, er brauche das nicht (obwohl vielfach kostenlos), der bekommt Glasfaser frühestens im nächsten Jahrzehnt, wenn er es sich doch überlegt.
Bei der Digitalisierung in der Verwaltung klemmt es an mehreren Stellen:
Zum Einen sind wir eine Föderation aus vielen Bundesländern, die aus verschiedensten Gründen darauf bestehen, ihr höchst eigenes Süppchen zu kochen. Teils ist das vielleicht richtig: Ein Miniland wie Bremen hat andere Bedürfnisse als ein Land wie NRW.
Dann stellt sich die Frage: Wer soll das machen? Wo sind all die Fachinformatiker, die dazu gebraucht werden? Ganz einfach: in der Privatwirtschaft! Die öffentlichen Stellen bilden aus, was sie können, aber sie erwarten einen anständigen Realschulabschluss (und wer hat den schon?). Nach der Ausbildung würde man die Jungs und Mädels gerne übernehmen und wird von eben diesen ausgelacht!
Und schlimmer noch: Wo sind die Verwaltungsbeamten, die dazu vonnöten sind? Bundesweit bräuchte man für ein einziges Verwaltungsverfahren innerhalb der Justiz etwa 2.500 zusätzliche Rechtspfleger. Wir bilden aber nur wenige mehr aus, als jährlich aus dem Dienst ausscheiden.
Müssen wir noch über's Geld reden? Nein, eigentlich nicht: Es ist keines da!
Und dann noch ein Satz über die Politik. Es werden vollmundige Versprechungen gemacht von Leuten, die die Tragweite ihrer Versprechungen absolut nicht absehen können. Das müssen sie auch nicht, sie sollten sich nur beraten lassen. Selbst wenn das alles funktionieren würde, gäbe es angesichts der entstehenden Kosten einen Aufschrei quer durch die Republik, wenn sich die Verwaltung somit noch mehr aufbläht.
Ich raufe mir die Haare. Ich kann kaum glauben was da abgeht und das nun fast seit 20 Jahren und teilweise mehr. 16 Bundelsländer, jeder kocht sein eigenes Süppchen. Selbst wo es gehen könnte geht es nicht.Unterschiedliche Betriebssysteme unterschiedliche Programme die nicht miteinander reden können.Stelle ich bei einer Behörde einen Antrag und muss die selben Daten an einer anderen Berhörde wieder einreichen geht das Spiel wieder von vorne los um alle Unterlagen wieder einzureichen.Ein Knopfdruck würde sonst genügen um alles zu übernehmen. Man wurschtelt sich im Berlinerflughafenverfahren von einer Katastrophe in die andere.Es gibt Stadte da wurden die Strassen 4 mal auf und wieder zugebaggert um Glasfaser von 4 Unternehmen zu verlegen.Hat man es dann?NEEE.Die Strasse noch mal auf um es ins Haus zu bekommen. Warum verlegt man das nicht gleich in die Häuser?Ob man es nun im Moment dort braucht oder auch nicht. Im schönrechnen sind sie Weltmeister. Als an das Glasfaser angeschlossen bedeutet nur das das Kabel in der Strasse liegt.(Homes passed). Nur 7 Millionen sind in wirklichkeit schon angeschlossen (Homes connect).
Habe ich vor 15- 20 Jahren einen Antrag für eine Windkraftanlage gestellt und der Antrag hat jetzt endlich alle Hürden genommen darf ich nur diese Anlage aufstellen die ich bei Antragsstellung angegeben habe. An anderen Orten werden diese Teile schon wieder abgerissen weil sie schlicht zu alt oder hoffnungslos veraltet sind.
So zieht sich der ganze Faden durch unsere Republik. Ich könnte ein Buch mit über 600 Seiten darüber schreiben. Bis wir das Land mit Glasfaser ausgrüstet haben und auch wirklich benutzen können werden die ersten Länder schon die Nase rümpfen."Glasfaser?",ah ja da war doch mal was.
Ach, da gibt es so einige Punkte wo andere europäische Länder besser sind.
Von den flächenmäßig großen Ländern haben Norwegen, Schweden und Finnland auch die besseren Mobilfunknetze als Deutschland. An der Größe des Landes, wie man es ständig bei der Bahn in den Raum wirft, wenn man DE mit AT und CH vergleicht, kann es also nicht liegen, denn die drei Länder da oben sind teils größer als Deutschland und pro Kopf musste dort bei weitem mehr dafür investiert werden.
Weiter geht es bei der Bahn. Ewig nichts investiert und jetzt brennt der Hut.
Bei der Verkehrsinfrastruktur geht es auch weiter. Marode Brücken, kaputte Autobahnabschnitte und überall fehlt das Geld. Dann muss man halt eine ordentliche Maut einführen, so wie es viele andere Länder rundherum auch getan haben und die Mautgelder müssen zweckgebunden in den Ausbau und die Instandhaltung der Straßen fließen. Ebenso müsste die KFZ-Steuer erhöht werden. Auch hier zahlen viele Nachbarländer weit mehr als die Deutschen.
Von nichts kommt nichts.
Das Verfahren ist halt wieder extrem deutsch und bürokratisch. Anstatt das jede Gemeinde/Kommune/Stadt sich selbst durch ein wahnsinns Beantragungsverfahren wühlen muss um Fördergelder zu beantragen, sollte es andersherum aufgezogen werden.
Das Ministerium sollte auf die Städte etc. zugehen und die Gelder verteilen. Dies kann man koordiniert zusammen mit der Bundesnetzagentur machen und direkt die Ausbauprojekte an die unterschiedlichen Netzbetreiber verteilen.
Damit käme man deutlich schneller voran und die zur Verfügung stehenden Fördergelder würden auch ausgeschöpft werden.
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Ein weiteres Nadelöhr sind die Tiefbaufirmen von denen es einfach zu wenige gibt. Und die Ablehnung vieler Städte gegenüber Trenchingverfahren.
Man kann, ob man will oder nicht, die Digitalisierung nicht auf halten, warum also hält sich die Regierung so radikal zurück
Die Ampel benötigte das Digitalisierungsbutget (ist gestrichen worden) für wichtigere Projekte... die Freibeträge für Kaptialvermögen wurden erhöht. Ampel-Wähler zeigten sich enttäuscht, weshalb die Freibeträge nicht viel höher angesetzt wurden.
Offenbar ist Deutschland ganz weit, was die Digitalisierung angeht... weshalb sonst hätten Grüne, SPD und FDP so entschieden.
Gruß, JB

Macht doch erst mal das komplett, was ihr schon angefangen und teilweise verschlimmbessert habt. Da habt ihr genug zu tun.