Was habt ihr am 11.09.2001 gemacht?

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Ich war an dem Tag beim Kinderarzt (ich war 11 Jahre alt), weil ich krank war. Mein Opa hat meine Mutter und mich dorthin gefahren und im Auto gewartet. Als wir wieder ins Auto gestiegen sind, meinte er, dass gerade im Radio gesagt wurde, dass zwei Flugzeuge abgestürzt wären. Zuhause haben meine Mutter und ich dann den Fernseher eingeschaltet und es kamen überall diese Bilder. Es war noch vollkommen unklar, wer dahinter steckte. Am nächsten Tag bin ich wieder zur Schule gegangen. Die Schüler:innen haben die Lehrkräfte schon ziemlich ausgefragt, aber die wussten auch nicht mehr als wir. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir dann am Donnerstag zum ersten Mal in der Schule darüber gesprochen und am Freitag gab es eine Schweigeminute.

In der Folgezeit kam zum ersten Mal eine Angst vor muslimischen Menschen und insbesondere vor Afghan:innen auf, weshalb unsere Lehrerin uns darauf hinwies, dass Bin Laden aus Saudi Arabien stammte.

Kurz darauf fing auch der Ausbau des Überwachugsstaats an. Der Afghanistaneinsatz der USA wurde heiß diskutiert, aber eine große Mehrheit war der Meinung, dass dieser gerechtfertigt war und wir aufgrund der Geschichte die USA unterstützen sollten. Spätestens 2003 war die Stimmung dann eine ganz andere. Durch den Irakkrieg war George Bush in Deutschland ungefähr so beliebt wie es Donald Trump heute.

Ich glaube, der 09/11 war das Ereignis, durch das ich mich erstmals wirklich für Außenpolitik interessiert habe (mein Vater war überzeugter Sozialdemokrat und Gewerkschaftler, daher wurde bei uns viel über Politik gesprochen, allerdings eher über Arbeits- und Wirtschaftspolitik).

Im April 2002 kam es ja auch zu dem Amoklauf in Erfurt. In Verbindung mit 09/11 gab es dadurch noch mehr Angst an der Schule.


soireedure  10.05.2024, 13:57
Durch den Irakkrieg war George Bush in Deutschland ungefähr so beliebt wie es Donald Trump heute.

Daran erinnere ich mich auch noch gut, und kann es bestätigen.

Der 11. September 2001 hat sich genauso in mein Gedächtnis gebrannt wie der Beginn des Irakkriegs im März 2003. Schon damals war fast jedem in Deutschland klar, dass Letzteres mit Ersterem nichts zu tun hat, und George W. Bush es nur als billigen Vorwand nahm, um mit Saddam Hussein abzurechnen.

Der 11.9.2001 war ein schlimmer Tag für die USA. Wie die Bush-Administration darauf reagiert hat, war mindestens genauso schlimm. Man ist nach Afghanistan einmarschiert, obwohl der Großteil der Terroristen aus Saudi-Arabien kam, und sich längst in die Berge nach Pakistan geflüchtet hatte. Man hat in Afghanistan, Irak und weiteren Ländern viel Schaden angerichtet. Teilweise dauern diese Schäden bis heute an.

juan7777489  13.05.2024, 17:17

Da war ich noch 2 😂😂😂

Ich war 12 und in der 7. Klasse. Mit meinem Bruder und meiner Mutter waren wir Schulhefte kaufen. Es war der zweite Schultag nach den Sommerferien, damals gab es ja noch solche Einkaufslisten der Lehrer (für Mathe karierte Hefte, für Deutsch linierte Hefte etc.) und wir waren im Schreibwarenladen um das alles rauszusuchen.

Danach fuhr meine Mutter noch zu einem Getränkemarkt in unserer Stadt, was abholen. Seltsamerweise weiß ich heute noch genau die Straße, wo wir grade lang fuhren, als sie das Radio anmachte. Die Berichterstattung im Radio war chaotisch, und meine Mutter verstand nicht, worum es ging. Es wurde gesagt "Das Weiße Haus wird grade evakuiert".

Sie ging in den Getränkemarkt, ließ aber das Radio an und bat mich: "Hör zu und sag mir nachher mal, was da in den USA los ist".

Im Radio kam dann "Der Südturm des World Trade Centers ist soeben eingestürzt. Bei den Flugzeugen soll es sich um Selbstmordattentate handeln". Ich wusste weder, was das World Trace Center ist, noch konnte ich mit "Selbstmordattentat" etwas anfangen. Mein jüngerer Bruder wusste es noch weniger.

Als meine Mutter zurückkam, gab ich die Infos weiter. Kopfschüttelnd fuhr sie uns nach Hause, und machte dort den Fernseher an. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir vor dem Fernseher. Immer wieder die gleichen Bilder. Abends kam mein Vater von der Arbeit, und wir saßen als ganze Familie bedrückt vor dem Fernseher.

Ich weiß noch, dass ich an dem Tag mit dem Gefühl ins Bett ging, die Welt geht unter. Auch die Tage danach waren unwirklich, da niemand so richtig glauben konnte, was da eigentlich passiert war.

Dass Menschen zu so etwas fähig sind, lässt mich heute noch sprachlos zurück. 2011 stand ich in New York am Ground Zero-Denkmal. Ein Gefühl, dass sich schwer in Worte fassen lässt.

Daran erinnere ich mich noch recht gut, weil ich noch eine kommunalpolitische Ausschusssitzung zu leiten hatte und kurz zuvor die ersten erschütternden Bilder dieses Terroranschlages gesehen hatte.

Nach kurzer Überlegung habe ich die Sitzung nicht abgesagt, aber darum gebeten, für ein schnelles Ende diszipliniert zu sein und nicht mit überflüssigen Wortmeldungen das Sitzungsende hinauszuzögern.

Das hat tatsächlich über alle Fraktionen geklappt und wir waren bei allen Themen mit ungewohnt großer Kompromissbereitschaft mit den Beschlüssen in Rekordzeit durch.

Es hatte ein bisschen von dem Unterhaken in schwierigen Zeiten in großer Betroffenheit und Solidarität.

War in einer Fortbildung, der Unterricht ging gerade zu Ende, da bekam ein Mitschüler eine Push-Nachricht, dass ein Flugzeug ins WTC geflogen ist. Wir dachten da natürlich alle an eine kleine Maschine und einen "normalen" Unfall. Auf dem Heimweg waren dann die Nachrichten, die ich im Auto hörte, sehr aufgeregt und verworren, als ich nach Hause kam, schaltete ich den TV an und wir sahen die Aufnahmen. Meine Mutter sagte gleich "das bedeutet Krieg". Und dann hatte ich einen Zahnarzttermin. Saß beim Zahnarzt mit offenem Mund, er fuhrwerkte an meinen Zähnen herum und sprach über das Attentat und ließ den Spruch ab "daran sind die Juden schuld" (Ostdeutschland halt...). Mir brach der kalte Schweiß aus, ich traute mich aber nicht, mich zu rühren. Unnötig zu sagen, dass mich dieser Zahnarzt nicht wieder gesehen hat.

(Und ja, natürlich habe ich an "Marathon Man" gedacht...)

Ich war gerade in Schottland bei einem Vorstellungsgespräch. Es wurde mir erzählt und später habe ich es mir angeschaut. Die Atmosphäre war bedrückend und schockiert, auch wenn es nicht der erste Terroranschlag von dieser Gruppe war und weitere vorauszusehen waren.