Was haben eure Eltern euch so alles verboten?

9 Antworten

  • zu widersprechen
  • Süßigkeiten gibt es nicht, außer am Sonntag
  • zu sprechen, wenn es gerade nicht erwünscht ist
  • das Haus zu verlassen, außer man muss zur Schule oder zum Klavierunterricht (die einzige Ausnahme, die nicht verpflichtend ist, ist die Bibliothek. Mit vorherigem Bescheid geben und unter Angabe, wann man dort ist und wann man wieder zurück ist, ist das möglich)
  • Nutzung des Internets (das war bis zur Coronakrise der Fall)
  • in Bezug auf Fernsehen/Filme: fernsehen nur am Sonntag, aussuchen ist nicht. Entweder es werden Löwenzahn und die Sendung mit der Maus geschaut oder gar nichts. Filme dürfen nur selten mal in den Ferien geschaut werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: das Buch wurde vorher gelesen und es wurde genauso lange Klavier geübt, wie der Film dauert

Heute bin ich 17 und aktuell ist nur noch Punkt vier.


ProPlayerE  02.06.2024, 13:06

Klingt nach Kindeswohlgefährdung.

So richtige Verbote (außer logische wie z.B vor dem Abendessen keine Süßigkeiten) hatten wir nicht. Meine Eltern haben mir ihre Meinung gesagt, begründet und meistens sind wir dann zum selben Entschluss gekommen. Sie haben immer an meinen Verstand appelliert.

Mein Vater ist zwar kein Erziehungsberechtigter aber er hat mir in Prinzip alles Verboten

Bälle, Minecraft ( war 9 Jahre alt), animierte Serien wie Spongebob, Süßigkeiten nicht nachts Pinkeln im Urlaub und vieles mehr

meine Mama hat gegen diese Verbote gesprochen weil die meisten unnötig waren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nichts.

Okay, das ist nicht ganz wahr. Fast nichts. Meine Mutter hätte mir nicht erlaubt, etwas zu tun, was mein Leben bzw. meine körperliche Unversehrtheit gefährden könnte, wie z.B. auf der befahrenen Straße zu spielen. Aber ich hatte sowieso schon immer einen guten Selbsterhaltungstrieb - So nenne ich das jetzt einfach mal. Beziehungsweise ein gutes Gefahrengespür. Ich wusste: Großes Vrommvromm + Ich darunter = Aua = ich tot = nicht gut.

Da ich selbst in meiner Jugend nicht rebellierte (Die einzige Form der Rebellion war gegen die Schulpflicht in Form von dauerhaftem, jahrelangen Schwänzen, aber das würde ich heute genauso machen. Das war keine Phase, keine jugendliche Arroganz oder Naivität und ich tat das nicht, weil mir langweilig war) - nie rauchte, keinen Alkohol trank, nie feiern ging, sowieso kaum raus ging, nicht randalierte und so weiter und sofort, gab es nichts, was meine Mutter mir verbieten könne.

Sie verbot mir Dinge, die gegen ihre eigenen Grenzen gingen, aber da ich selten gegen diese ging und sie selten gegen meine, war in 95-99% der Fälle alles tippitoppi. Sie war jedoch relativ ernst darin, dass sie meinte, sie würde mich vor die Tür setzen, wenn ich jemals anfangen würde, zu rauchen. Zu ihrem und meinem Glück finde ich Rauchen sinnlos, kein Argument spricht dafür und es stinkt bestialisch. Andererseits wusste meine Mutter sowieso, dass ich niemals auch nur eine Zigarette in meine Nähe lassen würde.

Irgendwie glaube ich auch, dass das teilweise damit zu tun hatte, dass mir nie krass langweilig war. Ich hatte immer Interessen und Hobbys - häufig sogar viele verschiedene - seit ich ein frisch geschlüpftes Zitruseulchen war. Deshalb konnte ich bislang nie Leute verstehen, die nach Hobbys und Interessen suchen. Ich hab die nie gesucht - Die kamen einfach zu mir. (Nun gut, ich will nicht zu sehr abdriften.)

Das Ding ist: Lediglich Verbote bringen nichts. Wenn man seinen Kindern etwas verbietet, ihnen aber nicht erklärt, weshalb man nicht möchte, dass sie das machen (Merkst du den Unterschied? "Ich möchte nicht, dass ..." und nicht "Du sollst nicht!") und welch negative Konsequenzen das haben könnte, werden die Kinder es trotzdem tun. Es wird nicht immer funktionieren, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Man muss als Elternteil auch schauen, wo man seine mentale Energie reinsteckt. Fange ich nun wirklich einen Streit mit meinem Kind an und meckere es an, dass es sein Zimmer noch immer nicht aufgeräumt hat, obwohl sich mein Kind offensichtlich wohl darin fühlt? Wenn es nur mich stört, kann ich es aufräumen und solange keine Essensreste herumliegen, wird es schon irgendwie. Das Kind wird selbst aufräumen, wenn es ihm zu viel wird und wenn es aus irgendeinem Grund nicht alleine aufräumen kann, wird es das irgendwie mit dir kommunizieren, insofern du die letzten Jahre damit beschäftigt warst, eine starke Eltern-Kind-Bindung aufzubauen.

Haltlose "Argumente" wie "Weil ich das sage", "Weil ich deine Mutter/dein Vater bin" u.Ä. bringen einen als Elternteil nur von der Tapete bis zum Kleister. Wenn man seine Kinder respektiert und sie nicht für dumm hält, muss man manchmal mit ihnen diskutieren. Man muss das logisch und sachlich angehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich es gehasst habe, wenn jemand mir - nicht meine Mutter - etwas verbieten wollte, aber mir keine lange Liste an Gründen gab, weshalb ich das nicht tun sollte. Meine Mutter diskutierte mit mir. Diskutierte, diskutierte und diskutierte. Manchmal kamen wir zum selben Entschluss, manchmal nicht. Dann ging ich in mein Zimmer, dachte darüber nach und nahm eventuell doch ihre Haltung ein oder wir machten einen Kompromiss aus.

Selbstverständlich sage ich nicht, man sollte eine fünfstündige Diskussion mit seinem Kind darüber führen, weshalb es schlecht ist, wenn es versucht, auf der Schaukel einen Überschlag durchzuführen (ala Schaukelliese/Spinelli von Disneys Große Pause), doch es ist erschreckend, wie viele Eltern ihre Kinder nicht als vollwertige Mitglieder der Familie ansehen und versuchen, alles mit ihrer Autorität, ihrer Erfahrung zu "erklären". Bring' Fakten, erkläre Fakten, warte auf Gegenargumente, finde haltbare Argumente gegen die Gegenargumente und so geht das immer weiter, bis

a) einer von beiden nachgibt

b) man einen Kompromiss geschlossen hat

oder c) beiden die Puste ausgeht und sie längst vergessen haben, was überhaupt das Thema war

Verbote ohne sinnvolle, logische Erklärungen wirken nur, wenn man möchte, dass die Kinder es heimlich tun und sich Mami und Papi nicht (mehr) anvertrauen. Das fängt schon bei kleinen Kindern an. Welches Kind hört gerne ständig "nein", "nein", "nein, lass das", "nein, das darfst du nicht"? Das ist mitunter das Frustrierendste , was ein Kind hören kann.

Ich muss wirklich lang überlegen, bis mir etwas einfallen würde, was sie mir verboten hat. Etwas, was ich auch tun wollte. Die wenigen Dinge, die sie mir verboten hätte (Rauchen, lebensgefährliches Zeugs) hätte ich sowieso nie machen wollen.

So, ich hab sie jetzt mal kurz gefragt und sie meinte (nachdem sie mehrere Minuten überlegen konnte, während ich aufs stille Örtchen ging), dass ihr nichts einfiel. Nichts, was ich tun wollte.

Ich: "Und, ist dir was eingefallen?"

Sie: "Neee."

Ich: "Nix?"

Sie: "Ne, echt nix. Außer den Mittelstreifen auf der Autobahn aufrollen."

Ich: "Wollte ich als Kind den Mittelstreifen auf der Autobahn aufrollen?" (Weil ich zuvor klar gemacht habe, dass nur die Verbote zählen, die ich brechen wollte.)

Sie: "Neee."

Damit wäre das auch geklärt.

Wo ist der Spaß, der Reiz, etwas zu tun, was dir nie verboten wurde?

Nicht vieles. Mit etwa 14 konnte ich so ziemlich machen was ich wollte, weil ich das Vertrauen nie missbraucht hatte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung