Was genau machte den Frühkapitalismus aus und was hat das mit dem Fernhandel zu tun? Meint man mit Fernhandel Exporte?

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Damit ist der Freie Handel gemeint, früher war es nicht üblich das länder frei untereinander Handeln konnten, der Kapitalismus löste dieses Problem. Zudem ist auch ein Freier Markt gemeint, indem jeder beliebig Produkte herstellen und verkaufen kann, anders als im Kommunismus.


teafferman  28.07.2017, 17:40

Das ist definitiver Unsinn. 

Freien Handel gibt es nachweislich seit 3.000 vor unserer Zeitreichnung. 

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Kurdishinfidel  28.07.2017, 17:50
@teafferman

Ja das kann sein, aber ich meine damit dass das Konzept vom wirklich freien Markt erst mit dem Kapitalismus kam. Dazu gehört auch Produkte herstellen und verkaufen wie man möchte, wenn es das sowieso alles schon vorher gab, dann wäre der Kapitalismus ja überflüssig ^^

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Frühkapitalismus

»Frühkapitalismus« ist in der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung seit etwas 1890 als Konzept und Epochenbezeichnung verwendet worden. Werner Sombart, Der moderne Kapitalismus (1902; 2. Auflage 1916 – 1927), hat eine wichtige Rolle bei der Prägung des Begriffs gespielt, war aber nicht der einzige.

Frühkapitalismus ist eine frühe Erscheinungsform des Kapitalismus vor Durchbruch der industriellen Produktionsweise (Industrialisierung).

allgemeine Strukturmerkmale des Kapitalismus sind:

  • Privateigentum (an Produktionsmitteln)
  • rationale Gewinn- und Nutzenorientierung der wirtschaftlich Tätigen (Profitdenken)
  • Koordination des wirtschaftlichen Verhaltens über preisbildende Märkte

Die Bezeichnung »Frühkapitalismus« bezieht sich auf eine Zeit, als der Kapitalismus noch nicht zur vollen Entfaltung gekommen war (dies geschah erst ab dem 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung). In dieser Zeit waren große Bereiche der Wirtschaft an andere Werte und Ordnungen gebunden, so an die Grundherrschaft (Grundherren mit Besitz an Grund und Boden und Vorrechten in einem Feudalismus), an Zünfte, an standesgemäße Lebensweise mit bestimmten Traditionen, an Religion und Kirche, Haus- und Familiengemeinschaft.

Einige wirtschaftliche Praktiken, die als »kapitalistisch« bezeichnet werden können, hat es schon in der Antike und im Mittelalter gegeben. Beim Zeitraum, der als »Frühkapitalismus« bezeichnet wird, gibt es Unterschiede. Gedacht wird vor allem an das 16., 17. und 18. Jahrhundert, also seit Beginn der Frühen Neuzeit bis zur Industrialisierung. Ansatzweise sind Merkmale eines Handelskapitalismus in Europa schon im 13. Jahrhundert aufgetreten und dann vermehrt im 14. und 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert ist es zu einer Ausdehung gekommen, einerseits durch eine starke räumliche Änderung der Märkte (von Europa her Ausweitung in andere Erdteile wie Amerika), andererseits durch ein Anwachsen der Risiken und die Entwicklung neuer Handelstechniken. Im 17, und 18. Jahrhundert geschah ein zunehmendes Eindringen des Handelskapitalismus in das Gewerbe.

Was den Frühkapitalismus ausmacht:

  • kapitalistische Praktiken bei noch nicht voller Entfaltung eines Kapitalismus, sondern in großem Ausmaß Gebundenheit der Gesellschaft an andere Werte und Ordnungen
  • Ansammlung von großen Geldbeträgen (Kapital) bei einzelnen Personen, Handelshäusern und Handelsgesellschaften
  • Herausbildung eines überregionalen Geld- und Kreditmarktes (Bankwesen, Währungsumtausch, Wechselbriefe, Kontoverbuchung, Börsen)
  • große Bedeutung des Handel, vor allem des Fernhandels, für die Ansammlung von Kapital und die Durchführung kapitalistischer Praktiken
  • Produktion überwiegend handwerklich, geringes Ausmaß einer Verwendung von Maschinen
  • Organisationsformen, z. B. große Handelshäuser und Handelsgesellschaften, Verlagssystem
  • Produktion wird von Kapitalbesitzern verhältnismäßig wenig selbst betrieben, mit der Herstellung der Handeslswaren sind meist selbständige Produzenten beauftragt, wobei die Kapitalbesitzer auf die gewerbliche Produktion Steuerung ausüben und die Produkte vermarkten (Aufkaufen der Produktion und Vermarktung auf eigene Rechnung oder Verlagssystem, bei dem sie Rohstoffe und Produktionsmittel zur Verfügung stellen und die angefertigte Waren abnehmen und vertreiben).


Fernhandel

Frühkapitalismus ist zuerst und hauptsächlich Handelskapitalismus gewesen. Fernhandel bot besonders hohe Gewinnmöglichkeiten, war allerdings auch mit Risiken verbunden Gefahr von Verlusten). Es hat Fernhandel schon sehr früh gegeben. Fernhandel war dann ein Vorreiter beim Frühkapitalismus und eine zentrale Grundlage.

Fernhandel bedeutet nicht nur Exporte, sondern auch Importe. Fernhandel ist Handel über große Entfernungen, also überregional. Fernhandel ging auch nach Übersee und zurück. Europäer drangen in andere Erdteile vor.

Überblick (vielleicht in einer nahegelegenen Bibliothek vorhanden):

Markus A. Denzel, Fernhandel In: Enzyklopädie der Neuzeit: Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 3: Dynastie - Freundschaftslinien. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2006, Spalte 897 – 903

Spalte 897 – 898: „Der F. oder »internationale« ↗Handel (ein für das MA wie die Frühe Nz. etwas anachronistischer Begriff) bildete einen zentralen Anker des wirtschaftlichen Geschehens sowohl in Europa selbst als auch zwischen ↗ Europa und den außereurop. Wirtschaftsräumen. Im Gegensatz zum Lokal- und Regionalhandel oder gar zum ↗ Hausierhandel überwand der F. weite Strecken und sorgte für einen Waren- und Geldverkehr zwischen auch weit voneinander entfernten Regionen Europas, seit dem 16. Jh. zunehmend auch zwischen Europa und außereurop. Regionen (Überseehandel).

Der F. wurde vorrangig zwischen größeren ↗ Handelsstädten oder ↗ Messen abgewickelt, die ihrerseits zum einen Verteilungsfunktion für ihre Region besaßen und zugleich lokale Konsumtionszentren darstellten, zum anderen F.-Güter auch an andere F.- Plätze vermitteln konnten. Aufgrund der schwierigen ↗Transport- und ↗ Speditions-Verhältnisse der vorindustriellen Zeit boten sich in der Regel nur vergleichsweise kostbare (↗ Gewürze, Tuche etc.) oder essentiell lebensnotwendige Güter (↗ Geteide, v. a. in Zeiten von Hungersnöten) als F.-Güter an, die so wertvoll waren, dass sich der Handel rentierte; vergleichsweise geringe Transportkosten verzeichnete nur der ↗ Viehhandel, insbes. der ↗ Ochsenhandel, da ↗ Rinder auf eigenen Beinen über weite Entfernungen getrieben werden konnten, z. B. aus der Walachei oder Ungarn nach Mitteldeutschland.

Zwischen dem F. und dem bargeldlosen ↗ Zahlungsverkehr bestand auf der Grundlage des ↗ Wechsels und den daraus resultierenden Möglichkeiten der Kredit-Vergabe eine enge Verflechtung. Teilweise kombinierten Fernhändler ihre Unternehmen, aber nicht nur mit mit dem internationalen Wechsel- und Kreditgeschäft (sog. ↗ Kaufleute-Bankiers; engl. merchants-bankers, franz. marchands-banquiers; ital. mercanti-banchieri), sondern auch mit Investionen im Bergbau (↗ Montanwesen), mit Engagement im ↗ Verlagssystem bzw. in ↗ Manufaktur-Betrieben und/oder im Bereich der Landwirtschaft (z. B. ↗ Fugger, ↗ Welser).“

F. = Fernhandel  
MA = Mittelalter  
Frühe Nz. = Frühe Neuzeit  
außereurop. = außereuropäischen  
Jh. = Jahrhundert  
etc. = et cetera (lateinisch; „und so weiter“)  
v. a. = vor allem  
insbes. = insbesondere  
sog. = sogenannte  
engl. = englisch  
franz. = französisch  
ital. = italienisch  
z. B. = zum Beispiel

Roman Köster, Handelskapitalismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit: Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 5: Gymnasium - Japanhandel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2007, Spalte 104 – 106

Werner Plumpe, Kapitalismus.In: Enzyklopädie der Neuzeit: Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 6: Jenseits - Konvikt. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2007, Spalte 362 - 370

Spalte 365: „In der wirtschaftshistor. Forschung spricht man erst für die Zeit seit Beginn des 19. Jh.s von Hoch- oder entfaltetem Industrie-K., während die Jahrhunderte zuvor in unterschiedlicher Weise zwar als vom Früh-K. oder ↗ Handelskapitalismus geprägt angesehen werden, jedoch aufgrund der persönlichen Gebundenheit zahlreicher wirtschaftlicher Aktivitäten in vormoderne Normen- und Institutionensysteme eben gerade nicht kap. waren.“

wirtschaftshistor. = wirtschaftshistorischen  
Jh. = Jahrhundert  
Industrie-K. = Industrie-Kapitalismus  
Früh-K. = Früh-Kapitalismus  
kap. = kapitalistisch

atzefs Bezug auf Sombart kann, muss aber nicht als richtig heute anerkannt werden. 

Denn 1902 hatten wir nun mal sehr viel geringere Geschichtskenntnisse als heute. 

Heute wissen wir und können beweisen, dass Fernhandelt seit mindestens 5.000 Jahren existiert. Solche Nachweise findest Du auf youtube über die Suchabfragen

doku frühgeschichte

arte doku frühgeschichte

als Beispiele. So hat Arte erst vor kurzer Zeit ein Video veröffentlicht in welchem nachgewiesen wird, dass vor rund 5.000 Jahren in Norditalien Bernstein, Korallen und Steine aus aller erreichbaren Welt - Seidenstraße - zu Schmuck verarbeitet wurden. Dieser Schmuck wurde dann nördlich der Alpen gefunden. 

Persönlich scheint mir, dass wir Menschen irgendwann Vergesslichkeit fröhnten. Ab wann und warum genau ist noch eine Frage für mich. 

Wenn ich dann noch beachte, dass in der schlimmsten chinesischen Wüste immer mehr Mumien gefunden werden denen eindeutig nachgewiesen wird, dass sie aus Europa stammen und mindestens 3.000 Jahre alt sind, wenn ich weiter beachte, dass archäologische Forschung in diesem Bereich noch in den Anfängen steckt

dann kann nur mit Spannung auf weitere Erkenntnisse gewartet werden. 

Wenn Du Dich auf nach dieser großen Vergesslichkeit neu entstandene Begrifflichkeit beziehst, dann ist größtenteils von Importen aus dem eroberten Ausland auszugehen. Diese lassen sich auch mit Recht als Einfuhr von gewaltsam verlaufenden Diebstählen bezeichnen. 

Der Begriff stammt aus der frühen Schaffensphase von Werner Sombart (1902). Er beschreibt damit den Umstand, dass sich schon im Feudalismus Wirtschaftsaktivitäten zeigten, die mit dessen vorwiegender Wirtschaftsweise wenig zu tun hatten. So besteht die typische feudale Wirtschaftsweise auf dem Besitz von Grund und Boden. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch in Gestalt der städtischen Zünfte Privateigentum an Produktionsmitteln und gleichzeitig das Bankenwesen, das sich eben besonders mit der Organisierung und Förderung des Fernhandels entwickelt.

Der Fernhandel meint insbesondere die Handelsbeziehungen zu China und dem indischen Subkontinent, von woher man Edeltextilien Bezieht (Seide/Seidenstraße) und vor allem exotische Gewürze etc.

Frühkapitalismus kann ich Dir nicht helfen, aber Fernhandel ist überregionaler Handel. Den gabs schon lange, z.B. hat man in der Kupferzeit (den damals seltenen) Zinn von Südwestengland bis in die Türkei gehandelt, die Wikinger hatten Luxusschwerter aus persischem Tiegelstahl gemacht, alle Seide im Mittelalter kam aus China, ...