Selbstverständis der Geldwechsler
Hallo.
Kann mir bitte jemand sagen was das Selbstverständnis der Geldwechsler zur Zeit des Frühkapitalismus (seit dem 15. Jhd.) war? Als was haben sich die Geldwechsler wie sie auf dem Genmälde " Ein Geldwechsler und seine Frau" von Marinus von Reymerswaale dargestellt sind, selbst gesehen?
Danke für alle Antworten
LG
3 Antworten
Der Geldwechsler war (sicher auch in seinem Selbstverständnis)
ein freier Mensch (damals keineswegs selbstverstaendlich oder verbreitet)
gebildet (liest Bücher, kann rechnen, kennt fremde Länder und ihre Währungen )
gut informiert und vernetzt, auch ins Ausland
modisch und kultiviert, hat Zugang zu höchsten Stellen (Fürsten etc.)
emanzipiert, insbesondere auch seine Frau (auch sie liest Bücher usw.)
aufgeklärt ( es fällt auf, dass keine christlichen Symbole dargestellt sind )
heute würden wir seine Rolle eher als "Bankier" bezeichnen
Im Frühkapitalismus gab es kaum noch reine Geldwechsler. Juden und Italiener hatten eine Art Bankensystem aufgezogen, die Medici, die Fugger, die Welser, waren sehr mächtige Familien, die einerseits den Herrschern Geld borgten, aber dafür Privilegien, schöne Töchter und dergleichen mehr verlangten, andererseits den Warenaustausch in Händen hatten. Reine Geldwechsler wurden dafür benötigt, um die vielen, verschiedenen "Währungen"(Münzen) Münzen, im Umlauf waren zu bewerten. Man wog das Silber und Gold, beispielsweise.Die Ostindische Gesellschaft, z. B. brachte Güter aus den entferntesten Teilen Asiens und beförderte europäische Erzeugnisse dorthin.
Da es unter anderem die verbreiteste Art des Geldverleihs war und die "Leute" auf die Geldwechsler angewiesen waren, hatten diese sicherlich eine hohe Meinung von sich selbst. und waren bestimmt geldgierig und geizig. (Ich finde, so sehen die beiden auf dem Gemälde auch aus) Ob sie auch von anderen geschätzt wurden, weiß ich nicht, whrscheinlich nicht. Auf dem Gemälde zumindest sind sie mit ihrem vielen Geld allein. Die Geldwechsler hielten sich sicherlich auch für mächtig. Bei Wikipedia, gib einfach "Geldwechsler" bei Google ein, gibt es ganz ausführliche Informationen zum nicht nur Geld verleihenden Geldwechsler, auch im Mittelalter, und auch weiterführende Links. Hier noch ein Text aus dem Internet speziell zu diesem Bild: Beschreibung Das Gemälde „Der Steuereintreiber und sein Gehilfe“ von Marinus van Reymerswaele greift im Bildaufbau auf eine berühmte Bildfindung des Quinten Massys zurück, dem Hauptmeister der südniederländischen Malschule des frühen 16. Jahrhunderts.1 Reymerswaele (1490/95 - um 1567) gehört hinsichtlich seines Schaffens zum Kreis der Quinten-Massys-Nachfolge. Nach seiner Ausbildung als Glasmaler in Antwerpen ist Reymerswaele später als Genre- und Historienmaler dort und in Zeeland tätig. Seine bevorzugten Themen sind Geldwechsler und Steuereinnehmer, die er präzise und in effektvoller Lichtführung darstellt. Stilistisch stehen seine Figuren wiederum dem Vorbild Massys’ sehr nahe. Massys’ 1514 entstandenes Porträt „Der Geldwechsler und Frau“ (Paris, Louvre) bildet die Grundlage für zahlreiche eigene Varianten als auch für die seiner Nachfolger.2 Während in diesem Gemälde das Ehepaar mit einem grazilen Äußeren in einem reichen Ambiente gezeigt wird, erscheinen die Figuren der darauf folgenden Werke in eine Kammer eingezwängt, die von Gier getrieben ihren Geldgeschäften nachgehen. Neuartig bei diesem Motiv ist, dass Massys den Personen groteske Gesichter mit gnomhaftem, geradezu garstigem Äußeren gibt. Reymerswaele steigert den Ausdruck seiner Steuereintreiber und deren Gehilfen noch durch deren groteske Hässlichkeit, so dass er mit seinen Figuren ernsthafte Kritik gegen Lasterhaftigkeit und Gier übt, die in der Personifikation des Geldwechslers manifestiert wird.