Was bedeutet Sprache für den Menschen und was meint Humboldt mit der Aussage "So liegt in ..."?

2 Antworten

Sprache ist ein Zeichensystem mit eingebauten logischen Bezügen. Damit ist nicht nur die begriffsbasierte Sprache der Menschen erfasst, sondern auch die Sprache von Tieren, die z.B. auf Düften basiert, auf Gesten, zu Formen des Tanzes arrangiert, auf der Kombination emotionaler Laute, alles Signalformen, die auch der Mensch neben oder zusammen mit der Begriffssprache verwendet. Sprachen unterliegen auch kultur-evolutionär herausgebildeten Formen, was jetzt erst wieder bei Affen aufgezeigt wurde. Auch die Begriffssprache ist bei unterschiedlichen Völkern nicht gleich in der Art der verwendeten Fälle, der Häufigkeit der Darstellung in Verben oder Hauptworten. Man merkt das bereits, wenn man Deutsch in English übersetzt oder umgekehrt. Deutsch z.B. verwendet viele Hauptwörter und es ist leichter möglich, Aussagen, die eigentlich "schwebende" und komplexe Beziehungen ausdrücken, wie fixe Gegenstände zu behandeln, wie z.B. "Er trank das Glas der Liebe in einem Zug aus." Da muss man schon heftig interpretieren, was ein Deutscher Dichter damit sagen will.

Sprache ist beides:

  • Ein Werkzeug, das uns in die Lage versetzt, mit anderen zu kommunizieren (selbst dann noch, wenn sie am anderen Ende der Welt wohnen).
  • Aber auch ein Denkwerkzeug: Ein Werkzeug also, das uns hilft, unsere eigenen Gedanken zu konservieren und schrittweise zu präzisieren.

Das Schöne an den Aussagen vieler Dichter ist, dass sie uns nicht selten anregen, sie aus dem eigenen Lebenskontext heraus zu interpretieren, d.h. vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen und oft auch eigener Fehler, deren fürchterliches Gewicht uns dann vielleicht erst so richtig klar wird.

Mit anderen Worten: Es ist gar nicht so wichtig, dass die eigene Interpretation so einer Aussage mit der des Dichters übereinstimmt. Das Faszinierende an dichterischen Aussagen ist, dass sie uns häufiger als andere zum Kristallisationspunkt eigenen Nachdenkens werden. Sie laden uns ein, in Richtungen zu denken, die wir sonst allzu leicht übersehen. Und sie tun das, indem sie uns fragen lassen "Was mag der Dichter damit wohl gemeint haben?".