Was bedeutet das Q (= queer) in LGBTQIAA+ oder LGBTIQ (oder welche Schreibweise man auch immer bevorzugt)?
Steht das Q nur für homosexuelle Männer (Englisch "queer" = schwul)?
Oder steht das Q (= queer) für alle LGBT(+)-Personen? Also LGBT+ ist gleichbedeutend mit "queer"? Und welche Bedeutung hätte das englische Wort "queer" dann? Übersetzbar ist "queer" mit seltsam und merkwürdig ("komischer Kauz"), oder mit schwach, unwohl, schwummrig und schwindelig, also krank. Wäre das nicht abwertend?
Was mir aber nicht einleuchtet: Warum taucht das Q in LGBTQIAA+ oder LGBTIQ überhaupt auf? Wenn es für alle steht, dann ist es überflüssig und wenn es nur für Schwule steht, dann ist es auch überflüssig, denn dafür steht ja schon das G (Englisch "gay" = schwul).
2 Antworten
queer != schwul; auch nicht im Englischen (zumindest heute). "queer" bedeutet, wie du schon gesagt hast, erst mal "anders" / "eigenartig" und wird sowohl als Sammelbegriff als auch als Label für Menschen verwendet, welche sich nicht näher definieren möchten.
Somit ist auch geklärt, warum es separat auftaucht. Dass es das Q geschafft hat und anderes nicht, ist der Vorkommenshäufigkeit zum Zeitpunkt der Erstellung geschuldet.
Welches Akronym du jetzt nimmst, ist ziemlich egal (einig ist sich niemand), solange du es höflich tust. Ich verwende derzeit in nicht offiziellen Texten "queer" als Sammelbegriff, weil es einfacher ist, sonst LGBTQIA+.
Das ist richtig. Wenn es eine Person stört, unterlasse ich es in deren Präsenz gerne. Größtenteils habe ich mit dem Ansatz aber keine Probleme, zumindest nicht in meinem näheren Umfeld.
Nach meinen Erfahrungen macht es auch einen Unterschied, in welchem Kontext das passiert. Ich renne auch nicht umher und nenne Menschen queer; noch verwende ich diesen Begriff, wenn ich Menschen zum ersten Mal treffe (muss ich ja auch nicht, da weiß ich genauer, wie die Person vor mir ist). Beim Stammtisch, während sich die Menschen austauschen, ist es weniger ein Problem, weil der Raum explizit einer ist, bei dem sich die Menschen aktiv miteinander und Themen wie verschiedenen Bezeichnungen sowie ihren Problemen auseinandersetzen (ist aber natürlich nicht bei jedem Angebot so). Auf jeden Fall gilt: aufeinander achtgeben.
Einen festen Ansatz unabhängig der Situation zu halten, ist sicherlich wenig sinnvoll. Queer ist als Selbstbezeichnung heute jedoch wahrscheinlich einer der weniger problematischen Begriffe und sehr handlich. Wenn es diesbezüglich neue Entwicklungen gibt, bin ich gespannt, weiterzulernen.
irgendwann ist es das ganze Alphabet also LGBTQIAOERZUHGJKLFSASMNBVXY+ oder sowas 😂
Habe ich das behauptet oder irgendwie darauf hingedeutet, dass ich immer länger werdende Akronyme verwende?
Ne aber ich kannte bisher nur dieses LGBTQ und du hattest jetzt noch "IA+" dazugeschrieben (was bedeuten die eigentlich, wenn man das fragen darf, ohne jemanden anzugreifen? o.O)
IA sind die beiden Buchstaben, die am häufigsten dazugenommen werden. Steht für intergeschlechtliche Menschen und das A-Spektrum (asexuelle und aromantische Menschen). Diese sind nach LGBTQ auch etwa am häufigsten aufkommend.
Das + (oder *) deutet darauf hin, dass es eben keine vollständige Auflistung ist.
Wie gesagt, es gibt keinen Konsens zur genauen Form. Einfach akzeptierend und im direkten Kontakt höflich zu sein ist viel mehr wert, als möglichst viele Buchstaben hinzuzunehmen.
Queer ['kwɪə(ɹ)] ist heute eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, für Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind, sowie Lebens- und Liebesformen, die nicht heteronormativ sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird der Begriff zunehmend als positive Eigenbezeichnung queerer Personen verwendet. Oftmals sind mit queer ähnliche Personengruppen gemeint wie mit den Abkürzungen LGBT, LSBT u. a.[1]
Im Gegensatz zu anderen Begriffen aus der Familie der sexuellen Orientierungen (wie schwul, lesbisch, bi- oder asexuell) und geschlechtlichen Identitäten (wie trans oder intergeschlechtlich) gibt es für den Ausdruck queer keine einheitliche Definition; er unterliegt in seiner Verwendung Aneignungs- und Interpretationspraktiken, sodass eine genaue Definition der Bezeichnung auch Gegenstand von Diskussionen ist. Die theoretische Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen leistet die Queer-Theorie.
Die plural-queere Variante, die Perko 2005 in Queer-Theorien vertritt, ist eine politisch-strategische Variante der Queer-Theorie, die radikal offen alle Menschen inkludiert, „die der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen oder nicht entsprechen wollen“. Die deutschsprachige Form des plural-queeren Ansatzes greift auf die US-amerikanische Variante zurück, die vehemente Kritik an Heteronormativität, geschlechtlicher Binarität, Identitätsmodellen und Ausschlüssen bestimmter Menschen üben. Darunter fallen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Intersexuelle, Asexuelle, Transgender ebenso wie Cross-Identitäten, Nicht-Identitäten, Trans-Identitäten, aber auch Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Hautfarbe etc. und Cyborgs, Drags, Cross-Dresser etc. (vgl. dazu die Auflistung bei Perko 2005: 22–25) Im Zentrum der plural-queeren Variante steht das Bemühen um die „möglichste Vielfalt menschlicher Seins- und Daseinsformen in ihrer Unabgeschlossenheit“. Die Queer-Theorie in ihrer plural-queeren Ausrichtung wendet sich gegen eindeutige Kategorisierungen und Identitätspolitiken und wählt stattdessen ein Modell der Pluralität. Dadurch sollen sich alle Menschen demnach so „definieren können, wie sie und so sie es wollen“. Gruppen-Identitäten werden in Frage gestellt, stattdessen lässt das plurale Modell „fließende Übergänge und Uneindeutigkeiten“ bestehen. Perko (2005) gibt zu, dass die plural-queere Ausrichtung in der Praxis am schwierigsten umzusetzen ist.[p: 3]
Nicht jede homosexuelle Person mag es "queer" genannt zu werden. Manche lehnen den Begriff ab.