Was bedeutet ,, Der Mensch kann tun, was er will, aber nicht wollen, was er will“?

6 Antworten

Das wird mit moderner Hirnforschung begründet. Man hat durch Messungen festgestellt, dass Entscheidungen schon gefällt sind, bevor sie uns bewusst werden. Und das bedeutet, dass unsere Entscheidungen nicht frei sind, sondern ein Ergebnis unserer Erfahrungen und der genetischen Grundbedingungen. Freier Wille ist somit eine Illusion, die wir aber benötigen, um geistig gesund zu bleiben.


gnzschoenabstra  03.05.2022, 23:53

Schopenhauer hat von Hirnforschung noch nichts gewusst, als er sich das überlegt hat. Sein rein logisches Argument ist davon auch komplett unbeeinträchtigt. Außerdem ist dieser Hirnforschungsbefund auch nicht wirklich ein Argument gegen die Freiheit des Willens, denn es könnte ja sein, dass der vor der bewussten Entscheidung unbewusst gefasste Entschluss wiederum frei ist.

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BadWolf27  04.05.2022, 08:34
@gnzschoenabstra

Dann stellt sich aber die Frage, wovon soll der Wille frei sein? All unser Denken und Fühlen findet im Gehirn statt. Also kann Wille auch nur dort stattfinden.

Und dass Schopenhauer nichts von Hirnforschung wusste, ist wohl selbstredend. Die neuerliche Diskussion ist allerdings darauf zurückzuführen.

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Von Experte indiachinacook bestätigt

Das ist Schopenhauers Auffassung von Willensfreiheit (bzw. dem Mangel daran). Für Schopenhauer ist zwar das Handeln frei (im Sinne von: dem Willen unterworfen), aber der Wille selbst ist nichts, wozu man sich willentlich entscheidet, sondern es passiert einem, dass man etwas will, und man kann nicht wirklich etwas dagegen tun. Was Schopenhauer aufzeigt, ist ein Paradoxon, das der Vorstellung von Willensfreiheit selbst zugrundeliegt: denn nach dieser müssten wir uns frei dazu entscheiden können, etwas zu wollen, aber um diese Entscheidung zu treffen, müssen wir es ja eigentlich schon wollen, das wäre also eine Art Teufelskreis.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – BA Germanistik, HiWi-Stellen in Linguistik und Mediävistik

Was ein Mensch will, hängt davon ab, was er wahrnimmt und welche Vorstellungen er von seiner Umgebung übernimmt. Es erfordert schon ziemlich viel Bewusstheit, da selbst lenkend einzugreifen.

Der Wille eines Menschen ist kurz vor seinem Handeln. Man kann zwar Druck ausüben, drohen und ängstigen, um jemanden zu einem Handeln zu bringen, das er nicht will. Das nennt sich dann Fremdbestimmung.

Viel wirksamer ist es aber, den Willen zu manipulieren, indem man ihm Illusionen vorsetzt, was er wollen soll. Der manipulierte Mensch tut dann auch, was er soll, fühlt sich dabei aber selbstbestimmt und ist viel mehr bereit, sich dafür einzusetzen. Man könnte es Fremdbeträumung nennen, da Wunschträume erzeugt werden, die dann den Willen bestimmen.

Nahezu die gesamte Werbung baut auf die Manipulation des Willens. Aber nicht nur Produkte werden beworben, sondern auch Lebensstile. Und es sind nicht nur Werbesendungen, die manipulieren, sondern auch ganz gewöhnliche Unterhaltungsfilme.

Um solche Willensmanipulationen abzuwehren, ist es bedeutsam, direkte Erlebnisse wichtiger zu nehmen als die Scheinrealität aus Filmen. Und auch auf Gefühle zu hören, die dem Willen widersprechen. Der Wille ist möglicherweise ein Diktator, der aus fremden Quellen gefüttert wurde.

Das bedeutet, dass der (echte, tiefe) Wille nicht frei bzw. nicht beeinflussbar ist.

Beispiel: Ich weiß, es wäre klüger nicht mehr zu rauchen. Ich weiß, dass wenn der WILLE aufzuhören da wäre, würde ich aufhören können. Aber ich will einfach nicht. Und daran kann ich bewusst nichts ändern.

Der Mensch kann tun, was er will

Der Wille steuert die Handlung.

aber nicht wollen, was er will

Aber der Wille steuert nicht den Willen. Sprich: Nicht ich steuere willentlich was ich will. Daher ein Argument contra freiem Willen.