Warum wirkt japanisches Schauspiel in Realfilmen oft übertrieben?
So häufig wirken Reaktionen insbesondere der Darstellerinnen übertrieben emotional, die Augen werden – überspitzt ausgedrückt – bei jeder Gelegenheit aufgerissen und – das Folgende ist, was mir ganz besonders auffällt – in Situationen, die es scheinbar nicht erfordern, wird schnell die Stimme erhoben. Ein Versprechen, eine Beteuerung, ein Gelöbnis moralischer Besserung beispielsweise wird nicht gegeben, sondern dramatisch und wie aus der Pistole kommend geschrien – ungeachtet dessen, dass die Personen einander direkt gegenüberstehen.
Für meine Sehgewohnheiten ist das sehr unüblich und bisweilen empfinde ich es als so anstrengend, dass der Gesamteindruck des Films bei mir sinkt. Da es aber so verbreitet ist, gehe ich davon aus, dass dahinter etwas steckt, was ich bloß nicht verstehe und ich hoffe, dass sich mir eine "mildere" Perspektive auf solche Szenen eröffnen würde, würde ich das tun.
Erklärt sich aus der japanischen Kultur, weshalb so gespielt wird? Wäre bitte jemand so lieb, mir die Hintergründe und die Entwicklung diesbezüglich zu erläutern?
Viele Grüße!
4 Antworten
Ich finde es auch ganz schrecklich. Deshalb mag ich überhaupt keine Filme, in denen Asiaten mitspielen. Schaue gerade RATS ON A TRAIN auf Prime und find den vollkommen bescheuert.
Ich habe neulich gelesen, dass die Asiaten dieses extreme Overacting mögen. Die wachsen damit auf und behalten das bei.
Da muss alles immer dramatisch sein und mit schnellen Bewegungen.
In Europa kennen wir das überhaupt nicht und mögen es deshalb auch überwiegend nicht.
Diese Spielweise kommt tatsächlich vom Theater. Die Emotionen der Figur muss ja dem gesamten Publikum zugänglich sein. Das ist eine recht traditionelle Darstellung. In Lateinamerikanischen Ländern wirst du auch noch eher so eine Darstellung finden.
btw. auch die dt. Darstellung unterscheidet sich z.B. durchaus stark von der us-amerik. Die Dialoge in dt. Produktionen werden ganz anders geschrieben und dargestellt. Das wirkt auch oft eher etwas gestelzt.
Vielleicht wäre es besser zuerst auf korean. Produktionen zu setzen. Die sind i.d.R. eher kompatibel zu westlichen Sehgewohnheiten, auch wenn die ebenfalls dieses sogenannte Overacting enthalten. Zudem solltest du das mal von einem anderen Standpunkt aus sehen. Die halten sich hier nämlich auch an den Grundsatz: "show don´t tell". Tatsächlich lassen sich durch diese darstellerische Entscheidung die Emotionen oft sogar völlig ohne Dialog ermitteln. Close ups auf Gesichter und vor allem die Augen sind in den Produktionen sehr oft zu sehen und werden oft sogar noch künstlich gesteckt (slowmo). Du kannst da soviel mehr ablesen, was im Dialog manchmal gar nicht rübergebracht wird.
Ein schönes Bsp. ist zum Bsp. diese Szene:
Achte mal auf die Mimik von Ha Yoon-kyung.
Vielen Dank! Persönlich finde ich das Beispiel allerdings nicht overacted, sondern hätte es meines Erachtens genau so auch in einer westlichen Produktion ausfallen können.
Weil overacting ein wichtiger Teil der japanischen Schauspielkunst ist. In China übrigens auch. Das unterscheidet dann das asiatische vom europäischem bzw. US Kino und vom Publikum.
Na das Theater. Ebenso wle in Europa. Schau dir mal Kabuki. Theater an.
Ja, aber ich meine: Auch das muss ja weiter zurückreichende Gründe haben. Wie kommt es, dass das übertriebene Schauspiel sich so etabliert hat? Was steckt da (gesellschaftspsychologisch?) dahinter?
In Europa gab's das auch in der Antike. Warum es sich dann unterschiedlich entwickelte da bin ich überfragt.
Japaner konzentrieren sich bei der Mimik mehr auf die Augen, Europäer eher auf den Mund.
Deshalb gibt es auch europäische Emojis
:-)
:-(
:-/
und japanische
(^_^)
(*_*)
(-_-)
Aber welche Wurzeln hat das?