Warum wird um Musik oft so ein G'schiss gemacht?
Eine Frage, die ich mir gerade stelle, ist: warum wird um Musik im Vergleich zu anderen, ja ebenfalls kreativen Dingen unproportional mehr Zirkus veranstaltet?
Was ich meine: ich suche eine Software als kostenlose Open Source - Bingo, meistens ist das gleich das erste Suchergebnis, in vielen Bereichen ist Open Source, CC-Lizenz oder Freeware sogar Standard. Ich suche Fotos, die ich kostenlos nutzen kann - Bingo, da gibt's zig Seiten, die mir Fotos mit CC-Lizenz, zum Großteil sogar als Public Domain anbieten.
Ich suche nach Musik, die man kostenlos benutzen kann - mööööp. Auf fast allen Seiten, die man da so findet, sind doch irgendwelche Pferdefüße, seien es versteckte Kosten, Monatsgebühren, GEMA-Gebühren oder irgendein anderer Krempel.
Nun frage ich mich zu gut deutsch gesagt: Warum wird um Musik so ein G'schiss veranstaltet? Was macht Musik zu etwas Wertvollerem als z.B. ein ganzes Betriebssystem wie Linux, eine Office Suite wie LibreOffice und anderen, mit Sicherheit exorbitant viel mehr kreativer Energie hergestellten Werken? Warum gibt es so extrem wenig Musik, die unter einer vergleichbaren Lizenz vertrieben wird wie viele Software? Klar, ein Tonstudio zu mieten kostet Geld, aber eine Entwicklungs-Software wie Visual Studio, Resharper und ähnliche Tools zu mieten, kostet ebenfalls einen Haufen Schotter, Kosten würde ich hier also nicht unbedingt als entscheidendes Argument verstehen.
2 Antworten
Ein Foto ist mit einem Klick gemacht, und der Fotograf hat das Motiv in der Regel nicht selbst geschaffen. Man muss dazu auch kein Berufsfotograf sein. Wer seine Fotos kostenlos zur Verfügung stellt, macht das nicht beruflich und verdient anders sein Geld.
Musik zu komponieren ist wesentlich schwieriger. Man braucht die Ideen, das Handwerk, und das Komponierte muss in den PC eingegeben und für die klangliche Ausgabe bearbeitet werden - oder von Menschen einstudiert und aufgenommen werden. Hinter wenigen Minuten Musik stecken viele Stunden Arbeit. Bei Vokalmusik ist außerdem ein Texter beteiligt.
Aus diesen Gründen wird kaum jemand seine Musik kostenlos zur Verfügung stellen.
"man bekommt ja nicht mal die Möglichkeit, Text und Melodie für eigene Umsetzungen zu nutzen"
Das kommt darauf an. Der Texter bzw. Komponist können es ja erlauben. Insbesondere Texter können daran interessiert sein, ihr Werk durch verschiedene Vertonungen zu verbreiten. Aber natürlich müssen sie gefragt werden.
Es geht hier um den Begriff des "geistigen Eigentums". Wer ein "Kunst"werk schafft (wobei es nicht auf die künstlerische Höhe, sondern auf den schöpferischen Prozess ankommt), erwirbt automatisch das Eigentum daran. Auch eine geistige Leistung ist eine Leistung.
Programmierer arbeiten auch selten ohne Vergütung. Entweder sie finanzieren es über Spenden, oder sie bieten neben der kostenlosen Version eine kostenpflichtige leistungsfähigere Version an - wobei sie natürlich hoffen, dass die Nutzer der kostenlosen Version irgendwann auf die kostenpflichtige "upgraden".
Am Ende führt alles zu Geld, Viele Dinge sind Lizensiert Musik, Bilder alles, aber es gibt auch unlizensierte Sachen.
Aber diese Leite, die so ein Foto gemacht haben oder diese Musik gemacht habe werden oder wurde auch dafür bezahlt.
Das erklärt aber nicht, dass es Unmengen von Software, Bilder und Fotos gibt, aber so gut wie keine Musik mit der gleichen Lizenz. Diese Dinge sind gleichermaßen kreativ, nur wird um diese nicht so viel Zirkus veranstaltet.
Das stimmt schon, allerdings nur zum Teil.
Zum einen denken viele Menschen, "och so'n Foto kann man ja easy eben mal knipsen" - vergessen dabei aber gsnz gern mal, dass auch gute Fotos einiges an Vorbereitungen benötigen, für bestimmte Tierfotos beispielsweise kannst du schon mal mehrere Stunden auf der Lauer liegen. Sonst hat man halt nur ein mäßiges Foto.
Du hast scheinbar keine Vorstellung davon, wie lange es dauert, Software zu entwickeln, bis man sie auf Endbenutzer los lassen kann. Da gehen eben mal hunderte Stunden ins Land. Dagegen ist Melodie und Text ein Kinderspiel. Da ich sowohl Softwareentwickler als auch Hobbymusiker als auch Hobbyfotograf bin, habe ich da einen recht guten Vergleich.
Was mich allerdings wundert: Freizeit-Programmierer scheint es zu Hauf zu geben, Freizeit-Komponisten allerdings offensichtlich gar nicht. Klar, Musikinstrumente kosten Geld - Softwarelizenzen für IDE, Resharper, Compiler, usw. bzw. Fotoequipment wie Kameras, Stative, Licht, Objektive, usw. aber meistens auch.
Ich würde ja gar nicht erwarten, dass jemand fertige Aufnahmen zur Verfügung stellt, man bekommt ja nicht mal die Möglichkeit, Text und Melodie für eigene Umsetzungen zu nutzen - und das ist eher das, was ich nicht verstehe. Dem Komponisten entstehen dadurch ja keinerlei eigene Kosten.