Warum wird in der Lebenshilfe nur stupide Arbeiten getan?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe mit der Lebenshilfe beruflich öfters zu tun gehabt, es war jedes Mal unangenehm und ich hatte den Eindruck, dass für Öffentlichkeit, Politik und Presse (das war mein Part) eine Fassade gezimmert werden soll. Das würde allerdings zu weit ausführen.

Letztlich hängt es davon ab, was man dort anbieten kann und will; meist scheitert es an den Leuten, die zwar "groß tun", sobald ein Redakteur die Kamera auspackt und ein MdB oder MdL seinen Besuch avisiert, aber in Wahrheit nicht sonderlich viel bzw. nur das Nötigste machen. Teilweise muss man aber auch sagen, dass nicht jeder im Lebenshilfezentrum Betreute in der Lage zu anspruchsvollen Aufgaben ist - es handelt sich um die einfachste Form von Arbeitstherapie. Ein Mehrfachbehinderter verlangt andere "Aufgaben" als jemand, der depressiv oder traumatisiert ist, zwar körperlich in Ordnung, aber seelisch etwas langsam und geschwächt. Meist finden sich dann auch keine Kräfte - das sind ja oft Ehrenamtliche und häufig auch Ältere, die vielleicht selbst gesundheitliche Probleme haben - und eines gibt das Andere. Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied und der Fisch stinkt vom Kopf - die typischen "Vorsitzenden" der einzelnen Gruppen "sehen sich auch nur gern in der Presse"; echte Überzeugungstäter sind Idealisten und werden oft ausgebremst.

So was kriegt man aber als Außenstehender erst dann mit, wenn man sich intensiver mit dem Thema beschäftigt und sowieso Erfahrungen hinlänglichster Art im "sozial-caritativen" Bereich hat (wie ich): Da ist nicht alles Gold, was glänzt - und überall, wo von sozialen, mildtätigen, sozial-caritativen oder auch menschlichen Zielen die Rede ist oder ein "Sankt" im Namen steht, geht es meist besonders unsozial und unchristlich (!) zu. Die Lebenshilfe ist da zu weiten Teilen leider nicht viel besser, kann sich jedoch für den durchschnittlichen Zeitungsleser meist prima präsentieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Betreuten müssen zur Ausführung der Arbeiten ohne hohe Fehlerquote fähig sein.

Außerdem sollte der Erlös aus der Vermarktung der geleisteten Arbeit möglichst die angefallenen Kosten decken. Da bleibt eben nur ein ganz kleiner Spielraum, und die Einrichtungen sind für jeden Auftraggeber, der für das geleistete Produkt bezahlt, sehr dankbar.