Warum wird die Aktivität von Wasser in verdünnten lösungen als 1 angenommen?

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Die schnelle Antwort ist: Aktivitäten können auf verschiedene Arten definiert werden, und keine davon ist besser oder schlechter als die andere; alle diese Definitionen un­ter­scheiden sich nur durch Faktoren, die nicht von der Konzentration abhängen.

Die Idee, was eine Aktivität sein soll, kann man am besten auf die folgende Art zu­sam­menfassen: In einer idealen Lösung, in der der gelöste Stoff nur mit den zahlreich vor­han­denen Lösungsmittelmolekülen aber nicht mit seinesgleichen interagiert, steigt das chemische Potential des gelösten Stoffes proportional zur Zahl der Teilchen, also je­des hinzugefügte Teilchen des gelösten Stoffes trägt dasselbe Inkrement zum che­mi­schen Po­tential bei (und daher auch dasselbe Inkrement zum gesamten ΔG der Lö­sung). In einer realen Lösung ist das nicht so, aber um die einfache Pro­por­tio­na­li­tät zu bewahren, kann man mit einer „korrigierten“ oder „effektiven“ Teil­chen­zahl ar­bei­ten, bzw. mit einer korrigierten Konzentration (korrigierte Teilchen pro Vo­lu­men), die man dann Aktivität nennt.

Normalerweise baut man die Aktivitäten so, daß man für verschiedene Stoffe ver­schieden definiert, einfach weil es so am bequemsten ist: Reinstoffe kriegen einfach a=1 (das Lösungsmittel auch, weil es näherungsweise rein ist), Gase kriegen den Par­tialdruck bzw. die Fugazität (weil man sich nicht mit weiteren Stoffkonstanten wie Lös­lichkeit herumärgern will), und für gelöste Stoffe nimmt man die Konzentration, meist in der vorgeschriebenen Einheit mol/l, gegebenenfalls korrigiert um einen Akti­vi­täts­koeffizienten.

Da die vielen Möglichkeiten, wie man das definieren kann, alle zueinander proportio­nal sind, erfüllen alle das Massenwirkungsgesetz (da wird ja nur miteinander multi­pli­ziert), aber die Werte der Gleichgewichtskonstanten hängen von der Konvention ab, mit der man die Aktivitäten definiert; die verschiedenen Zahlenwerte für die Gleichge­wichts­konstanten sind dann ebenfalls nur über konstante Faktoren miteinander ver­bunden.

Die Logarithmen der Gleichgewichtskonstanten sind dann irgendwelche ΔG-​Werte, die sich dann um konstante additive Beiträge unterscheiden weil ln(a⋅b)=​ln(a)+ln(b). Diese additiven Beiträge im ΔG bekommt man dann über die Referenzzustände in den Griff (z.B. 25 °C, 1 bar, Aktivitäten nach obiger Vorschrift). Solange man sich an diese Kon­ventionen hält, ist das ganze konsistent, obwohl die Aktivitäten nach unter­schied­li­chen Konventionen bestimmt werden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik