Warum werden Vermieter oft als geldgeile Säcke dargestellt?

8 Antworten

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Und was da über bleibt, greift sich das Finanzamt ab. 

Bin selbst Vermieter und kann Dir schreiben, dass das definitiv nicht wahr ist. Deine Eltern haben einen persönlichen Steuersatz. Meinetwegen irgendwo bei 20 %. Von dem was übrig bleibt, müssen Deine Eltern also höchstens 20 % ans Finanzamt + Soli + evtl. Kirchensteuer abdrücken. Der Rest bleibt.

Wenn sie mehr Geld reinstecken, als was hinterher raus kommt und es sich nur um laufende Reparaturen handelt, können sie diese jeweils direkt vom zu versteuernden Einkommen absetzen, was nichts anderes bedeutet, als dass das Finanzamt einen wesentlichen Teil der Reparaturkosten praktisch mit bezahlt, wenn man das mal mit dem Eigentümer eines selbst bewohnten Hauses vergleicht.

Sind es aber Sanierungen oder Modernisierungen, die zum Werterhalt des Hauses oder gar zur Wertsteigerung beitragen, ist das eher als Geldanlage zu Betrachten und nicht als Ausgabe. Auf der Bank bekommt man kaum Zinsen und bei der Vermietung eines sanierten oder modernisierten Hauses am Ende um so mehr Miete, also eine gute Verzinsung des eingesetzten Kapitals.

Dass man das Haus nicht verkaufen will, kann zwei Dinge bedeuten:

  1. Jetzt, wo die Immobilienpreise vielerorts richtig hoch sind, wäre eine gute Gelegenheit, eine ungeliebte Immobilie mit hohem Gewinn zu verkaufen, der noch nicht einmal versteuert werden müsste, wenn sie, wie bei Euch schon sehr lange im Familienbesitz ist.
  2. Die Immobilie zu behalten, bedeutet einerseits, weitere Wertsteigerungen mit machen zu können und außerdem in der Familie einen Wert zu erhalten, der irgendwann auch mal zur Absicherung des Lebensstandards der Kinder, also für Dich, beitragen kann.

Nun zur eigentlichen Frage: Du und Deine Eltern müssen sich nicht angesprochen fühlen, wenn Vermieter so betitelt werden. Sie tun alles, um das Haus gut zu erhalten und das kommt Euren Mietern zu Gute. Sicher werden sie auch keine Miete verlangen, die ständig am oberen Ende der Skala ist. Eure Eltern werden schon glücklich sein, wenn das Mietverhältnis ansonsten in Ordnung ist und die Miete immer pünktlich bezahlt wird. Ist es so, kommt auch das Euren Mietern zu Gute und diese werden sicher nicht so schlecht über Deine Eltern denken.

Ein sehr großer Teil des Wohnungsbestandes in Deutschland gehört den beiden Aktiengesellschaften Vonovia und Deute Wohnen. Das sind die beiden größten privaten Vermieter im Gegensatz zu den Wohnungsgenossenschaften oder kommunalen Wohnungsvermietern.

Deutsche Wohnen über 160000 Wohnungen und Vonovia rund 400000 (ca. 1 Million Bewohner). Zusammen also Wohnungen für mehr als ca. 1,5 Millionen Einwohner Deutschlands, also rund 2 % der Bevölkerung. Sehr viele Wohnungen gehören irgendwelchen Fonds oder Lebensversicherungsgesellschaften.

Diese Unternehmen sind in aller erster Linie nicht ihren Mietern, sondern ihren Anlegern verpflichtet. DAX-Unternehmen, wie Vonovia und Deutsche Wohnen, sind darüber hinaus ständig in der Öffentlichkeit mit ihren Zahlen. Gewinnsteigerungen, die laufend von der Börse und den Anlegern erwartet werden, lassen sich in der Regel am einfachsten durch Mieterhöhungen und durch teurer neu vermieten erzielen. Zudem auch durch Modernisierung des Bestands und die berüchtigte "Gentrifizierung" (Billigmieter raus - Teuer-Mieter rein!).

Es ist kein Wunder, wenn eine große Zahl von Mietern deswegen zur Ansicht gelangt, dass Vermieter in erster Linie geldgeile Säcke sind, die nur auf die Maximierung ihres Profits aus sind. Es sind auch die Mieter, die man am lautesten hört, weil sie am meisten "gequält" werden.

Die sehr sehr vielen Mieter von Leuten, wie Deinen Eltern wiederum, preisen sich froh und glücklich und sehen das ganz anders. Zumindest so lange, wie sie als Mieter nicht auch irgendwann in die Fänge der genannten Institutionen kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – In diesen Bereichen selbst seit langer Zeit tätig.

bwhoch2  23.08.2020, 09:01

Danke für die Auszeichnung.

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Der Sache nach, sind Vermieter keine Altruiseten oder sonstig geplagt von einem sozialen Gewissen.

Es handelt sich mithin um ein rein geschäftliches Interesse.
Im Gegensatz zu früher fehlt der gemeinnützige Wohnungsbau als Korrektiv.

Inden Goßstädten mit Wohnungsmangel lassen sich die Verhältnisse täglich "bewundern".
Umkehrt müssen Mieter bis zu 50% ihres Nettoeinkommens für die Miete aufwenden.
Was dem Spannungsfeld zusätzlich Nahrung gibt.


schleudermaxe  20.08.2020, 17:31

Das verstehe ich nicht, wieso muss ein Mieter denn müssen?

Er kann doch kaufen bzw. bauen, nichts anders macht doch der Vermieter auch.

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soisses  20.08.2020, 17:40
@schleudermaxe

In Deutschand beträgt die Eigenheimquote 46%.
Die Mehrheit kann nicht bauen, mangels Vermögen.

Seit einigen Jahren hat es Zuzug in den Städten, bei zu geringem Bausbestand (Wohnungsmangel).
Auf dem Land sieht es genau umgekehrt aus.
Allerdings hat es auf dem Land eine schlechte Infrastruktur.

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schleudermaxe  20.08.2020, 17:41
@soisses

Kein privater Bauherr der baut hat Vermögen, woher sollte das denn auch kommen?

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soisses  20.08.2020, 17:45
@schleudermaxe

in Deutschland werden 40% Eigenkapital verlangt, ohne finanzieren die Banken nicht.

Für eine bescheidene Hütte von 400.000€ brauchst 160.000€ auf der hohen kannte, sonst siehst keine Finanzierung über 240.000€.

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schleudermaxe  20.08.2020, 17:49
@soisses

Quatsch mit Sauce. Selbstgenutzt wird 100% finanziert, aktuell gerade erlebt bei meinem Nachbarn. Belastung mit KfW-Mittel (100.000 EUR?) 600 EUR , Stadtrand Hamburg, Neubau ETW.

Anbindung Linienbus, 5 Min. bis zur U-Bahn und so.

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soisses  20.08.2020, 17:54
@schleudermaxe

100% Finanzierungen sind reinstes Harakiri.
Abgesehen davon hat der Gesetzgeber die Baufinanzierung längst reguliert.

  • Tilgung bis Eintritt gesetzliches Rentenalter
  • nachhaltige Tragfähigkeit der Finanzierung
  • Eigenkapital der Bauherrn

Kommen die Banken garnicht dran vorbei, weil die Bafin diese Regeln überwachen muss.

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schleudermaxe  20.08.2020, 20:24
@soisses

Finanzierungsplan mit Tilgungsplan über 25 Jahre. Einfach mal belesen, es fehlt massiv Wissen, die KFW-Mittel sind keine Hypothek der Bank

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"Viel übrig von dem Geld bleibt da für uns nicht" - ja, den spruch kenn ich von meinem allerersten arbeitgeber schon und für so viel menschenliebe, da geld nicht der motivator sein kann, muss man wohl dankbar sein. wie eine kollegin damals sagte, müßen da wohl zuvor milliarden an vermögen gewesen sein, wenn man sich dieses unternehmen trotz "draufzahlen" immer noch leisten kann.

ich glaube, wegen sprüchen wie den deinen macht man sich über vermieter lustig, wenn ich allerdings den umfang aufgrund meiner eigenen erfahrungen weit geringer als du einschätzen würde. aber man kann ja auch unterschiedliche erfahrungen haben.


Hessen001 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 17:05

Natürlich will man, wenn man irgendwo etwas investiert, auch irgendwas davon haben. Das alles aus Nächstenliebe zu machen ist ja schön und gut, aber bringt halt nichts.

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Schokolinda  20.08.2020, 17:06
@Hessen001

ja klar. eben. und was erzählst du dann was, das nichts übrig bliebe. das ist doch mumpitz.

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Die Deutschen sind eine ewige Neidgesellschaft, die nach dem Motto "was ich nicht hab, das darf gefälligst auch kein anderer haben" vorgeht. Wer irgendetwas hat, das man selbst nicht hat - egal was auch immer das konkret ist, ganz gleich ob zum Beispiel ein schickes Auto, eine scheinbar bessere Anstellung, einen subjektiv "schöneren" Kleiderschrank oder eben eine vermiete Immobilie/Wohnung usw., da sind die Deutschen seit jeher äußerst kreativ - der wird gern beneidet und irgendwann deswegen zur Zielscheibe von Hass, Aggressionen und persönlichem Frust, gelegentlich auch von Spott und Beleidigungen. Aber Neid ist im Grunde die schärfste Form von Anerkennung, das musste ich mir eines Tages auch sagen lassen.

Ich habe auch eine Wohnung, die ich vermietet habe - an einen Verwandten. Bin ich deswegen geldgeil? Ich fühle mich zumindest nicht so und für mich gibt's ehrlich gesagt auch Wichtigeres als Geld.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Weil es bei Vermietern nicht anders ist, wie bei anderen Gruppen auch. Die schwarzen Schafe, die es zweifellos reichlich gibt, versauen den Ruf und wo alles in Ordnung ist, gibt es für Journalisten auch nichts zu berichten.