Warum werden so viele Menschen obdachlos?

5 Antworten

Ein Bekannter von mir hatte Ende 50, Anfang 60 eine soziale Phase und wollte Leuten aus der Obdachlosigkeit helfen. Er war von Beruf Steuerberater und kannte sich mit Behördengängen aus. Er half ihnen den Weg ins System zurückzufinden, Meldeadresse, Ausweise, Anträge beim Sozial- und Arbeitsamt usw. usf.

Von 10 hat es maximal einer wieder ins "normale" Leben zurückgeschafft. Die anderen konnten oder wollten nicht mehr in diesem System leben. Ein Mal im Moment auf einem Amt vorstellig werden an einem bestimmten Termin war ihnen nach dem zweiten oder dritten Mal zu viel; sie konnten oder wollten das nicht mehr.

Unser "System" erwartet von seinen Bürger ein gelegentliches zutun; vor allem, wenn man Leistungen in Anspruch nehmen will. Und es gibt einen gewissen Prozentsatz die haben damit ein Problem. Einige werden zu Reichsbürgern, andere obdachlos, andere drehen auf andere Arten durch.


Rotfuchs716  15.03.2023, 01:26

wie mühsam und zeitaufwendig ist denn der Parcours durch die Amtsschimmel um als Obdachloser Unterkunft angeboten zu kriegen?

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Meandor  15.03.2023, 10:28
@Rotfuchs716

Nach wessen Maßstäben?

Hier auf GF gab es schon Leute, die gesagt haben, dass es besser sei, wenn man arbeitslos sei, da es immer einen Riesenaufwand ist, seinen Personalausweis abzuholen und zudem kostet der ja auch noch Geld.

Nach dem Maßstab dieser Personen ist es sehr mühsam und zeitaufwendig. Damit Du ohne festen Wohnsitz einen Personalausweis bekommst, brauchst Du irgendwelche Dokumente mit denen Du nachweisen kannst, wer Du bist. Abgelaufener Perso, Geburtsurkunde, etc. Das muss man notfalls erst beschaffen und kann Geld kosten.

Dann kannst Du Dich als Person identifizieren. Wenn Du dann Sozialleistungen beziehen willst, wirst Du mit Anträgen konfrontiert. Sozialleistungen werden im Regelfall unbar ausgezahlt, also musst Du zur Bank und wieder ein Konto eröffnen. Ohne feste Anschrift ist auch das herausfordernd. Dann die Anträge ausfüllen. Die wollen ggf. noch Nachweis für irgendwelche Beschäftigungszeiten oder ähnliches.

Es ist ein wochenlanges Rennen von einer Behörde oder Einrichtung zur anderen.

Wenn Du Dich monate- oder gar jahrelang um sowas nicht mehr kümmern musstest, dann ist es einfach zu anstrengend.

Schau an wie viele Leute jedes Jahr einmal verzweifeln weil sie die "ach so komplizierte" Steuererklärung machen müssen. Die ist bei mir seit Jahren in 45 Minuten gemacht.

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Rotfuchs716  15.03.2023, 12:16
@Meandor

interessant zu lesen. Dann ist aber weniger der Staat Schuld als die betroffenen Personen sofern man bei den Antragsformalien sämtliche denkbaren Fälle vorgesehen hat.

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Meandor  15.03.2023, 13:57
@Rotfuchs716

Ansichtssache.

Ich sehen es so, dass der Staat seine Pflicht erfüllt hat, indem er die Leistungen anbietet. Nach meiner Sicht ist es einem Bürger zuzumuten einen Antrag auszufüllen.

Es gibt aber auch Sichtweisen die meinen der Staat müsse noch mehr auf die Bürger zugehen und Personen die nicht in der Lage sind den Antrag selbständig auszufüllen mehr zu unterstützen.

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Teure Mieten, zuwenige Wohnungen und meist erheblich persönliche Probleme.

Eine längere Krankheit, gefolgt von Arbeitslosigkeit oder eine Trennung, gefolgt von Depressionen oder ein Suchtproblem, kann schnell zum sozialen Abstieg führen. Ohne Kohle keine Miete und keine Wohnung, ohne Wohnung kein neuer Job, ohne Hilfe der Sturz in die Obdachlosigkeit.


SymphonyXFan666  14.03.2023, 23:17
zuwenige Wohnungen

Nur das ist nicht ganz richtig. In Deutschland stehen über eine Million Wohnungen frei. Sie sind zwar nicht zugänglich, aber sie existieren und könnten bewohnt werden, wenn die Verantwortlichen es wollten

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Altersweise  14.03.2023, 23:21
@SymphonyXFan666

Leider stehen die oft nicht dort frei, wo sie benötigt werden.

Leerstehende Plattenbauten in Bautzen helfen den Berlinern nicht.

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SymphonyXFan666  14.03.2023, 23:25
@Altersweise

Es suchen überall Leute Wohnungen. Aber man könnte auch, wenn es jetzt nur um den Ort ginge, Obdachlose staatlich dabei unterstützen, den Ort zu wechseln

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Altersweise  15.03.2023, 11:31
@SymphonyXFan666

Eigenartigerweise wollen die meistenm Obdachlosen nicht irgendwo in die Pampa, dort, wo zahllose Häuser leerstehen.

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SymphonyXFan666  15.03.2023, 11:58
@Altersweise

In ländlichen Umgebungen ist es schwer ohne Auto an Lebensmittel zu kommen. Muss man auch sehen. Außerdem können sie nicht einfach den Aufenthaltsort wechseln oder in ein Haus ziehen, ohne staatliche Unterstützung zu erhalten. Dafür braucht man Geld

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Die häufigste Ursache für Obdachlosigkeit ist, dass die Menschen schwere Schicksalsschläge erleiden und für einen gewissen Zeitraum nichts dagegen tun können. Nicht selten versuchen sie ihren Frust mit Drogen und Rauschmitteln zu betäuben und/oder finden sich in psychischen Löchern wieder. Sie sind nicht mehr arbeitsfähig und häufig nicht mehr fähig ihr Leben selbstständig zu bestreiten.

Obdachlose haben oft psychische Probleme. Es können Schicksalsschlâge sein, oder Menschen verlieren ihre Arbeit. Es kann alles mögliche sein.

Alkoholsucht> Arbeit und Familie verloren, kein Einkommen > keine Wohnung