Warum waren zu DDR-Zeiten Gebrauchtwagen teurer als Neuwagen?

22 Antworten

Salue

Ich hatte gute Bekante in der DDR und habe sie regelmässig besucht.

Mein Kumpel hat mir in Leipzig den Anschlag gezeigt, welche Modelle jetzt ausgeliefert und wann diese bestellt wurden. In den frühen 1980er Jahren musste man rund 12 Jahre auf einen Trabant warten, der Wartburg dauerte noch länger und die zugekauften Golf und Citroen GS konnten nur gute Parteigänger erwerben.

Einzig der Zapo (Stalins letzte Rache oder T34 Sport genannt) aus der Ukraine war schneller lieferbar, aber den mochte niemand so recht haben.

Gebrauchte waren sofort lieferbar, aber bis 3x teurer. Einen offiziellen Gebrauchtwagenmarkt gab es nicht. Mein Kumpel sagte mir damals, in Leipzig gebe es einen Platz, wo man das Auto hinstellte und die Seitenscheibe einen Spalt weg öffnen muss. Dann würden die Interessenten dort Zettel mit Ihrem Angebot hineinwerfen.

Ich hatte damals in der Schweiz einen 2 jährigen Trabant, den ich rumänischen Flüchtlingen in Genf abgekauft habe. Nach einem Rempler wollte ich ihn dem Sohn meines Kumpels verschenken.

Das staatliche Büro der DDR hat das Geschenk abgelehnt, weil es sich um ein "kapitalistisches Auto" handle.

Ich wurde auf den Genex-Geschenkdienst verwiesen. Hätte ich SFR. 4500.- auf ein DDR-Konto in der Schweiz überwiesen, hätte der junge Mann einen niegelnagelneuen Trabant in Wunschfarbe innert 2 Wochen erhalten.

Tellensohn  

Lag wahrscheinlich daran, dass auch in der sozialistischen DDR Angebot und Nachfrage den Preis bestimmten. Gab es wenig Gebrauchtwagen, wurden sie halt teuer gehandelt. Zudem denke ich, dass Neuwagen diesem marktwirtschaftlichen Prinzip, ganz im Sinne der sozialistischen Ideologie, nicht ausgesetzt waren. Sie wurden, im Gegensatz zu den privat verkauften Gebrauchtwagen, zu einem staatlich festgesetzten Preis verkauft. Ich denke, wer in der DDR ein Auto "ergattert" hatte gab es nicht so schnell wieder her. Deshalb gab es nicht so viele gebrauchte Autos.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wer 12 Jahre auf einen Neuwagen warten muss, kauft zwischenzeitlich einen gebrauchten. Da es diese aber auch nicht wie Sand am Meer gab, waren sie eben teuer.

Bestes Beispiel in jüngerer Zeit ist der erste Dacia Logan gewesen. Der wurde als nicht allzu alter gebrauchter anfänglich auch zu Neuwagenpreisen verkauft, weil eben die Nachfrage höher als des Angebot war.

Ich weiß zwar nicht ob es tatsächlich so war, aber eigentlich wäre es logisch:

Einen Neuwagen musstest du bestellen und viele Jahre darauf warten. Ein Gebrauchter wäre ja sofort verfügbar gewesen...

Angebot und Nachfrage regelt eben den Preis!

Die Preise für Neuwagen wurden staatlich festgelegt. Aber auf einen Neuwagen musstest du viele Jahre warten.

Bei Gebrauchtwagen funktionierte dagegen die Marktwirtschaft. Da mehr Leute ein Auto haben wollten als es Gebrauchtwagen gab, wurden diese entsprechend hoch gehandelt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung