Warum war Kleidung früher eleganter?

10 Antworten

Das ist sicher einfach ein Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Es ist heute weniger Zwang dahinter, daher neigen viele Leute und somit auch diverse Branchen dazu, alles lockerer zu sehen und sich eben bequemer/praktischer zu kleiden. Fast jeder möchte sich doch in seinen Sachen in allererster Linie wohlfühlen. Das definiert natürlich jeder für sich selbst anders, aber der Zwang dahinter, den es noch vor 30-40 Jahren viel mehr gab, ist heute längst nicht mehr so streng.

Auf Arbeit muss ich mich auch ein wenig chicer anziehen (Hemd+Krawatte), allerdings hat da heute keiner mehr was gegen eine (natürlich ordentliche!) Jeans und auch die Zeiten von Jacket oder Weste sind vorbei. Aber klar, das ist je nach Berufsgruppe anders.

Heute kann man sich mit wenig Geld in jedem Stil kleiden.

Früher war das anders. Bestimmte Kleidungsstücke waren so aufwändig herzustellen, dass nur Reiche sie sich leisten konnten. Außerdem waren viele der eleganten Kleidungsstücke für den Alltag unterer Bevölkerungsschichten ungeeignet. Sie wären kaputt gegangen, hätte man in ihnen gearbeitet. Stabile, einfach Arbeitskleidung war daher häufiger anzutreffen.

Deshalb standen bestimmte Kleidungsstücke für eine hohe Position in der Gesellschaft. Sie waren ein Statussymbol. Wenn man zum Beispiel jemanden in einem Anzug sah, konnte man sich sicher sein, dass diese Person genug Geld hatte, um sich diese Kleidung zu leisten und keine harte Arbeit zu verrichten hatte. Ein Anzug war etwas Wertvolles. Selbst wer einen hatte, trug ihn nur zu besonderen Anlässen, um das teure Stück nicht zu verschleißen. Wer also einen im Alltag trug, musste reich sein.

Heute ist das anders. Man muss schon genau hinsehen, um ein teures von einem Billigen Kleidungsstück unterscheiden zu können und oft gibt es keinen Unterschied außer dem Label oder einem Aufdruck. Es gibt keinen Kleidungsstil mehr, der den Reichen vorbehalten ist, daher können sie sich nicht mehr durch Kleidung abheben.


Deniz4514  15.10.2018, 19:38

Elegante Kleidung muss nicht zwangsweise empfindlich sein. Immerhin könnte man ja auch aus dem Stoff der Cargohose einen Anzug Schneidern. zudem werden Anzüge nicht nur aus feinen Schurwolllstoffen hergestellt. Es gibt nämlich auch Anzüge aus Cord und Tweed oder klassische Militärkleidung (Trenchcoat aus Garbadine). Auch muss klassische Herrenbekleidung nicht einengen z.b. Knickerbockerhosen oder sogenannte Huntingjackets mit extra Bewegungsfalten am Rücken . wenn wir jetzt zu den Schuhen übergehen : Rahmengenähte balmoral Stiefel (mit extra aufgklebter vibram Sohle) oder klassische zwiegenähte Budapester (die es auch in Stiefelform gibt) halten sehr lange vor allem wenn sie aus Cordovanleder gefertigt sind. Dann gibt es in der Klassischen Herrenmode auch noch einige Kleidingstücke aus Leder : Handschuhe aus Pecarryleder zum Beispiel. oder die Pilotenjacken , Lederbluosons und Ledermäntel. und wenn es ums Bügeln geht : Es gibt auch Anzüge aus seersucker die nicht gebügelt werden müssen. ergo es gibt schon seit 100 Jahren alles was der Man braucht um sich elegant und gleichzeitig funktionell zu kleiden. Die Modeindustrie ist nur noch auf eines aus : Kapital. deshalb als Schlusswort : Mode erzeugt keine Kultur mehr, sondern nur noch Kapital.

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TroIIinger  15.10.2018, 19:50
@Deniz4514
Immerhin könnte man ja auch aus dem Stoff der Cargohose einen Anzug Schneidern. zudem werden Anzüge nicht nur aus feinen Schurwolllstoffen hergestellt.

Könnte man, aber darauf würde man auch jede Falte sehen. Cargohosen muss ich hingegen nicht bügeln. Sie sind auch sehr bequem weil sie weit sind.

Ich kann mir nicht vorstellen, in eleganter Kleidung zu schmieden, zu schreinern oder zu malen. Elegante Kleidung würde dabei nicht lange elegant aussehen

Mode erzeugt keine Kultur mehr, sondern nur noch Kapital.

Mode hat nie Kultur erzeugt, Kulturen erzeugen Mode, auch heute noch

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Baskol11 
Beitragsersteller
 15.10.2018, 12:50

Jein, wenn du die richtig armen meinst ja. Aber die meisten sind wohl kaum in Freizeitkkeidung oder Arbeitskleidung zur Kirche gegangen. Aber auch sonst sieht man bei vielen Strassenbilder um 1900 das sehr viele Anzüge, oder ähnliches tragen. Ausser vielleicht die ärmsten der ärmsten. Heutzutage kleiden sich selbst reiche oft wie Obdachlose. Übertrieben gesagt. Es geht mir darum, obwohl wir wohlhabender sind kleiden wir uns schlechter.

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TroIIinger  15.10.2018, 13:00
@Baskol11
Aber auch sonst sieht man bei vielen Strassenbilder um 1900 das sehr viele Anzüge, oder ähnliches tragen. 

Ja, weil Fotos damals teuer waren. Der Arbeiterklasse reichte es vielleicht auf ein Portrait und ein Familienfoto. Die hätten nie ihr Geld für Straßnbilder ausgegeben. Das war Sache der Richen und die hatten wenig Interesse daran, den armen Pöbel zu fotografieren. Die machten Bilder von sich und ihren Kumpels. Schau mal wo diese Bilder aufgenommen wurden. Nicht in den Fabriken oder Arbeitervierteln.

Es geht mir darum, obwohl wir wohlhabender sind kleiden wir uns schlechter.

Wir kleiden uns doch nicht schlechter Meine T-Shirts, Flanellhemden und Cargohosen sind besser als die Kleidung damals, da sie bequem sind, sich leicht waschen lassen, nicht gebügelt werden müssen und lange halten.

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TroIIinger  15.10.2018, 18:01
@Baskol11

Nein, ich schlafe auch, oder lungere einfach nur faul rum, wobei elegante Kleidung unnötig ist.

Bei meinen Hobbys wäre elegante Kleidung eher kontraproduktiv.

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Hallo!

Das habe ich ähnlich beobachtet, aber ich halte beruflich am relativ konservativen Dresscode fest - heute war ich bei einer Konferenz mit Stoffhose/Chino, hellblauem Hemd und Sakko zu Lederschuhen zwar zusammen mit einem Bürgermeister mit Abstand am konservativsten angezogen, während der Berufskollege der anderen Firma mit ausgewaschenen Jeans, Sportschuhen und einem dieser bunten Camp-David-Hemden, wie sie Dieter Bohlen so gerne trägt, angelaufen kam, aber es störte mich nicht im Geringsten, dass ich wie die Urlaubsvertretung eines Poststellenleiters vor 20 Jahren oder so ähnlich aussah.

Ich gebe mir Mühe, habe es so gelernt, finde dass anlassensprechende Kleidung auch Ehre und Anstand suggeriert bzw. Respekt und bin der Meinung, dass Jeans, Shirt und Turnschuhe manchmal eben einfach nicht passen.

Eine Erklärung ... puh, ich sage mal so - die 68er haben hier mehr verursacht als angenommen und sorgten zumindest mit für diese Art von "Sittenverfall", wenn man das so formulieren kann. Nicht alles, was die 68er angekurbelt haben, war auch gut und ich bin keiner, der sagt, früher war alles besser, doch manchmal fragt man sich schon wo die Leute gedanklich waren, wenn sie in gammeliger Kleidung zu offiziellen Terminen kommen: Jeder so wie er mag, aber manchmal ist es einfach unpassend und man schämt sich fremd.

Manche möchten auch die konservative Elterngeneration zum Teufel jagen und die schlimmsten Modesünden leisten sich aus meiner Sicht Leute zwischen etwa 40 und 55 Jahren - sie wollen jugendlich und locker wirken, aber auf der anderen Seite ist es nix als peinlich, wenn Mütter im kurzen Jeansrock zu einem dünnen Top und Flipflops die feine Theateraufführung ihrer Kinder in der Mehrzweckhalle aufsuchen oder man mit der Cargohose zum Abiturball des Sohnes kommt ------> ich hab' alles das schon gesehen, bei aller Liebe, da war's auch wieder gut.

Früher waren auch die Vorstellungen strenger, da hätte man nicht auffallen dürfen und wäre gleich zum Gerede aller geworden. Ich hatte mal einen Lehrer, der sagte, er wäre zum Teufel und zurück gejagt worden, hätte er Ende der 80er in einer Jeans unterrichtet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Entwicklung setzt in auch in der späten Neuzeit bereits ein.

Du siehst es am Deutlichsten bei Kleidern und Hüten der Damen, die im 17./18. Jahrhundert noch pompöser waren. In England, das einen eigenen Kleiderstil hatte, setzte die Entwicklung früher ein, als im restlichen Europa. Im späten 18. Jahrhundert wurden die Schnitte bereits einfacher, die Farben dezenter und pastelliger. Im Zuge der Aufklärung werden sie dann im 19. Jahrhundert regelrecht bieder. Aufreizende, tiefe Ausschnitte weichen Kleidern, die bis zum Hals zugeknöpft sind, Haare werden straff zurückgekämmt, entsprechend dem Frauenbild der damaligen Zeit.

Bei den Männern entwickelt sich der Justaucorps im Schnitt fort, ein extrem enger Mantel mit schönen Falten, die mit Rosshaareinlagen versteift waren. An den Seiten war der Schnitt offen, um Platz zu bieten für einen Degen. Im Lauf der Zeit verlagern sich die Falten immer weiter nach hinten und verlaufen irgendwann nur noch am Rücken, die Mäntel werden dann insgesamt kürzer, bis man irgendwann das hat, was man als Fraque bezeichnet.

Ich denke, diese Entwicklungen lassen sich wohl am Ehesten auf Bequemlichkeit, geänderte Alltagsbedingungen, Mode und Änderungen in der Weltanschauung (Aufklärung) zurückführen. Nicht zu vergessen: Damals hatte man ein ganzes Heer von Angestellten, die sich um die Kleider kümmerten und sie aufbereiteten. Auch das ist ja heute anders.

Jeder sollte tragen was er möchte, aber nicht jedweden Stil dabei vergessen.

Wenn ich Leute mit schlabbrigen Trainingshosen oder zerrissenen Hosen in der Öffentlichkeit sehe, muss ich mich fremdschämen. Ebenso bei Mädels, die kaum noch Stoff auf dem Körper tragen. Ein bischen Selbstachtung sollte man sich erhalten, egal wie die Mode gerade ist.


ShortsFanatiker  04.06.2021, 22:54

DIE ZERRISSENEN JEANS SIND NOCH DAS BESTE AN DER HEUTIGEN SCHLABBER MODE!!

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Baskol11 
Beitragsersteller
 15.10.2018, 10:40

Früher wäre das undenkbar gewesen wenn du nicht geade Obdachlos gewesen wärst.

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