Warum sollte man die FDP nicht wählen?

Velbert2  14.09.2021, 19:53

Was findest Du im wirtschaftlichen Aspekt bei der FDP am besten?

Karl56 
Beitragsersteller
 14.09.2021, 20:20

Steuersenkungen und somit durch mehr Unternehmer mehr Geld für den Staat und das ohne Verbotspolitik und Steuererhöhung

Velbert2  14.09.2021, 20:23

Ob das so automatisch funktionieren würde, sei dahingestellt. Weniger Steuern, mehr Unternehmer. Fraglich.

Karl56 
Beitragsersteller
 14.09.2021, 20:27

Durch weniger Steuern kommen doch auch höhere Möglichkeiten auch für den einfachen Bürger, also finde ich es schon sehr einleuchtend, das so mehr Unternehmergeist entsteht

8 Antworten

Wer mal eine Einschätzung sehen möchte, wie sich die Steuerreformpläne der Parteien voraussichtlich auf das Einkommen auswirken, kann hier mal schauen:

https://www.zew.de/fileadmin/FTP/ZEWKurzexpertisen/ZEW_Kurzexpertise2105.pdf

Man sieht deutlich, dass bei der FDP gehobene Einkommen überproportional profitieren. Die Legalisierung von Cannabis und die Digitalisierung sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die FDP sonst eine Politik macht, die der breiten Masse nicht zugutekommt und enorme Widersprüche aufweist.

Weitere Punkte

1.     Die FDP wirbt vordergründig damit, dass der Staat sich nicht in die Wirtschaft einmischen soll. Es gibt jedoch viele Subventionen durch den Staat (und somit den Steuerzahler), die die FDP nicht erwähnt und auch nicht streichen möchte. So toleriert man z.B. die Subventionierung von Diesel oder Flugzeugtreibstoff, fordert aber keine Förderung von Elektrofahrzeugen. Wie passt das zusammen? Außerdem stellt sich die Frage, wie neue alternative Treibstoffe auf den Markt kommen sollen, wenn die alten und klimaschädlichen künstlich am Leben erhalten werden? Das passt auch nicht zusammen und zeigt, dass die FDP Klientelpolitik für diejenigen macht, die von den Subventionen profitieren, die man schön verschweigt. Ziel ist es, dass die Regeln zugunsten der FDP-Wähler umgeschrieben werden - und das sind nicht die Normalbürger/Arbeitnehmer.

Auch der Bahnbetrieb ist ein gutes Beispiel dafür. Laut Wahlprogramm soll der Staat (und somit der Steuerzahler) die Infrastruktur für die Züge bereitstellen und die privaten Unternehmen fahren. Die freuen sich natürlich, weil die Bürger für ihre Infrastruktur zahlen und sie als großes Unternehmen die Kosten auf die Allgemeinheit abwälzen. Übrigens gibt es auf den Schienen keine Konkurrenz, denn es können nur mehrere Unternehmen fahren, wenn sie sich absprechen. In England, dem Land des Liberalismus, will man die Bahn wieder verstaatlichen: https://www.zeit.de/wirtschaft/2016-12/grossbritannien-southern-railway-streik-bahnfuehrer/seite-2?utm_referrer=https%3A%2F%2Fduckduckgo.com%2F

Die weltbekannte Schweizer Bundesbahn ist übrigens staatlich – und deutlich günstiger!                                                                                                                                         

2.     Einen großen Widerspruch gibt es auch im Steuerhaushalt, es wurde ja im Video schon erwähnt. Laut dem ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) hätte der Staat durch die Steuerpläne der FDP (von denen die niedrigeren Einkommen kaum profitieren) ein Defizit von 87 Milliarden Euro. Der „Wirtschaftsweise“ Achim Truger geht sogar von über 200 Milliarden aus. Und wenn man dann an der Schuldenbremse festhält, die Corona-Schulden im Turbo tilgen, ein Digitalisierungsministerium einrichten und die Bundeswehr aufrüsten will, kann eigentlich jeder sehen, dass dies ein enormer Widerspruch ist.

Auch Michael Hüther, Präsident des Instituts der deutschen Wirtschaft, sieht diesen Teil des FDP-Programm kritisch, obwohl er der Partei eigentlich nahesteht.

https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2021-steuerplaene-von-cdu-csu-spd-die-gruenen-fdp-die-linke-und-afd-im-vergleich-a-f2b71fb9-3574-4470-8061-20ae0526f167

3.     Mieten werden nicht automatisch günstiger, wenn mehr gebaut wird. Wirtschaftsanthropologen und Wirtschaftshistoriker zeigen oft, dass die Modelle von Ökonomen nicht immer der Realität entsprechen. Wohnen kann günstiger werden, wenn mehr gebaut wird. Aber nur, wenn der Vermieter dazu bereit ist. Wenn in Frankfurt, Stuttgart etc. mehr gebaut wird, können das auch Eigentumswohnungen oder generell teure Wohnungen sein. (Was in der Vergangenheit der Fall war). Davon profitiert niemand, der dort in der Pflege, als Handwerker etc. arbeitet. Wien ist ein hervorragendes Beispiel, wie sozialer Wohnungsbau gut funktionieren kann.

https://www.deutschlandfunk.de/sozialer-wohnungsbau-warum-wiener-guenstig-wohnen.769.de.html?dram:article_id=428615

https://www.wien.info/de/sightseeing/architektur-design/sozialer-wohnbau-359334

4.     Der Gedanke hinter dem Vorhaben, durch Steuererleichterung mehr Investitionen und auch Arbeitsplätze zu haben, ist die Trickle-Down-Theorie. Die FDP ignoriert, dass dieser Wirtschafsmythos nie funktioniert hat. Und deshalb senkt sie vor allem Steuern für die mit „mehr“ Geld. Zur Einführung: https://de.wikipedia.org/wiki/Trickle-down-Theorie#Kritik

5.     Durch Wegfall der Gewerbesteuer haben die sowieso verschuldeten Kommunen keine finanzielle Grundlage mehr. Sie sollen etwas von dem Geld erhalten, was eigentlich die Länder benötigen. Sieht schlecht aus für öffentliche Schwimmbäder, Schwimmkurse, Sportangebote, Musikschulen etc.

7.     Erbschafts- und Vermögenssteuer machen durchaus Sinn, da sie die Schere von Arm und Reich bekämpfen können - auch wenn die FDP sie ablehnt. Wolfgang Grupp (TRIGEMA), der selbst eigentlich schwarz oder gelb wählt, hat dieses Jahr in einem Interview gesagt, dass er die „linken“ Forderungen nach höheren Spitzensteuern, Vermögensteuer und Erbschaftssteuer nicht ablehnen kann, da die „Vermögenderen“, z. B. Investoren und Unternehmer ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nachkommen und dadurch große Probleme in der Gesellschaft erzeugen, die dann die Normalbürger ausbaden.

Es gibt übrigens gerade eine Initiative deutscher und österreichischer Millionäre, die sich für höhere Steuern für Superreiche einsetzen. Eben Steuergerechtigkeit.

Wen das interessiert:

https://www.taxmenow.eu/quellen

https://www.arte.tv/de/videos/105505-000-A/taxmenow-eine-buergerbewegung-will-steuerprivilegien-kippen/

Und ein längeres Interview: https://www.youtube.com/watch?v=n6a1v9cn_A4

Weil die Politik der FDP keine Sozialen Aspekte hat und von ihr nur Wohlhabende profitieren.


Karl56 
Beitragsersteller
 14.09.2021, 21:38

Find ich nicht

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Moin,

Lindner ist vielleicht Symphatisch, aber das Konzept der FDP geht für viele nicht auf!

Ich glaube der FDP nicht, das sie die Digitalisierung hin bekommt. "Der Markt wird schon richten" Der Markt hat es jetzt 10 Jahre lang versucht. Der ländliche Raum lohnt sich aber nicht so für den Markt! ... Genauso der Klimawandel!

Das letzte was die FDP geschafft hat sind Steuererleichterungen für Hotels. Prima!

"Leute die sich die Miete nicht leisten können können ja in Hotels wohnen!"

Meine Meinung ist, die Politik der FDP hat sich zum größten Teil überlebt! Geldmarktliberalität hat die Finanzkrise ausgelöst! Mit reiner Wirtschaftsliberalität schafft man Superreiche. (Du bist wahrscheinlich keiner, der das erreicht!)

10% der Bevölkerung haben 50% des Geldes ... Und viele Superreiche haben wenig Interesse an gesellschaftlichen Engagement! ... "Auch Erbreiche"

Die Menschheit ist gemeindschaftlich der Menschheit verpflichtet! Nennt man Solidarität! Ansonsten fand ich den FDP Wirtschaftsminister Rainer Brüderle besonders Schlimm. Und die letzten Äußerungen von Nicole Beer kann man auch in die Tonne stecken! [ab 22:30]

Grüße

Woher ich das weiß:Recherche

Ein Parteiprogram das 90 Milliarden Euro kostet, wenn es so passiert ohne Gegenfinanzierung... und mit dem Plan keine Schulden zu machen hat irgend wo nen Denkfehler oder ist eh nicht ernst gemeint.

Und "dem Markt" die Klimarettung und den Wohnungsbau überlassen ist auch nicht die beste Wahl, finde ich.


Lars98765  14.09.2021, 19:54

was für 90 Milliarden und ohne Gegenfinanzierung... da hat sich wohl einer ganz stark gegen die FDP verschworen

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matmatmat  14.09.2021, 20:30
@Lars98765

Da kommt sogar ausnahmsweise Kritik an der FDP aus der Wirtschaft:

Der Wirtschaftsweise Achim Truger (52) zählt Lasten für den Haushalt von weit über 200 Milliarden Euro pro Jahr zusammen und wähnt die FDP deshalb "auf dem Weg ins finanzpolitische Wolkenkuckucksheim". Truger ist auf Vorschlag der Gewerkschaften im Sachverständigenrat, doch auch der Präsident des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft sieht beim FDP-Programm finanziell eine "offene Flanke": Michael Hüther (59) begrüßt zwar die grundsätzlich marktwirtschaftliche Haltung und manche FDP-Idee wie die einer Aktienrente, rät aber dringend zu einer anderen Haltung in der Schuldenfrage.

Quelle: https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2021-steuerplaene-von-cdu-csu-spd-die-gruenen-fdp-die-linke-und-afd-im-vergleich-a-f2b71fb9-3574-4470-8061-20ae0526f167

Statista kommt nach dem Gegenrechnen neuer Einnahmen noch auf -90 Milliarden im Haushalt nach FDP Plänen:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1256016/umfrage/finanzielle-auswirkungen-auf-den-bundeshaushalt-durch-die-wahlprogramme/

Sind jetzt alles keine Verschwörungstheoretiker, oder?

Hier noch ein Artikel dazu:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/die-naechste-steuerluege-der-fdp-a-1a07ec39-6fb5-407d-83ad-26d873dc5c38

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Digibike  14.09.2021, 20:04

Ne, hat die Politik seit den 80igern gemacht - und das Resultat sieht man ja bei den Imobilienpreisen... Der "Freie" Markt reguliert das selbst - klar, aber nur in eine Richtung... Und die 90 Mrd. werden Sie dann schon wieder rein holen - bei denen unter 50 tausend Euro dann, weil ups, da müssen wir gegensteuern... Und da das bei allen unter 50 tausend Euro "nur" ein paar Euro sind, ist das ja nicht so schlimm... Tja, macht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf. Klingt irgendwie wie, ich vespreche was und nach der Wahl huch, da sind wir Mißverstanden worden, oder huch, uns lagen nicht alle Zahlen vor - wir müssen leider... Und da werden Sie bei Ihrem Klientel wohl am ehesten die Daumenschrauben ansetzen - oder doch beim kleinen Arbeiter, der Millionenfach unterwegs ist...? Tja, irgendwo muß die Differenz ja wieder ausgeglichen werden...

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matmatmat  14.09.2021, 20:31
@Digibike

Wäre ja nicht das erste Mal und nicht die Einzige Partei die sowas abzieht...

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Digibike  14.09.2021, 20:48
@matmatmat

Ne, deswegen haben wir ja auch das Desaster im Immobiliensektor. Keine Sozialwohnungen, Energetische Luxussanierungen, die auf die Mieten umgeschlagen werden, im Prinzip Perfekte Geldanlage, wenn du Grund kaufst, weil Grund nicht vermehrbar ist und wie war das nochmal: Wenn du in den 60igern ein Grundstück gekauft hast, hast du heute knapp 66000 % Verzinsung Netto. Wo bekommst du als Investor so sicher den Geld angelegt? Und Wohnraum, neben Wasser und Grundnahrungsmittel braucht jeder... Aber wie war das doch, vom Nestlé-Chef vor ein paar Jahren: 95% allen Trinkwassers gehört in Private Hand (Nestlé ist da ja ganz dick im Geschäft und schwer dran...). Wir reden hier nicht von Luxus. Wir reden von Grundbedürfnissen die angestrebt werden, zu Privatisieren... Und wo es passierte, kam man ganz schnell drauf, dass der "Schuß" nach hinten los geht... In Berlin war doch aus so ein "Spaß" vor ein paar Jahren. Von der Einsparung hatte Berlin aber nicht lange sehr viel - als Sie die Entwicklung bemerkten, kauften Sie die "Versorgungsrechte" wieder teuer zurück.

Kann man z.b. hier nachlesen: https://www.deutschlandfunkkultur.de/erfolgreiche-rekommunalisierung-warum-die-wasserbetriebe.976.de.html?dram:article_id=330502

Privatisierung kann gut sein, aber nicht auf Teufel komm raus, nur wenn es wirklich ein Gleichgewicht auf dem Markt gibt und unter gar keinen Umständen bei Grundbedürfnissen des Menschen. Wenn da eine Monopolstellung unter Freier Wirtschaft erreicht wird, gnade den Menschen...

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Karl56 
Beitragsersteller
 14.09.2021, 20:16

Erstens es sind weniger als 90mrd. und zweitens geht es nicht darum den kompletten Plan innerhalb eines Jahres komplett umzusetzten, sondern erstmal aus der riesigen Inflation/Wirtschaftskrise durch Corona herauszukommen und den Bürgern das Leben leichter zu machen.

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matmatmat  14.09.2021, 20:33
@Karl56
Erstens es sind weniger als 90mrd.

Stimmt, 87,6 Milliarden sind noch fast 2,5 Milliarden davon weg. Trotzdem ne unvorstellbare Lüge das ohne Schulen hinbekommen zu wollen.

und zweitens geht es nicht darum den kompletten Plan innerhalb eines Jahres komplett umzusetzten

Hat ja auch niemand behauptet, daß alles in einem jahr passiert? Nur Kosten gegen Einnahmen. Und dann klafft da nun mal ein Loch. Jedes Jahr aufs neue.

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Karl56 
Beitragsersteller
 14.09.2021, 20:42
@matmatmat

Diese Zahl die du wahrscheinlich aus ARD hast ist übertrieben gerechnet.

,,Das Loch'' das du hier meinst ist dadurch entstanden, dass die anderen Parteien vorher entstehen lassen haben.

Vielleicht kann ich dir helfen zu verstehen was ich meine,

es ist das Ziel durch System mehr Steuern einzunehmen und nicht durch Steuererhöhungen, wodurch das dadurch gewonnene Geld langfristig, sicher und nicht auf Kosten der Bürger in deren Plan investiert werden kann

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matmatmat  14.09.2021, 20:49
@Karl56

So gewaltig kannst Du die Wirtschaft gar nicht ankurbeln, daß Du mit deutlich gesenkten Steuersätzen so viel mehr einnimmst. Ganz ganz grobe Rechnung, zum verstehen: Gewerbesteuer 35 Milliarden. Lohnsteuer 200 Milliarden. Wir senken die Steuern 20%, dann haben wir 188 Milliarden. Um da 90 Milliarden mehr als vorher einzunehmen fehlen 137 Milliarden Euro. Da müßte sich alles was passiert fast verdoppeln, oder? 50% Wachstum... absurd!

Andere Leute kommen sogar auf 200 Milliarden. Oben im anderen Kommentar sind ein par Quellen dazu. Die kennen sich viel besser aus als ich und haben es viel besser nachgerechnet. Streit doch mit denen, wenn Du es besser kannst als Wirtschaftsweise und Forschungsinstitute?

... und versteh das nicht als reinen Angriff auf die FDP, andere Parteien reden ähnlichen Unsinn.

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Karl56 
Beitragsersteller
 14.09.2021, 21:48
@matmatmat

Das mit den 90mrd. ist im Endeffekt eigentlich auch egal.

Du meintest, aber das 50%anstieg absurd sind wobei ich dir zustimme, aber du gehst hier wieder von einem Jahr aus und das alles ist nicht in einem Jahr zu schaffen.

Falls ich den Eindruck erweckt hätte ich wüsste alles besser, dann tut mir das sehr Leid, aber ich probiere nur respektvoll zu erklären was mich an deinen Nachrichten stört und dir auch zu sagen warum.

Ich hoffe ich konnte dir helfen, aber ich werde jetzt ins Bett gehen

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Also ich finde die FDP perfekt, gerade weil viele dieser Partei im wirtschaftlichen tätig sind.