Warum sollte man den Notruf nicht aus Spaß anrufen?

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Also... mit gesundem Menschenverstand müsste sich diese Frage eigentlich leicht beantworten lassen.

Was passiert bei einem Notruf? Wenn Du die 110 oder 112 wählst, dann läuft das Telefongespräch in der nächsten bzw. zuständigen Leitstelle der Polizei oder der Feuerwehr und des Rettungsdienstes auf. Dort sitzen Disponenten, die den Anruf entgegen nehmen, die Daten erfassen und dann computergestützt die für den Notfall erforderlichen Rettungskräfte alarmieren und während des Einsatzes unterstützen (z.B. Dokumentation, Nachalarmierung, Informationsbeschaffung, Kontakt zu Versorgern und gewerblichen Unternehmen usw.).

In der Regel geht es bei einem Notfall darum, eine (Lebens-)Gefahr für Mensch und Tier abzuwenden oder Sachschäden zu vermeiden.

Wie fast immer und überall im Leben sind die Kapazitäten aber begrenzt. Bei zu vielen Anrufen kann technisch gesehen das Telefonnetz überlastet sein (das ist z.B. häufig bei Unwetterlagen oder auch bei besonderen Ereignissen wie Silvester der Fall). Und auch Disponenten, die den Anruf annehmen und verarbeiten, stehen nicht endlos zur Verfügung.

Wenn Du nun also "aus Spaß" den Notruf wählst, dann bindest Du mindestens einen Disponenten und eine Telefonleitung. Dieser kann in dieser Zeit keinen anderen Anruf mehr entgegen nehmen. Wenn nun jemand anruft, um einen Herzinfarkt oder schweren Verkehrsunfall zu melden, dann kann er diesem Anrufer nicht helfen. Sollte auch kein anderer Disponent frei sein, landet der Anrufer vielleicht minutenlang in der Warteschleife und der Patient verstirbt.

Und das ist gar nicht einmal so weit hergeholt. Denn es gibt durchaus auch kleine Leitstellen mit (auch abhängig von Wochentag und Tageszeit) nur 2 oder 3 Disponenten. Und wenn dann der eine gerade einen anderen Notfall hat oder eben mal für 5 Minuten auf der Toilette sitzt (das lässt sich nunmal nicht immer über Stunden hinweg aufschieben), dann passiert genau sowas.

Noch schlimmer, wenn Du dann den Spaßanruf weiter durchziehst und einen nicht vorhandenen Notfall meldest. Dann werden nämlich Rettungskräfte in Gang gesetzt, die dann ebenfalls nicht mehr für einen anderen, wirklichen Notfall zur Verfügung stehen. Viele Rettungswachen verfügen nur über ein einziges Fahrzeug. Wenn nun ein Rettungswagen zu einem mutwilligen Fehlalarm alarmiert wird, dann sind Fahrzeug und Personal im besten Fall für 30 Minuten beschäftigt. Tritt nun irgendwo ein richtiger Notfall ein, muss ein Rettungswagen einer anderen Wache mit deutlich längerem Anfahrtsweg anrücken, sofern der nicht selbst im Einsatz ist. Das kann dann locker 20 Minuten dauern - bei einem Herzstillstand würden damit die Überlebenschancen des Patienten dramatisch sinken.
Davon abgesehen, dass auch wirtschaftlicher Schaden entsteht: So werden beispielsweise freiwillige Feuerwehrleute (95% aller Feuerwehrleute in Deutschland) von ihrer Arbeitsstätte weggerufen und der zivile Arbeitgeber lässt sich den Ausfall dann von der Stadt oder Gemeinde ersetzen.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefährdung der Einsatzkräfte: Während einer Einsatzfahrt besteht ein bis zu 8 mal höheres Unfallrisiko aufgrund der höheren Fahrgeschwindigkeit, dem Überfahren von roten Ampeln und Verunsicherung der übrigen Verkehrsteilnehmer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Ich nehme die Kreisleitstelle Kleve als Beispiel, diese ist in der Regel mit zwei oder drei Disponenten für über 300.000 Einwohner besetzt. Wenn du aus Spaß oder grundlos einen Notruf absetzt, täuschst du erstmal eine Notsituation vor und hinderst gleichzeitig andere Leute daran, tatsächliche Notfälle melden zu können. Dass ein Disponent nicht 300.000 Einwohner gleichzeitig bearbeiten kann, sollte nicht verwundern.
Unsere Leitstelle ist glücklicherweise mit 8 Disponenten pro Wachabteilung ausgestattet, viele Kreise und kleinere kreisfreie Städte haben das Glück nicht und müssen im Zweifelsfall Leute warten lassen.

Wer ohne Notlage einen Notruf absetzt, behindert Menschen in tatsächlichen Notsituationen und macht sich überdies strafbar nach § 145 StGB.

Weil sie in der Zeit wirklich Leben retten können und das vergoldete Zeit ist, wenn man nicht anruft (also wenn ihr als Spaß anruft) Könnt ihr Leben retten und wenn ihr euch ein Spaß erlauben wollt könnt ihr davon ausgehen das ihr daran schuld seit Leben retten zu können außerdem wird das auch ein nachspiel haben also lass es lieber sein

Ich stimme den Leuten in den Kommentaren größtenteils zu. Es ist eine Straftat, aber das ist ja nicht alles - z.B Kreis Gießen, hat VIER Disponenten mittlerweile, einer davon ist nur für den Katastrophenschutz da. D.h. drei richtige Disponenten, die rund um die Uhr (Natürlich) arbeiten, dann Schicht wechsel, bla bla...
Stell dir vor, drei Menschen rufen da gleichzeitig an, nur um sich beispielsweise zu erkundigen, wie es den Disponenten geht, und gleichzeitig ruft jemand an, weil ein Tierheim brennt... finden die drei das lustig? Ja.
Der Rest? Würde diesen dreien gerne eine reinhauen. Nur so gesagt.
Und weil es noch keiner gesagt hat:
Anrufe, werden gespeichert. 365 Tage lang. Diese sind auch zurückverfolgbar.
Also, mach(t) sowas nicht, die Disponenten und wir, von der Feuerwehr, finden das eher nicht so lustig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
  • Es ist eine Straftat!
  • Die Leute sind für den Notfall dort beschäfftigt.
  • Man könnte die Telefonleitung belegen ohne einen tatsächlichen Notfall.
  • Im schlimmsten Fall wird damit ein (oder mehrere) Leben nicht gerettet.