Weil unsere Ansprüche in vielerlei Hinsicht größer sind als das, was wir uns mit Geld leisten können.
Stell Dir einmal vor, es gäbe keine ehrenamtliche Arbeit. Dann müsste all das, was jetzt ehrenamtlich geleistet wird, teuer bezahlt werden - oder würde schlichtweg wegfallen.
Dann benötigst Du hauptberufliche und entsprechend bezahlte Trainer für die Jugendmannschaften in Fußball, Handball, Volleyball usw. - und die werden dann entweder direkt von den Spielern bezahlt oder aber (wie z.B. die Trainer der Schulen in den USA) über die Steuern. Mit der Folge, dass sich das viele Menschen sicherlich nicht mehr leisten könnten oder wollten. Mit unserem in Deutschland sehr ausgeprägte Vereinssystem, das in der Hauptsache auf ehrenamtlicher Arbeit beruht, hat hier jeder die Möglichkeit, für relativ kleines Geld Sport zu treiben oder anderen Hobbys nachzugehen.
Und das Leben wäre auch deutlich unsicherer. 95% aller Feuerwehrleute in Deutschland sind ehrenamtlich tätig, fast 100% aller Helfer des THW und unzählige Freiwillige im Katastrophenschutz und in den Hilfsorganisationen wie DRK, ASB, JUH, MHD, DLRG usw.
Wenn wir mal die Feuerwehren nehmen: Aktuell kann man sich darauf verlassen, dass innerhalb von max. 15 Minuten nach einem Notruf die Feuerwehr eintrifft und zumindest schon einmal erste Maßnahmen treffen kann (Ausnahmen bei sehr abgelegenen Einsatzorten oder anderen Problemen durch versperrte Wege usw.). Das geht nur, weil es in jedem Ort mindestens eine Feuerwehr gibt. Die einzelnen Feuerwehren haben dadurch ein sehr kleines Einsatzgebiet und nur relativ wenige Einsätze pro Jahr. Aber die Einsatzkräfte haben eine kurze Anfahrt zum Feuerwehrhaus und die Einsatzfahrzeuge eine kurze Anfahrt zur Einsatzstelle, so dass eben sehr schnell Hilfe vor Ort ist. Würde man alle Freiwilligen Feuerwehren in Berufsfeuerwehren mit 24/7 Wachbesetzung und Vollzeitkräften umwandeln, dann wäre das quasi unbezahlbar! Man müsste also die Anzahl der Wachen reduzieren - mit der Folge, dass aufgrund des größeren Einsatzgebiets die Anfahrt länger wird und länger dauert und in der Masse weniger Kräfte zur Verfügung stehen, was dann gerade bei parallelen Einsätzen oder Ausnahmelagen zum Problem wird. Was dann passiert, dass sieht man beispielsweise in Spanien und Griechenland, wo die Feuerwehr gut und gerne mal 1 bis 2 Stunden zum Einsatzort benötigt...
Außerdem wäre das kulturelle Leben quasi nicht mehr vorhanden. Denn die meisten Veranstaltungen werden von den Kommunen, von den Vereinen und Verbänden ehrenamtlich organisiert und durchgeführt.
Und dann die soziale Komponente. Nehmen wir mal die "Grünen Damen" im Krankenhaus, die den Patienten den Alltag erleichtern, indem sie ihnen etwas vorlesen, Besorgungen machen, Bücher verleihen oder einfach mal reden. Oder das Kinder-Hospiz hier gleich um die Ecke. Das finanziert sich zu 50% aus Spenden und ehrenamtlicher Arbeit, da die Krankenkassen nur die Kosten für das sterbenskranke Kind selbst, nicht aber für die Betreuung und Unterkunft der Eltern und Geschwister zahlen.
Wie gesagt: Wir leisten uns in Deutschland einigen Luxus, der für uns völlig normal und selbstverständlich geworden ist. Und der ist nur durch ehrenamtliche Arbeit möglich. Möchte man diesen Luxus erhalten, dann muss man auch etwas dafür tun.
Davon einmal abgesehen, dass die ehrenamtliche Arbeit in der Regel ja auch Spaß macht und man viele Kontakte knüpft und Freude findet. Und dass es ein gutes Gefühl ist, etwas sinnvolles mit seiner Zeit anzufangen.