Warum sind die Türken so stolz?

4 Antworten

Am Geburtstag von Atatürk, 10 Mai. und am Nationalfeiertag, 29. Oktober hängen manche Türken zu Ehren, Fahnen mit dem Bild von Atatürk raus und auch Einkaufszentren sind damit geschmückt.

Stolz ist das nicht, sondern Freude.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Türkische Freunde und Türkeiurlaub
Von Experte vanOoijen bestätigt
Haben die so eine Schwache Linke?

Wie kommt es denn zu dieser Vermutung? Ist Nationalstolz deiner Meinung nach nur rechts?

Im Gegensatz zu den Deutschen haben die sich offenbar noch gar keinen Stolz nehmen lassen.

Nun sind auch viele Deutsche stolz darauf, deutsch zu sein. Deutsche Flaggen sieht man aber eher weniger. Die Deutschen haben mit ihren Eitelkeiten und Überheblichkeiten bereits zwei Weltkriege ausgelöst. Wer reflektiert ist, behält das im Hinterkopf. Stolz ist man dann auf eigene Leistungen, nicht auf ein Land, in dem man zufällig geboren wurde.

Dass in der Türkei Frauen systematisch unterdrückt werden und dass die aktuelle Regierung den Staat in den Abgrund wirtschaftet, wird dort weniger öffentlich thematisiert: Oppositionelle Gedanken werden dort nicht souverän diskutiert, sondern brutal unterdrückt. Das ist ein kindliches machtgeiles Verhalten. Natürlich kann man trotzdem stolz darauf sein, wenn man das gerne möchte. Ich finde solche staatliche Gewalt ein klares Zeichen von Schwäche.

Die Deutschen haben ihre Beiträge zur Geschichte, insbesondere den Völkermord, in gewissem Umfang reflektiert und verarbeitet. In der Türkei löst eine Erwähnung des Völkermords an den Armeniern Schnappatmung aus. "Stolz" ist für mich etwas anderes als "wer mich kritisiert ist doof".

Aber dass ein reifer und sachlicher Umgang mit Stolz und Selbstkritik lediglich Linken vorbehalten ist, bezweifele ich. Das mag zwar bei Rechtsradikalen seltener vorkommen, aber auch viele Konservative haben einen ehrenvollen und würdigen Umgang mit ihrer Nationalität gelernt.


EngelbertDolfus 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 16:29
Stolz ist man dann auf eigene Leistungen, nicht auf ein Land, in dem man zufällig geboren wurde.

Ein Land ist ein Rudel an Menschen. Desto besser dieses Rudel zusammenarbeitet desto stärker ist es.

Nationalstolz verbindet. Genau wie Religion usw.

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mjutu  22.07.2024, 16:41
@EngelbertDolfus

Nationalstolz verbindet durch Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Es sorgt nicht dafür, dass ein Land besser zusammenarbeitet. Betrachte die Situation in Deutschland, das seit dem zweiten Weltkrieg den Zuzug von Ausländern braucht, um freie Arbeitsplätze zu besetzen. Hier verhindert der Nationalstolz die Integration, was man dann den Eingereisten vorwirft.

In der Türkei führt der Nationalstolz zur Zeit offensichtlich auch nicht zum starken zusammenarbeiten. Wer als Journalist auf Missstände hinweist, verschwindet unter fadenscheinigen Vorwürfen im Knast. Dabei ist die Kontrollfunktion der Presse ein wichtiger Teil eines gut funktionierenden Regierungssystems. Ein kindlicher Nationalstolz verhindert Selbstkritik und damit eine Chance für Verbesserungen.

Da ließ sich beim aufflammenden Nationalstolz im deutschen Naziregime auch klar erkennen: Abweichende Meinungen und Religionen brachten einen ins KZ. Das Klima der Angst sah nach außen zwar nach einem starken Zusammenhalt aus, aber was ist den real dabei herausgekommen: Deutschland lag in Schutt und Asche, ein gigantisches Volksvermögen wurde verpulvert und die internationale Zusammenarbeit massiv zerstört.

Wir könnten stolz sein, Menschen zu sein und diese wunderbare Erde zur Verfügung zu haben. "Menschen töten keine Menschen" wäre ein Leitspruch, der zu wirklichem Zusammenhalt führen würde. Wir könnten für einander einstehen ohne das auf Kosten anderer zu tun. Nationalstolz rottet dagegen nur eine kleine Untergruppe von Menschen zusammen, lebt aber davon, Menschen anderer Nationen auszugrenzen. Darum ist dies ein würdeloser Stolz.

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EngelbertDolfus 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 17:10
@mjutu

Einfach Nationalstolz mit Nationalismus verwechselt.

Bei Nationalstolz gehört jeder dazu der zum Land gehört.

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mjutu  22.07.2024, 17:43
@EngelbertDolfus

Der türkische Nationalstolz bezieht sich also auf auf Kurden und Armenier, die sich selbst nicht türkisch fühlen?

Ein Nationalstolz der Deutschen würde deiner Meinung nach auch mit hier liebenden Ausländern, Flüchtlingen und Eingebürgerten mit Migrationshintergrund verbinden? Nein, das klingt nicht plausibel. Eine Erklärung dazu: https://www.sueddeutsche.de/politik/patriotismus-nationalismus-1.4238724

Wie passt deine Idee, der "schwachen Linken" dazu?

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Armut spielt meistens eine Rolle bei Entwicklung von Nationalstolz. Nicht ohne Grund waren Albaner, Serben, Georgier genauso laut und vereint bei EM.

Naja, über die wirtschaftliche Stärke können die sich ja nicht freuen. Außerdem ist Atatürk sehr westlich eingestellt gewesen und hat einen Gottesstaat abgelehnt.


vanOoijen  22.07.2024, 17:23

Ja, wenn man Atatürk sieht sind das keine Erdoğan-Anhänger.

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