Warum sehen viele Menschen stottern als eine Art Sprachliche Behinderung?

8 Antworten

Weil es nun mal so ist. Vermutlich setzt DU aber sprachliche Probleme gleich mit geistigen Defiziten, wenn du selber andere als "normal" bezeichnest und das ist Unsinn. Dass es in der Kommunikation mit stotternden Menschen Probleme geben kann, sollte jeder wissen, denn der vokale Informationsfluss und die Gedanken schlagen komplett unterschiedliche Geschwindigkeiten an.

Also ich gehe so oder so mit jedem um wie ein normaler Mensch aber nun mal „behindert“ stottern ja schon den sprachfluss. Ich zumindest finde das absolut nicht schlimm und kann mich dann an die gesprächsbeteiligten „anpassen“.
deine Frage ist vielleicht sehr generell denn Stotterer die ich kenne finden in der Gesellschaft absolute Akzeptanz und haben soweit keine sozialen Probleme deshalb

Liebe Grüßes


daniell0013 
Beitragsersteller
 11.08.2023, 22:12

Danke für die Antwort. Ich wurde halt als kleinkind deswegen gemobbt. Jetzt, wo ich schon erwachsen bin (21), frage ich mich, ob Erwachsene Menschen gibt, die immer noch einen komisch anschauen werden oder ob die schon etwas mehr mitgefühl zeigen?

Da gibt es mehrere Ebenen:

Fachlich/medizinisch ist Stottern eine Redeflussstörung und ist als Behinderung anerkannt. Das bedeutet, stotternde Menschen können dafür einen Grad der Behinderung bemessen lassen. Dass Stottern als Behinderung gilt (medizinisch/fachlich), ist übrigens eine wichtige Grundlage für den Anspruch auf Nachteilsausgleich für stotternde Schulkinder, Auszubildende und Studierende. In dem Sinne ist es also etwas "Gutes".

Stotternde Menschen selbst können und sollten jeweils für sich persönlich entscheiden, ob und inwieweit ihr Stottern eine Belastung für ihren Alltag, für ihr Leben darstellt. Es gibt ja sehr unterschiedlich ausgeprägte Kernsymptome von Stottern.

Außenstehende Menschen, die also selbst nicht stottern und i.d.R. auch keinen Umgang mit stotternden Menschen haben, schätzen die Redeflussstörung leider meist falsch ein. Entweder sie verharmlosen sie ("wir stottern doch alle mal" oder "ist doch auch süß, irgendwie") oder sie dramatisieren ("das Kind wird niemals Freund haben" oder "was soll denn aus dem Jungen werden, mit dem Stottern"). Auch existieren noch viele Vorurteile, auf deren Basis dann - gut gemeint, aber oft ungebeten - Ratschläge erteilt werden, wie "Das liegt nur an der Atmung" oder "Singen hilft doch!" usw. usf. Als Stotternder wirst du das vermutlich auch schon mal gehört/erlebt haben.

Problematisch ist es an sich aber ja nicht, wenn jemand glaubt, Stottern sei ein "sprachlicher Defekt". Denn, so gesehen, ist es das ja wirklich. Problematisch (und nervig) wird es, wenn Außenstehende Rückschlüsse aus den noch immer weit verbreiteten Vorurteilen und Klischees ziehen und z.B. davon ausgehen, dass a) Stottern aufgrund eines Kindheitstraumas entstünde und/oder b) dass stotternde Menschen "einfach unsicher und verklemmt" sind und sich "nur trauen" müssten oder ähnlich.

Was hilft? Unserer Erfahrung nach: Darüber reden, also Aufklärung. Selbst ansprechen, was Stottern ist und was es nicht ist und wie man sich gut im Gespräch mit dir verhalten kann. Auch darüber gibt es ja oft Vorurteile.

Bei Bedarf: www.bvss.de/stottern/fakten und www.bvss.de/stottern/leben :-)

Alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wir sind ein Verein von Stotternden für Stotternde.

Es ist definitiv eine Art sprachlicher Behinderung, denn es hindert denjenigen am flüssigen Sprechen.

Mehr allerdings auch wieder nicht. Man kann also mit Stotterern selbstverständlich ganz normal umgehen.

Wenn man stottert, ist der normale Sprachfluss gestört, deswegen kann man auch von einer sprachlichen Behinderung sprechen.Man darf natürlich nicht den Fehler machen aufgrund des Stottern auch eine geistige Behinderung anzunehmen.