Warum romantisiert man die Vergangenheit?
Moinsen alle Zusammen, bin jetzt 21 Jahre und ich habe mir gerade den Wikipediaeintrag von Salvador Dalí durchgelesen. Dabei ist mir aufgefallen, wie verklärt ich diese Zeit (50er-90er) im Blick habe. Auch an meine Kindheit kommen fast nur positive Erinnerungen hoch. Ich habe mal gelesen, das unser Gehirn die negativen Momente unserer Vergangenheit im Nachhinein verdrängt als eine Art Schutzmechanismus, doch warum hat man (Ich in dem Fall) so eine Sehnsucht die Vergangenheit zu bereisen. Auch hier habe ich natürlich nur die für mich schönen Dinge im Kopf, die mir an diese Zeit so gefallen. Alles war entschleunigter, das Internet war noch nicht da (obwohl es natürlich immense Vorteile hat, so glaube ich, verfallen viele Menschen der Bequemlichkeit und lassen sich zu sehr vom Internet vereinnahmen) die Welt war noch nicht so Globalisiert und die Kunst und Musik aus dieser Periode faszinieren mich.
Natürlich bin ich auch voreingenommen durch Literatur, (großer Sherlock Holmes-fan) Musik (Frank Zappa) und natürlich Film. Doch auch dort wird die Zeit sehr romantisiert. Irgendwie versprühen diese Sachen einen gewissen Charm den ich nicht erklären kann. Es geht doch sicher auch vielen so, das sie manchmal auch gerne zu einer bestimmten Zeit aufgewachsen wären oder?
Es gibt auch viele Sachen, die hart waren zu dieser speziellen Nachkriegszeit. Viele hungerten und viele Städte lagen in trümmern, doch woher kommt diese Sehnsucht nach etwas unmöglichem?
7 Antworten
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Ohja, ich wäre auch gern in einer bestimmten Zeit (auch in einem anderen Land) und dort aufgewachsen, das kenne ich zu gut!
Allerdings finde ich jetzt nicht, dass man alles, was sich in der Vergangenheit abspielte, toll findet. z.B. würde ich nicht in der Kriegszeit leben wollen. Oder im Mittelalter... war auch eine grausame, harte Zeit.
Ich glaube einfach, dass wir uns auch von Dingen faszinieren lassen, die was älter sind. Das erlebt man ja allein schon bei den ganzen Forschungen über die Ägypter.. oder noch viel weiter vor zu den Dinosauriern, die Entstehung der Erde, das Universum...
Der Mensch ist wissbegierig, strebt nach unmöglichen Dingen. Egal, ob es als Geheimnis verborgen aus der Vergangenheit stammt oder ob es etwas noch unentdecktes ist, was in der noch fernen Zukunft liegt.
Warum wir Dinge romantisieren... nun das mit dem Schutzmechanismus hast du ja schon beantwortet. Ungern lassen wir unschöne Dinge in uns. Und wenn, dann verdrängen wir sie meist.
Wenn ich an meine persönlichen, schlimmen Momente denke, erinnere ich mich auch nur an grobe Fetzen. Ich weiß, dass es schlimm war, aber den 'Schmerz', den ich damals empfand, empfinde ich heute nicht mehr. Es ist verdrängt. Es sei denn, man kramt tief aus der Kiste raus und befasst sich intensiv damit, dann kommen die alten Gefühle hoch. Aber wenn wir ehrlich sind, steckt doch jeder seine Problemchen und Sorgen in eine verschlossene Schublade und schmeißt den Schlüssel weg. Ist nicht unbedingt förderlich bei der Verarbeitung von Dingen, aber so wirkt nun mal der Schutzmechanismus.
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Richtig. Oder dass man zumindest versucht, aus allem negativen ein positives Fazit zu ziehen. Also optimistisch zu bleiben, um sich selbst zu motivieren. :)
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Frueher war alles besser. Diesen Spruch hoert man oft und man fragt sich dann, warum ist das so?
Es ist ein Verdraengungsprozess der unangenehmen Erlebnisse seines schon abgelaufenden Lebens. Aeltere Leute erinnern sich jetzt auffaellig wieder an ihre Kindheit usw.
Mancher meint damit sogar die Kaeiserzeit und faellt damit natuerlich bei naeherer Betrachtung auf den Bauch damit.
Wie gesagt, ich sehe diese Sachen realistisch, Traeume sind erlaubt, die harte Wirklichkeit geht Morgen frueh um 7/00 Uhr weiter.
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Die Zeit bot Chancen, die Welt war weniger komplex. Der Rest wird ausgeblendet.
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Das Damalige hatte noch was. Stalking oder Mobbing gab es nicht - die Welt war einfacher, schlichter, ruhiger und bescheidener. Man freute sich auf den wöchentlichen Tatort-Krimi. Heutzutage laufen bis zu vier verschiedene täglich in den dritten Programmen und kein Hahn kräht kaum noch danach :)
Und musikalisch war diese Zeit ohnehin bisher nicht zu toppen...
DONNA SUMMER - "I Remember Yesterday"
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Das finde ich an der Zeit auch so schön. Dieses einfache und entschleunigte Leben. Vielleicht kommt es einem auch nur im Nachhinein so vor, doch manchmal ist unser digitales Zeitalter für mich einfach nur "anstrengend". Ich bin auch jemand, der gerne mal eine Platte auflegt und sich zur Musik entspannt, so spießig sich das anhören mag.
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Stalking und Mobbing gab es nicht? Haha, guter Witz. Das gab es immer schon!
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Die Begriffe sind zumindest relativ jung... damals kannte man dies nur unter "jemanden ärgern" :)
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Ja, die Begriffe sind erst vor kurzem hier "eingeenglischt" worden, da hast du natürlich recht. :)
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Ist schon 5 Jahre her aber ich geb trotzdem mal meine Antwort drauf: mich fasziniert ungemein, dass wenn man all die Sachen über die Geschichte erfährt erstmal verinnerlichen muss, dass die ganzen Sachen, auch wenn nicht exakt so, mal passiert sind! Alles ist passiert. Passiert gerade. Wird passieren. Genau wie wir den Moment gerade erleben, oder der das liest hier, so ist all das für aber milliarden von Menschen bevor passiert. Ob man jetzt 200 Jahre zurück geht. Oder 1000. sogar 4000. all diese Menschen lebten in ihrer Welt. Für sie gab es nicht mehr als das. In 2000 Jahren werden Menschen Artefakte von uns finden! Sie werden genauso beeindruckt von unserem Wissen sein, wie wir es von den damaligen Leuten der damaligen Zeit sind. All dies ist halt tatsächlich passiert. Einfach wow. Allein die Zeit trennt uns. Jeder der 50 ist und ein ungefähres Gefühl von seiner Lebenszeit hat, weiß dass er diese Zeit nur mal 20 nehmen muss und quasi im schon im soweit entfernten Jahr 1000 ankommt. All dies ist passiert! Das beeindruckt mich am meisten. Ganz zu schweigen von den 400Millionen Jahren vorher ohne Menschen. Oder den 4 Milliarden Jahren davor ohne Mehrzeller auf Erden. Oder den 8 Milliarden Jahren davor bei dem Urknall… da wirds dann ganz verschwommen. Was war davor? Ist Zeit für das wir sie halten nur eine Illusion?? Oh ja! Aber egal, weiterleben, was anderes bleibt keinem von uns… noch :), warten wir mal darauf, was die Technologie uns bringt, sodass wir vielleicht ganz andere Arten von Materie erzeugen können (nicht aus Atomen bestehend z.B)
Stimmt, sonst würde man auch in negativen Erinnerungen ertrinken von daher macht es schon Sinn, das man sich an das Positive klammert und weitermachen kann.