Warum reden viele Menschen schlecht über psychisch Kranke?

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Ich arbeite auch im Gesundheitswesen und bin auch immer sehr schockiert über Kollegen die sich teilweise sogar über psychisch kranke Menschen lustig machen. Eine Kollegin nannte Depressionen Einbildung und an Depression erkrankte Menschen "Aufmerksamkeitsuchende". Ich war selbst jahrelang in psychologischer Behandlung und konnte darüber gar nicht lachen. Mein Vorgesetzter auch nicht. Die Kollegin nach ihrer Abmahnung auch nicht mehr. Ich kann das auch nicht nachvollziehen warum es immer noch ein Tabuthema in unsere scheinbar so gebildeten Gesellschaft ist.

Weil sie egoistische Menschen sind, die nur ihr Ego wahren wollen. Sie meinen, dass psychisch kranke Menschen nichts wert sind. Die meisten psychisch Kranken haben mehr vorgebracht, als der Rest der kompletten Menschheit. Das ist auch der Grund, warum sie psychisch krank geworden sind.

Ich würde bei jeder Beleidigung einfach eine Anzeige bei der Polizei aufgeben und denjenigen wegen Verletzung der Würde verklagen.

Es sollte meiner Meinung nach keine Spaltung zwischen "psychisch krank" und "psychisch gesund" geben. Alle Menschen sind Menschen, die in Deutschland leben und sie sollten die gleiche Würde haben.


luibrand  19.01.2021, 22:20

"Die Würde des Menschen ist unantastbar.". Die globalen Tatsachen sehen leider anders aus. Und was auch nicht abgekanzelt werden sollte, dass psychisch stabile Menschen auch ein Anrecht auf dieses Menschenrecht haben. Die Erwartungshaltung von psychisch Kranken über die Inklusion hinaus halte ich mancherorts für unerträglich. (Das wird einen Shitstorm auslösen, insbesondere von den Betroffenen.) Wie steht es hier mit der Empathie, die pauschal allen psychisch stabilen Menschen so oft in Abrede gestellt wird ? Leider gibt es die beschriebenen Verfehlungen einiger Mitbürger und die sollten auch mit konstruktiver Kritik bedacht werden. Aber dann sollte auch sensibel darauf geachtet werden, WEM man diese Kritik angedeihen lässt.

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Wenn du eine solche Erkrankung hast, bist du halt für viele nicht mehr "normal" und komisch, weil du vielleicht Ticks hast, die andere nicht haben. Die meisten können sich damit nicht identifizieren oder nicht verstehen, wie sowas zustande kommt. Für einen gesunden Menschen ist es unvorstellbar, wie es ist Stimmen zu hören, die gar nicht da sind. Du legst vielleicht ein Verhalten an den Tag, was andere so nicht kennen und wo der ein oder andere sich fragt, wieso tut er das? Die können das nicht verstehen. In den meisten Fällen, bist du dann einfach Komisch. Viele sehen einfach nicht, dass es nicht unbedingt schlimm ist eine Psychische Erkrankung zu haben. Es sind meistens "Kleinigkeiten",die andere nicht ernst nehmen können oder wollen, eben weil sie das Problem nicht haben. Es fehlt das Verständnis, dass psychische Erkrankung, nicht gleich heißt, gewalttätig zu werden oder aus zu rasten.

Weil für die meisten Menschen unterbewusste Verdrängung die einzige Option ist. Eine viel bessere wäre folgende bewährte Methode. Du kannst sie bei deinen Patienten anwenden, wenn du magst.

Schau auf dich selbst. Wie fühlt es sich an, du zu sein?

Schon dadurch, dass du diese Sätze liest, schaust du dich selbst mit deinem geistigen Auge an und richtest deine Aufmerksamkeit für einen Augenblick darauf, wie es sich anfühlt, du zu sein – was du ich nennen würdest. Nach einiger Zeit wird es demjenigen besser gehen, und zwar auch dann, wenn er verständlicherweise nicht daran glaubt.

Wenn du dich auf die beiden Sätze nicht verlassen möchtest, kannst du die folgende, ausführliche Übung machen. Am besten bittet man jemanden, sie einem vorzulesen.

Setz dich, schließ die Augen und atme erst einmal nur. Finde heraus, wie es ist, deine Aufmerksamkeit bewusst zu kontrollieren. Richte sie jeweils eine Minute lang:

  • auf das Gefühl, wie deine Zunge in deinem Mund ruht, dann
  • auf das Gefühl, wie deine Füße auf dem Boden ruhen, und schließlich
  • auf das Gefühl des Luftstroms in deiner Nase.

Richte deine Aufmerksamkeit nun nach innen, indem du der kaum merklichen Wahrnehmung nachspürst, wie es sich anfühlt, du zu sein – was du ich nennen würdest. Du bist hier. Du kannst nicht leugnen, dass es dich gibt. Was macht dich gewiss, dass es dich gibt? Was macht es dir unmöglich, zu leugnen, dass du hier bist?

Wiederhole die Übung, wann immer du den Wunsch danach verspürst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Oft wird unter Freunden gesagt "Geh doch mal zur Therapie", das ist eine Abwatsche, wenn Freunde sich nicht die Mühe machen wollen, sich Problemen anzunehmen, sie nicht verstehen wollen und mit "so was" nix zu tun haben wollen.

Probleme, oder Verhaltensweisen, die nicht in ihr Bild reinpassen, werden abgewertet, und zum Seelenklempner oder zum Psycho doc abgewimmelt.

Diese Menschen haben keine Empathie und mangelndes Einfühlungsvermögen.

Nur wissen sie nicht, dass jeder mal in diese Lage kommen kann, einen Psychologen zu brauchen


MehlClaus  06.04.2021, 22:02

Ich weiss ja nicht ob die Kommentare hier berücksichtigen welche langanhaltende persönlichkeitveränderungen durch schmerzdistanzierende medikamente ausgelöst werden. Das geht bis zur emotionalen gefühlsabstumpfung. Ich selber merke das. Man wird immer antriebsloser da das belohnungssystem nicht mehr funktioniert. Das hat nichts mit gefährlich zu tun.

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