Warum muss man laut neuem Testament seine Eltern hassen?
Lukas 14:26
So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.
Matthäus 10.37
Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.
Im alten Testament steht jedoch;
Exodus 20:12
Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass deine Tage verlängert werden in dem Lande.
Was nun?
12 Antworten
Nein, aber allem den richtigen Stellenwert geben...
In der MacArthur-Studienbibel steht dazu:
"hasst. Die ähnliche Aussage in Mt 10,37* ist der Schlüssel, um diese schwierige Aufforderung zu verstehen. Das hier geforderte »hassen« bedeutet eigentlich weniger lieben. Der Herr forderte von seinen Jüngern eine Hingabe an ihn, die ihre Zuneigung zu allen anderen Dingen und Menschen - einschließlich ihres eigenen Lebens - wie Hass erscheinen lässt. S. 16,13; 1Mo 29,30.31 für einen ähnlichen Gebrauch des Wortes »hassen«."
[*= Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert" (Matthäus 10,37).]
Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu Lukas 14,25-27:
"Nach dem Geschehen im Hause des Pharisäers folgt ein Szenenwechsel: Wieder einmal ging eine große Menge mit Jesus, und er wandte sich ihr zu. Er legte seinen Zuhörern eindringlich nahe, es sich gut zu überlegen, ob sie ihm wirklich nachfolgen wollten, denn er war auf dem Weg, am Kreuz zu sterben. Tatsächlich verließen ihn dann auch alle, als er am Ende allein in Gethsemane betete und schließlich verhaftet und vor Gericht gestellt wurde.
Um den Ernst der Nachfolge möglichst drastisch zu veranschaulichen, sagte Jesus, dass man seine Familie und sich selbst hassen müsse, um sein Jünger zu sein. Genaugenommen wäre der Hass auf die eigene Familie eine Verletzung des Gesetzes. Da Jesus die Menschen aber immer wieder ermahnt hatte, das Gesetz zu halten, meinte er das sicher nicht wörtlich, sondern versuchte nur, den Stellenwert, den die Liebe zu ihm im Leben des einzelnen haben sollte, ganz klarzumachen (vgl. Mt 10,37).
Die Treue zu Jesus hat Vorrang vor der Treue zur Familie und auch vor dem eigenen Leben. Außerdem dachten die Leute wahrscheinlich wirklich, dass diejenigen, die gegen den Wunsch ihrer Familie Jesus nachfolgten, ihre Familie hassten.
Die zweite Forderung in der Nachfolge, auf die Jesus ausdrücklich hinwies, war, dass jeder sein (d. h. sein eigenes) Kreuz tragen und ihm nachfolgen müsse (Lk 14,27; vgl. Lk 9,23). Unter der römischen Oberherrschaft mussten Verbrecher oder Gefangene, die gekreuzigt werden sollten, ihr Kreuz häufig selbst zum Ort der Hinrichtung tragen. Das galt als schweigendes Einverständnis des Delinquenten, daß das Todesurteil zu Recht gefällt worden war, und als öffentliches Bekenntnis zur römischen Rechtsprechung. Wenn also Jesus seinen Jüngern einschärfte, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen, so meinte er damit ein öffentliches Bekenntnis der Jünger zu ihm und eine Nachfolge bis in den Tod, wenn es nötig war. Genau das verweigerte ihm die religiöse Obrigkeit Israels."
Es wird schlicht JESU Doppelgebot der Liebe gelehrt und nichts anderes:
"Liebe GOTT über alles und deinen Nächsten wie dich selbst" gibt das Verhältnis und den Stellenwert unserer Liebe an, die an 1. Stelle GOTT gebührt und gleichwertig zu allen Nächsten wie zu uns selbst.
So wie es in Matthäus 10,37 ausgedrückt ist, ist es richtig und klar und eindeutig formuliert: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, ..." und nicht so wie in Lukas 14,26: "So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, ...", weil es hier nicht um hassen geht, sondern um den Stellenwert der Liebe zu GOTT und zum Nächsten. Das muss man also bei Lukas entsprechend berücksichtigen, dass dies hier gemeint ist und es ja auch für jeden logisch sein sollte als Christ, wo JESUS immer wieder die Nächstenliebe betont, dass es da niemals um Hass zu seinen Nächsten gehen kann.
Hier noch die geistige Bedeutung des 4. Gebotes, denn alle 10 Gebote haben einen tiefen geistigen Sinn, der hinter den äußerlichen Worten steht:
2. Mo. 20,12 "Ehre Vater und Mutter, auf daß du lange lebest und es dir wohlgehe auf Erden“:
Gehorchet der Ordnung Gottes, welche ausgeht aus Seiner Liebe und Weisheit (d.i. Vater und Mutter), auf daß ihr lange lebet auf Erden unter Wohlergehen. Was ist langes Leben, und was ist dagegen ewiges Leben? Das „lange Leben“ bezeichnet das Leben in der Weisheit; und es wird „lang“ nicht als Dauer, sondern als Ausbreitung und stets größere Mächtigwerdung des Lebens verstanden; denn das Wort oder der Begriff „Leben“ schließt ja schon für sich die ewige Dauer ein. Aber das Wort „lang“ bedeutet durchaus keine Dauer, sondern nur eine Ausbreitung der Lebenskraft, mit welcher das lebende Wesen stets mehr in die Tiefen des göttlichen Lebens gelanget, und eben dadurch sein eigenes Leben stets vollkommener, fester und wirksamer macht.
Dieses hätten wir; aber das „Wohlergehen auf Erden“ – was besagt denn das? Nichts anderes als das Sich-zu-eigen-machen des göttlichen Lebens, denn unter der „Erde“ wird hier das Eigenwesen verstanden, und das Wohlergehen in diesem Wesen ist nichts anderes als das freie Sein in sich selbst nach der völlig sich zu eigen gemachten göttlichen Ordnung.
Das "hasst" ist falsch übersetzt.
Es sollte heißen: "wer nicht weniger liebt" (Gal.5,14; 1.Joh.4,20).
Man spricht hier von der "orientalischen Übertreibung", aber dazu muss man weltoffen genug sein, um das Temperament dieser Dramaturgie nachzuvollziehen. Die Bibel erzählt uns Geschichten auf literarische Weise, teilt Erfahrungen und trägt Gesellschaftskritik mit sich, die sich auf unser Leben übertragen lässt.
Wenn man ein paar Verse vor Lukas 14:26 liest, sticht hervor, dass die Menschen eher mit alltäglichen Dingen beschäftigt sind statt sich mit der Zuwendung zu Gott und die damit verbundenen Lehren von Jesus.
Statt ein Leben zu führen, das sich nur um sich selbst dreht, verlangt die Bibel sich voll und ganz dem Pfad Gottes hinzugeben und sich - wenn nötig - von Familienbande zu lösen.
Zu der damaligen Zeit unter den Pharisäern und nach Ansicht der ersten Christen archaischen Gesellschaft, der "Mainstream", wenn man so will, war es nicht unüblich, dass Familien versuchten ihre Kinder von Jesus abzuhalten. Nötig ist es Gott mehr zu lieben als alles andere. Die Liebe muss so groß sein, dass man bereit ist sich von egoistischen Handlungen zu lösen und sich von den damaligen Traditionen zu trennen. Eigentlich etwas sehr rebellisches - das haben Christen auch von der Obrigkeit zu spüren bekommen. Gott muss im Mittelpunkt des Lebens stehen. Damals wie heute müssen Christen in manchen Ländern mit Ausgrenzung oder Verfolgung rechnen (Nordkorea ist ein prominentes Beispiel).
Stell dir nun vor, du lebst in Nordkorea und deine Familie ist durch und durch kommunistisch und halten an der Irrlehre des nordkoreanischen Regimes fest (ich erwähnte eingangs bereits die Übertragung ins eigene Leben). Du musst sogar deinen Glauben im geheimen ausleben, die Gesellschaft und Familie grenzt dich sonst aus. In dem Fall verlangt Jesus nicht wortwörtlich von uns, unsere Familie deswegen zu hassen, du sollst schließlich deinen Nächsten lieben (auch Matthäus, 22:39). Trotzdem soll man sich nicht beirren lassen und Christus nachfolgen.
Damit ist mit Jesus Aussage "Hass" gemeint, was sich übrigens in anderen Bibel-Übersetzungen als "verachten" liest - und da sind sich die Theologen einig - dass Jesus jedem die Wichtigkeit der geistlichen Gemeinschaft bzw. die Gemeinschaft der Heiligen im Vordergrund stehen muss als die eigene Familie.
Es geht um Zusammenhalt, Solidarität und einen spirituellen Kollektivismus. Das wird - ebenfalls in Matthäus, 12:46 - deutlich:
46 Als er noch zu dem Volk redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden. 47 Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden. 48 Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? 49 Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! 50 Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.
PS: Es stimmt nicht, dass aus dem AT oder NT willkürlos Verse rausgenommen werden und so gedreht, damit sie passen. Wenn etwas aus dem AT nicht im NT durch Jesus widersprochen wird, ist es für voll zu nehmen - Das ist in dem Fall die Familie zu ehren. Ich kann meine Familie ehren, sie trotzdem für ihre Intoleranz nicht akzeptieren und den Weg Gottes in meinen Mittelpunkt stellen. Jesus war ein Gegner der barbarischen Steinigung (den bekannten Vers kennt jeder), bedeutet: im AT war es noch Praxis, im NT wird es allerdings durch die christliche Lehre revidiert. Christen dürfen so etwas nicht tun.
Viele Grüße
Hallo Lolita,
Wenn Du wüsstest, wer Jesus ist, und wie er denkt, dann würdest Du diese Aussagen richtig verstehen, so, wie er es gemeint hat. 😊
Ansonsten steht es Dir frei alles negativ deuten, damit Du auch alles andere von Jesus nicht ernst nehmen brauchst. 🙏