Warum Minimalist werde?

5 Antworten

Bei mir gab es keinen bestimmten Schlüsselmoment. Es war bei mir seit der Jugend bereits so, dass ich irgendwann einfach keine wirklichen materiellen Wünsche mehr hatte. Auf sowas wie schnelle Autos, teure Uhren oder Eigenheime habe ich einfach keinen Wert gelegt. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie es kam, dass ich eher konsumkritisch eingestellt wurde.

Ab wann zählt man als Minimalist? Wenn man nur 100 Dinge hat? Wenn ja, ab wann ist ein Ding ein Ding? Zum Beispiel besteht ja allein schon ein Bett theoretisch aus ehreren Teilen (Decke, Kissen, Bettbezug, Lattenrost, Gestell, eventuell Schrauben usw.). Streng genommen wären die 100 Dinge dann für niemanden erreichbar - außer man lebt in einer möbilierten, voll ausgestatteten Wohnung. Aber ist das dann nicht "geschummelt"? Da einem die Sachen zwar offiziell nicht gehören, dennoch aber ist man dafür zuständig?

Die Anzahl der Dinge die man besitzt, sagt also ziemlich wenig bis gar nichts darüber aus, wie minimalistisch man tatsächlich lebt. Leider verstehen viele unter dem Minimalismus nur eine radikale Art des Aufräumens, was es für mich nicht ist. Es ist nicht zwingend ökologischer, weniger zu haben, manchmal sogar ganz im Gegenteil. Die Prämisse "Im Zweifelsfall lieber weg damit, meistens braucht man es sowieso nie wieder - und wenn doch, kann man es sich zur Not ja nochmal nachkaufen" ist doch gerade die konsumorientierte Sichtweise, von der der Minimalismus ja wegkommen will. Manchmal ist es sogar besser, bequemer und ökologischer, Dinge in seinem Hausstand zu haben die man nur ganz selten mal braucht.

Für mich bedeutet Minimalismus nicht zwingend, auf Krampf so wenig wie möglich zu haben (und sich ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn man drei T-Shirts hat und sich fragt, ob es nicht viel minimalistischer wäre nur zwei T-Shirts zu besitzen), sondern es bedeutet in seinem Leben nichts Unnötiges zu haben. Keiner braucht einen vollgestellten Keller mit Ramsch drin, der so voll ist dass man sich nicht einmal erinnern kann was da eigentlich genau liegt. Und keiner braucht irgendein Statussymbol bei dem es nur darum geht, irgendwelche Fremden zu beeindrucken die man nie wieder sieht.

Mir ging es mit 20 so, dass ich mein vollgestelltes Kinderzimmer irgendwann einfach nicht mehr sehen konnte. Das meiste war irgendein Deko-Ramsch, den ich nie schön fand, sondern immer mal wieder geschenkt bekam und ihn achtlos einfach aufs Regal gestellt habe. Ich habe immer Stück für Stück alles ausgeräumt und in Kartons vorsortiert. Als ich mit 22 in eine WG gezogen bin, habe ich alles mitgenommen was ich brauchte, die Sachen die ich für meine erste richtige Wohnung mal brauchen werde habe ich einfach im Karton dort gelassen, und den restlichen Ramsch habe ich dann immer nach und nach gespendet. Es waren insgesamt vier Wäschekörbe voll, die weg sind.

Seit ich mit 24 dann in meine eigene Wohnung gezogen bin, habe ich alles ganz bewusst nur sehr minimalistisch eingerichtet. Natürlich nicht in dem Sinne, dass ich nur eine Matratze, eine Kochplatte, ein kleiner Kühlschrank, ein Topf, ein Teller und ein Löffel besitze und mehr nicht. Nein, eher in dem Sinne dass sie nicht überladen ist, mit Dingen die mir nicht gefallen. Ich kaufe mir nur ganz selten neue Dinge (und wenn, dann denke ich immer exzessiv darüber nach ob ich das denn jetzt auch wirklich brauche).

Als ich noch ein Auto hatte, kam es mir so vor als wenn ich mich ständig um das Auto kümmern muss. Es heißt ja nicht ohne Grund "Besitz verpflichtet". Ab dem Zeitpunkt habe ich mit dem Minimalismus angefangen. Inzwischen kaufe ich nur noch neue Dinge, wenn alte Sachen kaputt gehen oder es wirklich eine Erleichterung für mich darstellt. Ich lebe sehr gut und befreit aufgrund des Minimalismus.

Bei mir war es kompletter Zufall

Meine Familienmitglieder sind alle Konsumfreaks. In diese Schiene wurde ich auch von Anfang an reingepresst, bis ich im Internet auf das Thema gestoßen bin. Mir fiel es nie schwer, mich von Dingen zu trennen, also habe ich direkt losgelegt mit ausmisten, meditieren und was alles so diese typischen Merkmale von minimalisten sind... Meine Familie ist da nicht so begeistert von, dass mein Zimmer gefühlt leer steht. (bin 14) Meine Schwester hat mich sehr komisch angeschaut, als ich ihr gesagt habe, dass ich keine Geschenke mehr möchte. (Sie kauft mir immer irgendein Zeugs von so 1€ Läden)

Ich bin aber meinen eigenen Weg gegangen und ich bin super glücklich darüber <3

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dann definiere zunächst, wie ein Minimalist Deiner Meinung nach leben sollte. Denn das ist auch immer etwas sehr Individuelles. Es wird Dir GAR nichts nützen, Vorbildern nachzueifern. Da bekommst Du auch keinen Orden für. Du solltest also schon wissen, warum Du es für Dich tun willst.

Wir werden von Anfang an dahin erzogen, viel zu konsumieren. Das sieht man sogar schon an Grundschulkindern, die ständig wetteifern mit den Dingen, die sie sich wünschen und bekommen haben. Hast Du da mitgemacht? Würdest Du das jetzt anders machen?

Ich bin bescheiden erzogen worden. Meine Eltern waren - binichfroh - keine typischen Konsumenten. Aber sie waren auch Kriegskinder gewesen - ohne Nachholbedarf. Man hatte nichts und musste sparen. Das war im Gehirn verankert. Insofern bin ich von Natur aus Minimalist. Und steh zu mir. Ich komme damit bestens klar.


Schmitti377 
Beitragsersteller
 11.11.2021, 10:45

Naja als Kind hatte ich schon viele Sachen aber nix davon war neu, alles gebrauchte Sachen von Verwandten was dann einfach weitergegeben wurde. Also auch meine Geschenke selten Neukäufe :) Trotzdem hatte meine Familie den Drang Sachen zu sammeln (vermute das kam daher das sie früher in Armut aufgewachsen sind und daher nichts hatten).

Ich selber hab auch unglaublich viele Sachen angesammelt, Kleidung die zu klein ist (man hat ja immer die Hoffnung das es mal passen könnte) oder auch Bücher die ich nie gelesen habe. Ich fühle mich langsam echt überfordert mit den ganzen Sachen, mich stresst (es ist auch unordentlich weil ich keinen Platz mehr habe).

Für mich persönlich bedeutet Minimalismus das ich es schaffe mich von Sachen zu trennen, eine ordentliche Wohnung habe und nicht andauernd spontan Käufe tätige :) Mich hat einfach auch interessiert wie andere das so handhaben, vor allem weil es mir sau schwer fällt Sachen wegzugeben (könnte man ja doch irgendwann mal brauchen)

AriZona04  11.11.2021, 10:48
@Schmitti377

Dann wirst Du den Minimalismus für Dich nie finden. Sorry. Wer ein Messi ist, bleibt auch einer. Du musst den Sinn schon sehen und das Wollen in Dir ganz groß schreiben.

NimCil  11.11.2021, 13:58
@AriZona04

würde ich nicht einfach so behaupten und relativ frech dass du dies so „entscheidest“

AriZona04  11.11.2021, 18:03
@NimCil

Ich entscheide gar nichts. Und ich bin auch nicht frech. Beobachte Dich selbst und sag mir in ein paar Tagen, ob sich etwas verändert hat. O.K.?

NimCil  11.11.2021, 19:19
@AriZona04

„Dann wirst du den Minimalismus für dich nie finden“. Du bist einfach verloren..

AriZona04  11.11.2021, 19:21
@NimCil

Beweise mir das Gegenteil! 😉 Melde Dich in 3 Wochen wieder und berichte mir.

Man muss nicht gleich ins Extreme gehen..

sortiere aus, was du nicht brauchst, schaffe dir nicht ständig neue Sachen an, die du evtl auch nicht brauchst und räume in deinem Leben auf…


Schmitti377 
Beitragsersteller
 11.11.2021, 10:39

Das ist ja Minimalismus im Prinzip, es geht ja darum sich bewusster beim Einkaufen zur verhalten...